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München - 2030

München - 2030

Titel: München - 2030 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Golfidis
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inne.
                »Ich hab auch nur davon gehört«, erklärte er. »Vor ein paar Wochen hatten wir oben auf der Station einen Alten, den sie dann wieder versetzt haben, doch zuvor hatte er mir eines Tages von der MORPHONISCHEN STATION erzählt. Ich hab sein Gerede als Hirngespinst abgetan und dachte mir, der Alte sei nicht mehr ganz richtig im Kopf. Er wirkte auch ein wenig eigentümlich, da habe ich mir nicht weiter Gedanken darum gemacht.«
    Charly stockte und ein Zittern ging durch ihn – man sah, dass ihm auf einmal die blanke Angst in den Augen stand.
    Inzwischen hatten auch Ben und Didi aufgehorcht und waren näher herangerückt.
                »Erzähl weiter«, forderte Victor.
    »Der Alte hatte erzählt, ganz unten in Haus Sonnenschein, gäbe es die MORPHONISCHE STATION. Er sagte, dass diejenigen die dort hinkämen, gut versichert seien. Ich konnte das nicht glauben«, stammelte Charly, »ich dachte mir noch, so ein Spinner, was sich der Alte da zusammengereimt hat.«
                »Aber warum schlafen sie alle?«, fragte Victor.
                »Das war ja das unglaubliche an seiner Geschichte«, stammelte Charly mit zunehmend ängstlicherer Stimme.
                »Er behauptete, dass man den Patienten, die in die MORPHONISCHE STATION kamen, erst alle erdenklichen Gelenke einsetzen würde und zwar egal, ob sie verschlissen seien oder nicht: Jeder bekäme zwei Hüften, zwei Knie und sogar die Schultergelenke gewechselt. Durch die Krankenversicherung Präsident-Plus macht Haus Sonnenschein einen riesen Reibach damit. Und dann hatte der Alte noch etwas viel Unglaublicheres erzählt. Er sagte anschließend würden die Alten in ein in künstliches Koma versetzt- und an eine Maschine angeschlossen werden, die DER EWIGE ATEM heißt.«
    Charly stockte mitten in der Erzählung und schüttelte den Kopf.
                »Ich konnte ja nicht ahnen, dass etwas an dem Gerede stimmte.«
    Charly zeigte auf die Atemmaske der alten Frau.
                »Diese Teufelsmaschine setzt die Atemfrequenz herab. Man hat die Atemtechnik bei den Buddhistischen Mönchen im Himalaya abgeschaut. In der asiatischen Mythologie wird die Geschwindigkeit des Atems mit der Lebenserwartung gleichgesetzt. Ein Hund zum Beispiel atmet schnell, er lebt nicht lange. Eine Schildkröte atmete sehr langsam, sie wird sehr alt.
                Diese Maschine setzt die Atemfrequenz soweit herunter, dass die Leute zwischen hundertdreißig bis hundertvierzig Jahre alt werden!«
     
    Fassungslos und mit mitleidigen Blicken starrten alle in den Saal.
     
    Didi humpelte los und ging von einem Bett zum nächsten und besah sich die Leute die darin lagen. Dann blieb er vor einem Bett stehen und winkte die anderen zu sich her. Victor, Charly und Ben folgten ihm.
    Bestürzt sahen sie hinein.
    In dem Bett lag ein uralter Mann. Er war so faltig und so alt, wie sie bislang noch keinem begegnet waren. Er hatte fast kein einziges Haar mehr auf dem Schädel und die Augen lagen in tiefen Höhlen. Die Augen selbst waren trüb und die Pupillen darin gänzlich verschwunden. Seine Haut war von Altersflecken übersät und am schlimmsten waren die Hände. Sie waren gekrümmt und wirkten so dürr wie die Äste von einem verdorrten Busch.
    Jetzt ging Victor tiefer in den Saal hinein und je weiter er gelangte, umso älter schienen die Menschen in den Betten zu werden. Vor einer Alten blieb er stehen, sie war beinahe abgedeckt und ihre Gebeine lagen so erbärmlich auf dem Bett, dass sich Victor an die sterblichen Überreste eines Skeletts erinnerte, das er einmal in einer Kirche gesehenen hatte. Doch diese Gestalt dort vor ihm lebte.
                »Oh Gott«, jammerte Victor beim Anblick der Alten.
    Charly schien den Tränen nahe zu sein. Doch er war der erste, der sich besann.
                »Wir müssen schnellstens hier raus!«, sagte er.
                »Was denkt ihr, was sie mit uns machen, wenn man uns hier findet?«
    Victor, Didi und sogar Ben hatten instinktiv den Ernst der Lage erkannt.
    Doch kurz bevor sie an der Tür ankamen, blieb Victor wie betäubt vor einem Bett stehen.
                »Das ist Frau Schmerling«, sagte er baff.
    Jetzt hatte sie auch Charly gesehen.
                »Schmerling«, stammelte er, »hat sie nicht immer erzählt, dass sie gut vorgesorgt hätte?«
    Charly stierte auf das Bett.
                »Wir

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