München - 2030
als ob er die Frage nicht richtig verstanden habe. Der Reporter fragte noch einmal, jedoch sprach er nun jedes Wort einzeln aus, so dass seine Frage nicht missverstanden werden konnte.
»Was er denn den ganzen Tag so zu tun habe ?«
Der König sah dem Reporter zweifelnd ins Gesicht – ihm war anzusehen, wie sehr ihn die Frage befremdete.
»Nichts«, sagte er schließlich, »was soll ich denn tun? Nichts tue ich! Was sonst!«
Der König lächelte noch einmal in die Kamera und ging zurück ins Haus. Mit solchen Irren war er nicht geneigt, sich noch weiter zu unterhalten.
»Dieser König hat verdammt nochmal Recht«, sagte Victor und zeigte in den Fernseher.
»Was soll man schon tun? Nichts!«
»Der König lebt in Mauritius«, sagte Susann, »wir leben hier, das ist ein Unterschied. Außerdem, was soll das heißen, dass man NICHTS tun soll?«
»Ich werde nicht mehr zu Haus Sonnenschein gehen«, sagte Victor und sah zu Charly, »du kannst ja hingehen«, fügte er an Charly gerichtet hinzu.
Charly räusperte sich.
»Unter diesen Umständen werde ich auch nicht mehr hingehen«, gab Charly als Antwort und es war ihm anzumerken, wie leid es ihm tat, seine Arbeitsstelle aufgeben zu müssen.
»Und was ist mit den ganzen Alten?«, fragte Susann.
»Es sind zu viele, vielleicht sogar mehr als Tausend«, sagte Victor. »Es ist unmöglich sie herauszuholen. Wir könnten niemals alle retten.«
»Und meine Cousine?«, fragte Susann.
»Wir können nichts für Frau Schmerling tun«, äußerte Victor und ließ die Schultern hängen.
»Ihr müsst was tun!«, sagte Susann mit einer Entschiedenheit die ihresgleichen suchte, »sie ist die einzige Verwandte die ich noch habe. Wir werden uns was einfallen lassen. Und bis wir einen Ausweg finden, müsst ihr dort so weiterarbeiten wie bisher. Das müsst ihr mir versprechen!«
Victor und Charly sahen sich an.
»Sie hat recht«, sagte Charly, »wir dürfen die Flinte nicht so leicht ins Korn werfen.«
Am nächsten Tag saßen Victor und Charly im Bus und fuhren in die Arbeit.
»Ich weiß wie wir Frau Schmerling aus Haus Sonnenschein herausbekommen«, sagte Victor, »ich habe die ganze Nacht hin und her überlegt und da ist mir eine Idee gekommen.«
Charly warf ihm einen erstaunten Blick zu.
»Da bin ich mal gespannt«, sagte er, »ich hoffe du hast auch an die Wachmänner gedacht? Oder hast du die schon vergessen?«
»Die beiden oberen Wachmänner tricksen wir aus, das erkläre ich dir gleich. Das einzige Problem ist der Wachmann, der in der Wachstation vor den Monitoren sitzt, wenn wir es nicht schaffen unbemerkt an ihm vorbeizukommen, müssen wir ihn überwältigen.«
Charlys Blick verriet, dass er damit nicht ganz einverstanden war.
»Das gefällt mir nicht«, sagte er.
»Wir haben es schon mal geschafft an ihm vorbeizukommen, vielleicht gelingt es uns ein zweites Mal, ohne dass er etwas davon mitbekommt«, meinte Victor optimistisch.
»Und wir müssen Arno mit einbeziehen,« fügte er noch hinzu.
Charly überlegte kurz.
»Ich werde mit Arno reden«, sagte er, »wenn die Sache Hand und Fuß hat, lässt er sich sicherlich überzeugen.«
»Okay, dann wäre das schon mal angekurbelt«, grinste Victor.
»Mein Plan ist folgender: Ich werde eines der Betten ein wenig modifizieren. Ich hab mir da eine Vorrichtung ausgedacht, mit der sich eine Person unter dem Bett fixieren lässt. Die Betten sind sehr hoch, es wird ein Leichtes sein, ein Gestell so zu konstruieren, dass sich mit dessen Hilfe eine Person unterhalb der Matratze verbergen lässt.«
Charly dachte angestrengt nach.
»Aber wie willst du das Bett von Frau Schmerling bearbeiten?«, fragte er.
»Wir nehmen ein Bett aus unserer Station«, erklärte Victor, »und modifizieren es in der Rollatorwerkstatt. Dann bringen wir das Bett hinunter und behaupten, es wäre defekt und müssten es austauschen. Die Wachmänner werden keinen Unterschied bemerken, wenn wir
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