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Mueller und die Tote in der Limmat

Mueller und die Tote in der Limmat

Titel: Mueller und die Tote in der Limmat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raphael Zehnder
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Music›. Stellen Sie sich vor, so ein bescheuerter Name. Und das konnte ich nicht zulassen. Also habe ich Sandra nachts zum Unteren Letten gelockt, ihr eins über den Schädel gezogen und sie ins Wasser geworfen.»
    Der Müller und die Polizei lassen hier grausame Zeitmomente verstreichen, um dem Geständnisfreudigen die Ernsthaftigkeit der Lage in den Kopf sickern zu lassen. In diesem Moment kommt kurz Weiermann Gustav mit seinem Horn auf der Stirn ins Verhörzimmer, brummt irgendetwas mit seinen roten Augen, das keiner versteht, und geht wieder. Hat natürlich Methode: Du denkst, du bist im Irrenhaus. Macht dich mürbe, so was.
    Und Sphinx Bucher Manfred, der wirklich schon ziemlich zu dünn ist für seinen Anzug, bricht sein Schweigen: «Die Leiche wurde am Oberen Letten gefunden, kann aber nicht selber vom Unteren Letten hochgeschwommen sein. Der Schädel der Verstorbenen wies keinerlei Verletzungen oder Spuren eines oder mehrerer Schläge auf.»
    Hier kleine Pause, weil Manfred daran denkt, wer die Autopsie durchgeführt hat: Dr. Brenda Marquardt (noch immer in Hamburg, kommt aber am Montag wieder).
    Und Bucher Manfred: «Herr Maurer, Sie haben für die ganze Nacht von Samstag auf Sonntag ein Alibi. Ist mehrfach bestätigt. Schriftlich.»
    Und der Müller folgerichtig: «Sie haben Sandra Molinari nicht getötet. Warum erzählen Sie uns solchen Unsinn?»
    Und hinter ihm schnauft Catanzaro Rocco, du denkst, er ist ein Beuteltier mit Logorrhö.
    Im Verhörzimmer 419 ist es heiss wie die Hölle, und das Hemd klebt an Bucher Manfreds etwas weniger stattlicher Gestalt, und das T-Shirt klebt an Johnny, und er fragt, ob er rauchen darf. «Raucherlaubnis erteilt», sagt der Müller, und Rocco keucht und hustet präventiv, aber auch das gehört zur Schau, ist nicht unraffiniert, aber Johnny schweigt noch immer.
    «Warum erzählen Sie uns solchen Unsinn?», fragt Müller Beni again und again. «Sie sind kein Mörder. Sie decken jemanden. Warum? Hat Sie jemand in der Hand? Was haben Sie wirklich auf dem Kerbholz?»
    Und das ist schon hart, wenn man jemandem so zusetzen muss. Das ist nicht jedermanns Sache. Aber halt Buchers und Weiermanns und Catanzaros Beruf. Und eigentlich ja auch vom Müller, richtig wieder (vielleicht), falls er die posttraumatischen Turbulenzen vollständig verdaut.
    Und jetzt sagt Johnny: «Ich will den Müller allein sprechen.»
    Und Bucher und Catanzaro verlassen das Verhörzimmer.
    Nachdem Manfred und Rocco die Stahltür hinter sich verschlossen haben, weiten sich Johnnys Augen vor Entspannung.
    Das Aufnahmegerät ist natürlich weiterhin im Raum und zeichnet jedes Knistern eines Schweisskorns auf. Und die anderen schauen hinter undurchsichtiger Scheibe zu, ist ja klar.
    Allen ist bewusst, dass das Zwischenmenschliche natürlich auch bei polizeilichen Ermittlungen eine gewisse Rolle spielt. Das weiss man heutzutage auch bei der Polizei. Zwischen dem Müller und Johnny hat sich so ein dünner Hauch von Vertrauensverhältnis gebildet, auch weil der Müller in der Küche an der Ankerstrasse soundso war, als die Schüsse von der Strasse den Putz zum Bröseln brachten. Und der Müller den Johnny sofort runtergerissen aus der Schusslaufbahn. Eigentlich ist er sein Lebensretter. Und Johnny, obwohl geflunkert und gelogen und falsche Geständnisse (das ist jetzt polizeilich erwiesen), hat gegenüber dem Müller gestanden, den Müller solo und in Privataudienz verlangt und bekommen, und jetzt kann er auspacken, als wäre es Weihnachten, mit Schleifchen drum. Jetzt bitte sehr die ganze Wahrheit erzählen und nur die und nichts als die, ich schwöre es. Darum streckt der Müller Beni dem Johnny erneut das Zigarettenpaket hin: «Bitte.» Und Johnny nimmt, und der Müller gibt Feuer – ist fast wie ein Symbol, hey! – und Johnny lehnt sich zurück, dass ihn der Stuhl in den Ischias zwickt.
    Bequem ist es nicht im Verhörzimmer 419. Hier wird nicht auf Kosten des Steuerzahlers Geld auf Mobiliar und Arbeitszeit und Luxus für Kriminelle verwendet. Nein, nein, prosaisch karger Raum, eben Verhörzimmer, alte Metallstühle, am Boden festgenagelt, damit keiner in Versuchung kommt.
    Müller versucht es nochmals: Warum erzählt Johnny dem Müller solchen Quatsch? Warum macht er sich zum Siebenfachmörder in zwei Tatkomplexen?
    Johnny raucht bedächtig seine letzte Zigarette vor dem Beginn der Eskalationsstufe des Verhörs, der Müller sitzt ihm gegenüber.
    Und endlich beendet Johnny sein Schweigen: Rauchausstoss,

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