München - 2030
Geräusch – es war kaum herauszuhören und klang wie das entfernte Zischen eines riesigen Blasebalgs, der aber noch sehr, sehr weit entfernt zu sein schien.
»Den Namen der Station habe ich schon mal irgendwo gehört«, meinte Charly nachdenklich, während er das Stationsschild betrachtete. »Wir sollten wieder umdrehen« sagte er schließlich, »wir sind garantiert nicht richtig.«
Victor, Didi und Ben warfen sich unschlüssige Blicke entgegen.
Auch sie hatten das untrügliche Gefühl, dass sie falsch waren. Charly machte bereits Anstalten wieder kehrt zu machen – das Erlebnis, welches er zuvor mit den Wachmännern gehabt hatte, reichte ihm vollkommen und wieder ein Risiko eingehen und seinen Job erneut aufs Spiel setzen wollte er keinesfalls. Ben stand teilnahmslos herum, ihm war es einerlei wo sie hingingen, Hauptsache sie waren rechtzeitig zum Mittagessen wieder oben.
Didi stand am nächsten der Türe, er dachte sich, das einfachste um festzustellen ob sie falsch seien, wäre, dass er einmal selbst nachsah. Dem Gedanken folgend, drückte er die geschmiedete Türklinke herunter und schob die Türe auf. Schwerfällig schwang sie geräuschlos zur Seite.
Als ob sie geblendet wären, blickten sie in einen solch großen Saal, wie sie noch nie einen gesehen hatten. Victor klappte der Mund auf, und er blickte sich um. Auch die anderen ließen staunend ihre Blicke herumschweifen. Wie unter Trance stehend gingen sie hinein.
Der Saal wirkte derart befremdlich, dass sie vollkommen geplättet waren. Die Meditationsmusik umspülte sie nun förmlich, sie schien aus tausend kleinen Lautsprechern um sie herum zu kommen. Das Plätschern des Wassers hörte sich nun an, als würde ein Bach zu ihren Füßen fliesen. Über ihnen war die Decke des Saals von Milliarden von kleinen Lichtern durchsetzt, in kaum wahrnehmbaren Wellenbewegungen wechselten sie die Farben – als ob ein leichter Wind über sie streichen würde und sie dadurch die Farbe veränderten. Ein Duft von Rosen, Gräsern und anderen Blumen lag in der Luft, obwohl keine einzige Pflanze zu sehen war. Man hätte sich in eine andere Welt versetzt geglaubt, wären da nicht unzählige Krankenhausbetten in dem Raum gestanden, in denen Menschen lagen.
»Wo sind wir hier?«, flüsterte Victor erschrocken.
»Ich weiß nicht«, entgegnete Charly, während er seine Augen zweifelnd hin und her schweifen ließ. Reihe an Reihe gliederten sich die Betten. Sie standen im Abstand von einem Meter zueinander entfernt und zwischen den Reihen befand sich eine Distanz von etwa zwei Metern zur nächsten Reihe. Und so ging das über den ganzen Raum verteilt. Es waren mehrere Hundert oder vielleicht sogar Tausende.
»Sie scheinen zu schlafen«, sagte Charly verwirrt, die Menschen in den Betten betrachtend. Jetzt bemerkten sie auch das Zischen, das sie zuvor schon im Korridor unterschwellig wahrgenommen hatten. Es klang wie das Ein- und Ausatmen eines riesigen Blasebalges.
Die Gruppe ging an eines der Betten näher heran. Eine alte Frau lag darin. Sie lag zur Seite gedreht und auf Mund und Nase war ihr eine Atemmaske befestigt, die sie offenbar mit Sauerstoff versorgte.
Jetzt blickte Victor zu der Person im gegenüberliegenden Bett.
»Die haben alle Atemmasken auf ihren Gesichtern«, stellte er verdutzt fest. Und nun bemerkte er auch, dass an jedem der Betten, aus einer Öffnung am Boden, Schläuche und Kabel zu einem kleinen Kästchen oberhalb des Kopfteils führten. Von den Kästchen gingen wiederum die Kabel und Schläuche zu den Menschen die darin lagen.
»Was hat das zu bedeuten?«, fragte Victor verstört und seine Nackenhärchen stellten sich ihm auf.
Charly war plötzlich kalkweiß geworden und es sah aus, als würde er gleich den Boden unter den Füßen verlieren.
»Was ist mit dir?«, fragte Victor erschrocken.
»Die MORPHONISCHE STATION«, brachte er flüsternd und mit zittrigen Lippen hervor, »wir müssen zusehen, dass wie hier wegkommen, bevor man uns entdeckt!«
Charly packte Victor am Ärmel und versuchte ihn mit sich zu ziehen.
Victor stemmte sich dagegen.
»Erklär mir erst, was das ist, die MORPHONISCHE STATION?«
Charly zerrte weiter an Victor herum, doch nachdem er mitbekam, dass sich dieser keinen Zentimeter von der Stelle bewegen ließ, hielt er
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