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München - 2030

München - 2030

Titel: München - 2030 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Golfidis
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Charly und hielt die Karte erneut vor eine Türe, an der sie gerade angelangt waren. Ein leises Surren ertönte und sie bewegte sich automatisch zur Seite. Sie standen vor einer Werkstatt.
                »In Haus Sonnenschein gibt es jede Menge Rollatoren und irgendwer muss sie instand halten«, erklärte Charly mit seiner Hand in die Werkstatt weisend. »Und für diesen Job gibt es wohl keinen besseren als dich.«
     
    Beim Anblick der Werkstatt hellte sich Victors Miene schlagartig auf. Zahlreiche Rollatoren standen an der Seite die offensichtlich einer Überholung bedurften, bei manchen waren Räder abgegangen, einigen war die Halterung des Korbes gebrochen und etlichen sah man an, dass sie dringend neue Farbe benötigten. Victor bemerkte, dass sich in dem Raum, neben haufenweise Werkzeugen und einer Richtbank, auch drei komplett ausgestattete Arbeitsbereiche befanden.
                »Es gibt noch zwei Aushilfsmitarbeiter, die dir etwas zur Hand gehen«, erläuterte Charly auf Victors fragenden Blick, »aber du bist der Chef!«
    Insgeheim hatte Victor immer davon geträumt, einmal eine ganz reguläre Werkstatt zu betreiben, wo er die Rollatoren herrichten konnte.
                »Dein Vorgänger«, Charly bekreuzigte sich und sah fromm nach oben, »hat vor ein paar Tagen inmitten der Arbeitszeit den Löffel abgegeben. Ein Herzinfarkt hat ihn ins Jenseits befördert.«
    Plötzlich hörten sie hinter sich Schritte nahen.
                »Ist das der Neue?«, fragte Jemand.
    Es war der Abteilungsleiter.
                »Ja, das ist Victor«, stellte Charly dem Abteilungsleiter, den neuen Rollatormechaniker vor.
    Der Abteilungsleiter sah genauso aus, wie ihn sich Victor vorgestellt hatte. Er trug lange graue Haare, die er am Hinterkopf zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden hatte. Er war gut beleibt, wirkte aber nicht dick. Und er hatte warme gutmütige Augen.
                »Hallo«, sagte der Abteilungsleiter und hielt Victor seine Hand zur Begrüßung entgegen, »ich bin der Abteilungsleiter, aber du kannst mich gerne Arno nennen, wie alle hier.« Dann rückte er näher an Victor heran und senkte seine Stimme.
                »Ein etwas schwieriges Klientel, was wir hier zu versorgen haben«, sagte er, »aber der Job ist in Ordnung!«
     
    Etwa zwei Wochen darauf hatte sich Victor in Haus Sonnenschein bereits gut eingearbeitet.
    Nachdem er sich nun regelmäßig gegen sieben Uhr morgens mit Charly auf den Weg in die Arbeit begab, wartete eines Tages Susann im Hausgang auf ihn.
                »Das finde ich toll, dass du jetzt arbeiten gehst«, sagte sie begeistert und drückte Victor zum Abschied zärtlich einen Kuss auf die Wange.
                Als Victor aus dem Haus ging strahlte er wie ein Honigkuchenpferd.
                »Es scheint, dass du mit der neuen Arbeit wieder höher im Kurs stehst«, äußerte Charly, der Susanns Gefühlsausbruch mitbekommen hatte und grinste.
     
                In Haus Sonnenschein angekommen, benutzten die beiden den Personaleingang und fuhren dann mit dem Highspeed-Schrägaufzug in Ebene 4. Charlys Arbeitsbereich lag weiter vorne in Nähe des Aufzuges, um dorthin zu gelangen musste er einen Durchgang vorher abzweigen.
                »Ich hole dich zur Mittagspause ab«, sagte Charly noch und verschwand in einen Korridor.
    Als Victor schließlich an seiner Werkstatt ankam, wartete schon eine gepflegte, ältere Dame mit ihrem Rollator davor. Sie war offensichtlich aus Ebene 1 - vielleicht eine Politiker-Gattin. Sie war in einen grünen Lodenumhang gekleidet und führte einen Rassehund mit sich, der ebenfalls einen grünen Mantel anhatte.
                »Mach mal schön Platz, Schnuffi«, sagte sie. Der Hund setzte sich und hob artig sein Pfötchen, während er sein Frauchen bettelnd ansah.
                »Brav Schnuffi«, lobte ihn die Alte und kramte aus ihrer Tasche ein Leckerli hervor, das sie dem Hund ins Maul schob – dann wandte sie sich an Victor.
                »Hallo Herr Victor«, sagte sie mit säuselnder Stimme, »vielleicht können sie sich mal meinen Rollator ansehen ... ich hab den Eindruck, er zieht etwas auf die linke Seite.«
    Victors Ruf als hervorragender Rollatormechaniker hatte sich in Kürze in ganz Haus Sonnenschein herumgesprochen, und es war nicht selten, dass ihm die Kunden schon bei Arbeitsantritt mit ihren

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