München Manhattan #1
ihm sitzen? Was es doch für gemeine Zufälle im Leben gibt.
Genau Kristin, besser wäre es gewesen, du hättest den Typen nie getroffen und du hättest nie erfahren, dass dein Mann zwei Kinder mit deiner Freundin hat!
Deswegen haben Sophie und Peter also so viel Kontakt miteinander. Klar, dass sie über die Kinder reden. Aber irgendwie macht das alles überhaupt keinen Sinn. Warum hat Peter ihr nicht davon erzählt? Weil er Angst hatte, dass sie ihn dann verlassen würde?
Kristin rechnet nach. Jossie und Freddy sind jetzt 12 Jahre alt. Da kannte sie Peter noch gar nicht. Sie sind erst seit acht Jahren ein Paar.
Nach ihrer Hochzeit vor sieben Jahren sind sie nach New York gezogen, sie war damals schon schwanger mit Elisa. Sophie war damals auch noch in der Stadt. Für Peter und sie war es damals überraschend und plötzlich gekommen, als sie mit ihren Kindern nach München zurückgekehrt war. Oder war es für Peter gar nicht überraschend gewesen? War sie die Einzige, die nicht gewusst hat, was eigentlich los ist?
Das würde ja bedeuten, dass er seit ungefähr 13 Jahren dieses Geheimnis in sich trägt. Nein, das kann nicht sein. Wenn er das gewusst hätte, dann hätte er ihr das von Anfang an erzählen können.
Und wenn Sophie ihm das irgendwann später erzählt hat? Damals als ihre Ehe in die Brüche ging? Da waren sie und Peter noch ein jung verheiratetes Paar gewesen und Elisa war noch klein.
Was, wenn er seit fünf Jahren dieses Geheimnis mit sich herum trägt? So viel zu: Wir haben nie wieder Geheimnisse voreinander. Offensichtlich hat Peter die alten Geheimnisse nicht darunter gefasst.
Kristin grübelt und grübelt. Irgendetwas an der ganzen Geschichte passt nicht. Zum einen kann sie sich einfach nicht vorstellen, dass Peter ihr so etwas verschweigt. Und warum erzählt er ihr dann auch noch, dass er mit Sophie mailt? Warum hatte er dann ein Verhältnis mit Charlotte und nicht mit Sophie?
Und da ist noch etwas: Dieser Thomas hat die ganze Zeit davon geredet, dass Peter Sophie so viel Geld gegeben hat. Aber das war in Wirklichkeit Charlotte gewesen. Wenn Thomas das schon nicht weiß, woher will er dann wissen, dass gerade ihr Mann der Vater der Zwillinge ist?
Am besten sie fragt ihn noch mal ganz direkt. Obwohl, das ist so wahnsinnig unangenehm. Sollte sie nicht lieber erstmal mit Peter sprechen? Oder mit Sophie?
Hat sie jetzt gerade durch einen dummen Zufall Sophies großes Geheimnis gelüftet? Wenn dem so ist, dann weiß Peter vielleicht wirklich nichts davon. Er hatte ihr ja ausdrücklich gesagt, sie solle Sophie in Ruhe lassen. Na ja, das kann natürlich auch eigennützig gewesen sein.
Und wenn sich dieser Thomas die ganze Geschichte nur ausgedacht hat? Nein, so etwas denkt man sich nicht aus. Aus dem Augenwinkel sieht sie, dass er seinen Blick starr auf sein Buch gerichtet hat.
Eigentlich glaubt sie ihm, dass es ihm leid tut, was er da gesagt hat. Denn ganz ehrlich: Wenn er wirklich auf Rache aus gewesen wäre, dann hätte er schon viel früher mit der Geschichte rausrücken können.
Ach was soll’s. Sie steht doch sowieso schon da wie ein Idiot. Also kann sie ihn auch nochmal fragen. Und immerhin hat er ja damit angefangen.
„Du, Thomas, wie kommst du eigentlich darauf, dass ausgerechnet mein Mann der Vater von Sophies Kindern ist?“
Thomas schreckt von seinem Roman auf. „ Ähh , Kristin, bitte, das ist mir so furchtbar unangenehm. Glaube mir, ich wollte das nicht sagen. Ich habe einfach gedacht … Bitte lass es gut sein. Frag doch besser deinen Mann.“
„Würde ich ja“, sagt Kristin. „Das kannst du mir glauben. Aber das geht ja nun gerade nicht. Also, nachdem du mir diese Hiobsbotschaft gerade eröffnet hast, finde ich, bist du mir die ganze Geschichte schuldig.“
Sie merkt ihm durchaus an, wie unwohl er sich in seiner Haut fühlt. Aber das ist ihr egal. Er rutscht auf seinem Sitz hin und her. Aber weg kann er ja nicht. Pech für ihn. Sie hat Zeit. Sie mustert ihn eindringlich.
„Na gut, was soll’s. Entschuldigt habe ich mich ja schon. Also erzähle ich dir meine Geschichte.“ Er legt sein Buch beiseite und fängt an.
„Ich war ein unbedeutender junger Schriftsteller. Kein Geld, kein echter Job, aber Träume hatte ich. Den Traum vom Bestsellerautor. Na ja, wie sie ihn wohl alle haben, die meinen, ihre Texte sind für die Welt bestimmt – oder besser – können die Welt verändern.
Es lief damals auch gar nicht so schlecht. Ich hatte doch tatsächlich einen kleinen
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