München Manhattan #1
sie
Sophie, die ihre Augen mit ihrem Arm von der Sonne schützt. Sophie deutet strandabwärts auf zwei kleine muschelsuchende Gestalten. Susanna sieht von ihrem Roman auf. „Ist Tom oben beim Grill? Die sollen aufpassen, dass er nicht zu nah rangeht.“
„Keine Sorge Susanna, Tom ist mit Robert in der Küche und hilft beim Salatmachen“, sagt Kristin.
„Soll ich mal hochgehen und sehen ob ich helfen kann?“, wirft Sophie ein.
„Nein, lass mal. Heute sind die Männer fürs Essen zuständig. Da wollen wir uns doch nicht einmischen.“ Kristins Ton ist bestimmt.
„Hast ja Recht, immer wenn es um Küche geht, meine ich, dass ich sofort aufspringen muss. Aber wenn Tom schon beim Salat hilft, dann können Jossie und Freddy eigentlich mal den Tisch decken.“ Sie steht auf und läuft den Strand entlang zu ihren Kindern.
Susanna legt ihr Buch beiseite und sieht nachdenklich auf das Meer. „Glaubst du, dass Jossie und Freddy sich jetzt mit der Situation abgefunden haben, dass Peter auf einmal nicht mehr ihr Onkel sondern ihr Vater ist?“
„Ich weiß es nicht“, sagt Kristin. „Ich glaube ganz besonders Jossie braucht noch einige Zeit, das zu verdauen. Und ich glaube, Elisa hat noch nicht richtig verstanden, dass sie jetzt zwei Halbbrüder hat. Aber ganz ehrlich, Peter hat sich an den Gedanken auch immer noch nicht richtig gewöhnt. Er hat die Jungs ja lieb, das hatte er ja auch vorher, aber so richtige Vatergefühle? Ich glaube, die müssen sich über die Zeit entwickeln. Ich denke nicht, dass man so etwas in ein paar Monaten herstellen kann. Und genauso wird es doch bei Jossie und Freddy sein.“
„Kann schon sein“, antwortet Susanna. „Ich hoffe auf jeden Fall, dass sie meinen Bruder irgendwann als Vater akzeptieren. Die Reaktion von Jossie war schon ziemlich schrecklich für Sophie. Ich war ja fast jeden Tag bei ihr, nachdem sie es den Kindern gesagt hatte. Es hat ihr fast das Herz gebrochen, dass Jossie eine Woche kein Wort mit ihr gesprochen hat.“
„Und Freddy, der hat das so locker aufgenommen?“, fragt Kristin.
„Ja, sieht so aus. Aber was wirklich in einem Zwölfjährigen vorgeht weiß man doch nicht so genau.“
In diesem Moment rennen Freddy und Jossie an ihnen vorbei Richtung Holztreppe. Sophie folgt ein paar Meter weiter.
„Hey, Sophie! Denen hast du ja ganz schön Dampf gemacht oder warum rennen die freiwillig zum Tisch decken?“, ruft Kristin ihr lachend zu.
Sophie ist bei ihren Freundinnen angekommen und setzt sich wieder auf die Decke. „Wer morgen am Männertag beim Baseball dabei sein will, muss auch beim Grillen inklusive Tischdecken mithelfen. Das scheint sie überzeugt zu haben.“
„Du, wir sprechen gerade über deine Jungs. Glaubst du, sie gewöhnen sich allmählich an ihren neuen Vater?“, fragt Susanna.
„Ach wisst ihr, ich war ja gestern mit den beiden lange am Strand spazieren. Zum Glück sind sie ja nicht mehr so klein. Wir haben lange und offen gesprochen. Auch Jossie . Er hat mir gesagt, dass er wütend auf mich war, weil ich schuld bin, dass Thomas nicht sein Vater ist. Wo er ja irgendwie Recht hat. In seiner Phantasie hatte er sich einen Vater zusammengereimt, der natürlich keine Ähnlichkeit mit Peter hatte. Zum Teil wusste ich das ja schon von dem Therapeuten, den ich ja dank dir, Susanna, habe. Aber es ist schon eine Erleichterung für mich gewesen, dass Jossie jetzt so offen mit mir gesprochen hat.“
„Und Freddy? Was hat der gesagt?“, fragt Kristin.
„Freddy scheint das alles relativ kalt zu lassen. Das hat mir in der letzten Zeit ziemlich Bauchschmerzen bereitet. Gestern hat er mir eröffnet, dass es ihm nichts ausmachen würde, dass Onkel Peter jetzt sein Vater ist, aber er möchte ihn nicht Papa nennen. Das finde ich in Ordnung. Allerdings hat er mir gesagt, dass er findet, dass Gavin mehr sein Vater ist, da der ja schon so lange bei uns ist.“
„Das ist doch aber eigentlich nicht schlimm oder?“, fragt Susanna.
„Nein, im Gegenteil“, sagt Sophie. „Gavin ist der Mann, den ich liebe und der mit uns zusammenlebt. Ich habe mir immer gewünscht, dass die Kinder ihn als eine Art Vater ansehen.“
„Und Jossie , wie steht er zu Gavin?“, fragt Susanna.
„Die Woche, in der er kein Wort mit mir gewechselt hat, war Gavin die ganze Zeit für ihn da. Das hat die beiden ziemlich zusammengeschweißt.“
„Das freut mich sehr für dich, Sophie“, sagt Kristin.
„Ja, ich bin auch so glücklich, dass ich dieses Geheimnis endlich
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