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Mueller und die Schweinerei

Mueller und die Schweinerei

Titel: Mueller und die Schweinerei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raphael Zehnder
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abblitzen lassen. Dass Menschen hätten sterben können, war mir im Moment des Handelns nicht bewusst. Zum Glück ist es anders gekommen.
    8.   August, unterschrieben, Paul Meierhans.«
    Er lässt Meierhans das Blatt überfliegen.
    »Erkennen Sie dieses Dokument?«, fragt der Müller pro forma. Ist ja erst vier Tage alt.
    »Ja«, sagt Meierhans.
    »Irreführung der Staatsgewalt«, sagt der Müller. »Im Alltagsgebrauch: Lüge durch Weglassung. In diesem Protokoll steht nichts von den 50’000   Franken und nichts von der ›International Gastro Finance SA ‹, die Sie angeblich für dieses Giftattentat auf Scharpfs Restaurant bezahlt hat.«
    Die Fliege fliegt stur ihre lächerlichen Figuren, stumpfsinnigen Loopings und sinnlosen Schleifen, angesteckt wohl von der Anspannung im Raum. Sagt sie ein Gewitter voraus?
    »Ich habe doch schon alles ausgesagt, auch das mit den 50’000. Warum holen Sie bloss so ein altes Protokoll hervor?«, sagt Meierhans.
    Der Müller aber geht nicht auf die Frage ein: »Weshalb sollte eine Steueroasenfinanzgesellschaft ausgerechnet Sie anheuern, um einen eigenen Mann auszuschalten?«
    Meierhans, etwas beleidigt: »Warum ›ausgerechnet‹ mich? Was meinen Sie damit?«
    Der Müller: »Das fragen wir uns auch.«
    Gustav Weiermann, auch heute in der Rolle des Psychos im Hintergrund, geht über zum Modul »Nadelstiche gegen das Nervensystem«: Er schnäuzt sich geräuschvoll und faltet das sichtlich gebrauchte Taschentuch gerade noch zusammen, bevor die Fliege sich darauf verlustieren könnte.
    Der Müller, er lässt nicht locker: »Herr Meierhans, woher wissen Sie, dass es die ›International …‹ ach, weshalb ist dieser Firmenname so lang … die IGFSA war, die Ihnen die 50’000 bezahlt hat? Ich nehme nicht an, dass die sich mit ihrer Visitenkarte identifiziert haben.«
    Ein Leuchten überhuscht das Gesicht des Hawaiihemdträgers. »Natürlich nicht«, sagt er.
    Müller: »Wie wissen Sie’s dann?«
    Meierhans ist auf dem festgeschraubten Stuhl um zwei Zentimeter gewachsen. Nimmt der erfahrene Polizeimann sofort wahr. War die richtige Taktik vom Müller angewendet: den Befragten aufbauen, unter dem Schuldbewusstsein und der Angst vor Regensdorf seine Eitelkeit hervorlocken. Seine Eitelkeit, dass er clever ist. Nein: war.
    »Natürlich sind die nicht offen aufgetreten«, sagt er, »aber ich habe es herausgefunden.«
    Einwurf Bucher Manfred: »Wie?«
    »Blacky. Er war mit mir beim Fressbalken. Er hat die Geldübergabe beobachtet und fotografiert. Diese Digitalkameras sind ja mittlerweile so klein und machen gute Bilder. Wir haben diese Bilder.«
    Der Müller: »Sie haben diese Bilder einfach genau angeschaut und Ihnen war klar: Da steckt die ›Interna…‹ ach … die IGFSA dahinter?«
    »Nein, nein«, Meierhans winkt ab, »auch da hat mir Blacky geholfen.«
    Und Müller: »Wie das?«
    »Blacky hat ein weltumspannendes Informationsnetz zur Verfügung«, sagt Paul Meierhans. Und erzählt: Motorradclub »Thunderstorm MC « hat Chapters, also Sektionen, auf der ganzen Welt und sogar in Thailand. Da kann Blacky vieles herausfinden. Das läuft dann so: Zürich  Boulogne-sur-Mer (Europazentrale)  Sacramento (Weltzentrale)  Verästelung in die Einzelstaaten auf der Welt. Wäre komplizierte Zeichnung. Rockerdienstweg. Alle zeigen Fotos, fragen herum, diskutieren, googeln, erinnern sich. Elektronisch kostet das ja heute gar nichts mehr, Blackys Fotos nach Boulogne-sur-Mer und Sacramento und dann überall in die Welt hinaus zu vervielfältigen. Und plötzlich eine Rückmeldung von draussen, aus der Welt.
    Jedenfalls wurden zwei der drei Männer zweifelsfrei identifiziert, lokalisiert und der IGFSA zugeordnet, nicht eidesstattlich, aber durch »Thunderstorm MC «-Ehre garantiert. Deshalb Paul Meierhans sicher: war Auftrag der IGFSA .
    Warum will IGFSA eigenen Mann Scharpf loswerden? Wird Kern der nächsten Vernehmung mit dem Biowunder.
    Jetzt aber weiter mit Meierhans, dem wie zum Dank die Polizei kühles Mineralwasser mit frischen Bläschen einschenkt, dass es prickelt. Meierhans nimmt einen Schluck.
    »Wenn bloss diese Scheissfliege nicht immer auf mir herumtanzen würde«, schreit Meierhans plötzlich, rot angelaufen, seiner Restruhe total verlustig gegangen.
    Um Ihre Frage zu beantworten: Nein, die Polizei beschäftigt keine speziell abgerichteten Fliegen. Nur Hasen, Pferde und Hunde.
    Weiermann schnallt sich den Gürtel ab, beginnt damit in der Luft herumzuschlagen, will die Fliege

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