München - 2030
eigentlichen Krankenabteilungen sowie verschiedene Pflegestationen sind in den Ebenen 10 – 20 untergebracht.«
Charly fingerte die Plastikkarte hervor und hielt sie Victor vor die Nase.
»Aber soweit bin ich noch nie hinuntergekommen«, erklärte er, »dafür benötigt man eine Karte mit höherer Sicherheitsstufe.«
Charly schob sich die Karte wieder in die Hosentasche und überlegte wo er stehen geblieben war.
»Ebene 1 und 2«, fuhr er fort, »ist ein Fünf-Sterne-Bereich mit Jugendstil-Marmorbad, Wellness-Abteilung und gehobenen Kulturprogrammen, wo regelmäßig Kino-, Theater- und Ballettaufführungen stattfinden. Hier sind die Reichsten der Reichen, ehemalige Manager, hochrangige Regierungsmitglieder und Adelige.«
»Ach du heiliger Bimbam, da ist doch die Merkel«, flüsterte Victor überrascht, und machte eine Bewegung mit seinem Kopf, die Richtung deutend, zu einer gekrümmten alten Dame, die sich auf ihren Rollator gestützt hielt und interessiert die Angebote auf dem Bildschirm anschaute.
Charly nickte.
»Ja, die Merkel«, sagte er. »Sie hat es nicht ganz leicht hier, nicht jeder war mit ihrer Politik einverstanden. Man wollte sie schon auf Ebene 4 verlegen, dort sind ehemalige Beamte, unbedeutende Politiker und sonstige Staatsdiener, auch einstige Putzfrauen und Haustechniker, die die öffentlichen Gebäude in Ordnung gehalten haben. Aber schließlich haben sich ein paar der Reichen für die Merkel eingesetzt. Sie argumentierten, sie hätte für den Geburtenrückgang keine Schuld getragen, obwohl sie ja kinderlos war.«
Charly dirigierte Victor wieder auf einen elektrisch betriebenen Fahrsteig.
»Heute nehmen wir diesen Weg«, erklärte er, »damit du dir alles ansehen kannst. Ansonsten gibt es einen Fahrstuhl fürs Personal, den zeige ich dir morgen.«
Schließlich kamen sie in Ebene 3. Hier erinnerte das Ambiente an ein Regierungsgebäude. Die Einrichtung wirkte schlicht und sachlich, aber bodenständig. Es gab auch wie in Ebene 1 und 2 auf der linken Seite eine Sitzecke, doch diese wirkte nicht so pompös, sondern war in schwarzem Kunstleder gehalten und mit Rahmen aus Chrom Flachstahl. Davor standen Rauchglastische auf denen Zeitungen lagen. Auch gab es wieder ein Aquarium, jedoch schwammen diesmal Goldfische darin.
Nun gelangten sie in Ebene 4.
Ebene 4 war beinahe identisch mit Ebene 3. Es gab wieder an der linken Seite eine Sitzecke, doch diesmal in grünem Kunstleder und die Gestelle waren aus Holz. Wiederum stand ein Aquarium im Raum, jedoch zählte Victor nur zwei Goldfische darin und das Wasser wirkte trüb.
Victor beschlich ein untrügliches Gefühl, dass hier etwas nicht stimmte. Auch bekam er urplötzlich einen flauen Magen, während er unbewusst die Personen in Ebene 4 betrachtete.
»Hier sind ehemalige U-Bahnfahrer, Busfahrer, Museumsangestellte und all solche Genossen«, erklärte Charly.
»Polizisten, hast du vergessen«, sagte Victor ernüchtert, der eben einen widererkannt hatte.
»Ja, auch Polizisten«, fügte Charly ergänzend hinzu.
»Es ist unsere Station«, sagte Charly.
»Oh nein«, seufzte Victor, der schon die ganze Zeit das Gefühl nicht los geworden war, dass dieser Job einen Haken haben musste, »ich konnte diesen Typus Mensch noch nie ausstehen und nun soll ich hier arbeiten.«
»Am Anfang hatte ich auch so meine Bedenken«, beruhigte ihn Charly, »aber du wirst sehen die meisten sind ganz nett.«
Charlys Worte vermochten Victors Stimmung nicht zu heben, gesenkten Hauptes schritt er wie eine wandelnde Leiche hinter ihm her. Sein Traum von einem coolen Job war wie eine Seifenblase zerplatzt.
»Jetzt lass den Kopf nicht hängen – ich habe für dich eine super Position aufgetan«, probierte ihn Charly aufzumuntern.
Inzwischen war Victor Charly durch mehrere Korridore hindurch gefolgt. Und jedes Mal wenn sie an eine Türe kamen hielt Charly die Plastikkarte vor einen weißen Knopf der sich seitlich des Eingangs befand und die Tür glitt dann, begleitet von einem beinahe geräuschlosen Rucken, zur Seite.
»Als was denn?«, fragte Victor und ließ kraftlos die Schultern hängen.
»Natürlich als Rollatormechaniker«, erwiderte
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