München - 2030
Eintrittskarten in seiner Hand hielt.
(Aufgrund der Vergreisung der Fans waren nun auch Rockstars dazu gezwungen Auftritte in Altersheimen abzuhalten, sofern sie ihr Publikum noch erreichen wollten.)
»Aber das ist noch lange nicht alles ... «, sagte er. »Es kommen nicht nur die Rolling Stones, Haus Sonnenschein feiert sechzigjähriges Jubiläum und zu der Feier sind haufenweise Bands geladen. Unter anderem werden AC/DC und Black Sabbath auftreten.«
Nun begannen Charlys Augen so richtig zu leuchten.
»Ozzy Osbourne wird nach Haus Sonnenschein kommen«, jubelte er und hielt Karten in die Luft.
Charly war ein ausgesprochener Ozzy-Osbourne-Fan und hatte in seiner Sammlung beinahe jede Scheibe, die dieser bislang herausgebracht hatte. Inklusive einiger Bootlegs, die er sich auf Sammlermärkten unter der Hand erstanden hatte. Und der Umstand, dass Ozzy Osbourne nun mit seiner alten Band, Black Sabbath auftrat war für Charly ein Highlight, das nicht zu übertreffen war. Zuletzt hatte er Black Sabbath, gemeinsam mit Ozzy Osbourne, bei ihrem Auftritt 2013 gesehen, wo die Band das zu der Zeit neue Album » 13 « präsentiert hatte.
»Sie geben ein Livekonzert auf Ebene 1. Und Arno hat für uns Karten bekommen. Es ist sogar eine zu viel und wir können Susann fragen, ob sie mitkommen möchte. Am kommenden Wochenende spielen sie schon!«
Den nächsten Samstag Abend war in Haus Sonnenschein Party angesagt. Charly und Victor hatten Susann die übriggebliebene Eintrittskarte mitgebracht und als sie hörte, dass die ROLLING STONES auftreten würden, war sie sofort davon begeistert mitzukommen. Susann suchte sich ihr schönstes Kleid aus dem Schrank und bevor sie aufbrachen, verbrachte sie noch eine Zeit vor dem Spiegel, um sich zu schminken und die Haare zurecht zu machen. Das Ergebnis war umwerfend. Sie sah so faszinierend gut aus, dass während der Busfahrt zwei alte Knacker aufstanden und Susann einen Platz anboten und ein weiterer, vereinsamter Alter, ihr einen Heiratsantrag unterbreitete. Erst als Victor seinen boshaftesten Blick aufsetzte und demonstrativ seinen Arm um Susann legte, ließ sich der senile Greis, begleitet von einem herzzerreißenden Seufzer, davon abringen sie heiraten zu wollen.
Als der Bus die Haltestelle von Haus Sonnenschein anfuhr, atmete Victor erleichtert auf, endlich würde er die Plagegeister, die ihm Susann abspenstig machen wollten, los werden.
Die Straße vor Haus Sonnenschein war mit teuren Limousinen zugeparkt und Flutlichtstrahler warfen die Fassade des Altenwohnheims in ein taghelles Licht. Haus Sonnenschein hatte auch externe Gäste geladen, die sich den Eintritt leisten konnten.
Vor dem Eingangsbereich war ein roter Teppich ausgelegt und links und rechts des Teppichs waren Fackeln aufgestellt. Eine größere Schlange, bestehend aus reichen Alten in Abendgarderobe stand dort, die darauf warteten eingelassen zu werden.
An der Pforte bekam jeder der Gäste, von den Security ein neonfarbenes Bändchen mit der Aufschrift Ebene 1 um das Handgelenk gebunden oder wahlweise ein buntes Partyhütchen mit Haus-Sonnenschein-Logo aufgesetzt.
»Ist das der Ude?«, flüsterte Susann und sah zu einem alten ergrauten Herrn mit lichter Stirn, randloser Brille und Oberlippenbart, der zwar für sein Alter noch verhältnismäßig viele Haare auf dem Kopf trug, aber gekrümmt an einem Stock ging. Er war in Begleitung einer betagten Dame, die in ein rotes Abendkleid gekleidet war. Doch als sich Charly umdrehte, hatte sich ein anderer Alter vorgedrängt und der Blick auf den Bürgermeister war verstellt.
»Ich kann niemanden erkennen«, erwiderte Charly und dirigierte Victor und Susann weiter zum Personaleingang, vor dem eine Handvoll Bedienstete anstanden. Am Eingang bekamen sie von einem Security-Mitarbeiter jeweils ein Bändchen ums Handgelenk gewickelt und Charly lotste sie dann einen Gang entlang, der in eine große Halle mündete, die mit Gästen bereits gut gefüllt war. Die Party fand in der Sonnenschein-Mehrzweck-Halle statt, die über 10.000 Besucher fassen konnte.
Haus Sonnenschein hatte zu seinem sechzigjährigen Jubiläum wirklich an nichts gespart. Gleich hinter dem Eingangsbereich waren haufenweise Büffets errichtet, wo alle möglichen Köstlichkeiten zum kostenlosen Verzehr aufgetischt waren. Ringsum waren Videoleinwände aufgestellt, die Mittschnitte von verschiedenen
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