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Muensters Fall - Roman

Muensters Fall - Roman

Titel: Muensters Fall - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H kan Nesser
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sadistisch, übergewichtig und dreckig wie eine Sau sein, praktizierender Pädophiler ... aber man muss Freunde haben.
    »Wir hatten nicht so viel Umgang«, erklärte sie, ohne ihren Blick zu heben. »Er hatte seine Freunde, ich meine.«
    »Keine gemeinsamen?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Und Verwandte?«
    »Unsere Kinder«, kam von ihr.
    »Sie haben keine Geschwister?«
    »Nein, nicht mehr.«
    »Und mit wem traf Ihr Mann sich denn außer den Herren bei Freddy’s?«
    Sie überlegte eine Weile.
    »Mit sonst niemandem, glaube ich. Vielleicht manchmal mit Herrn Engel.«
    »Ruben Engel aus Ihrem Haus?«
    »Ja.«
    »Und Sie selbst?«, bohrte Münster beharrlich nach. »Sie haben sich ein paar Mal im Monat mit Frau von Post getroffen. Sonst noch jemand?«
    »Nein«, sagte Marie-Louise Leverkuhn.
    »Wirklich niemand?«, fragte Münster. »Keine alten Arbeitskolleginnen
zum Beispiel? Sie haben doch bis vor zwei Jahren in diesem Kaufhaus gearbeitet, oder?«
    »Frau Svendsen«, sagte sie. »Regine Svendsen. Wir sind manchmal miteinander ausgegangen, aber sie ist vor ein paar Jahren nach Karpatz gezogen. Sie hat einen neuen Mann gefunden, einen alten Schulfreund, der auch allein zurückgeblieben ist...«
    »Sie haben ihre Telefonnummer nicht?«
    »Nein.«
    Münster machte sich Notizen und blätterte um.
    »Erzählen Sie von Ihrer Heimkehr am Samstagabend«, bat er.
    »Das habe ich doch schon mehrmals gemacht.«
    »Zum letzten Mal«, versprach Münster.
    »Warum?«
    »Man kann nie wissen. Es kommt vor, dass neue Punkte auftauchen, die man im ersten Moment übersehen hat. Das gilt umso mehr, wenn man einen Schock erlitten hat.«
    Sie sah ihn an. Fast ein wenig wütend.
    »Ich habe nichts übersehen.«
    »Sie sind ein paar Minuten nach zwei heimgekommen?«
    »Ja, natürlich«, sagte Frau Leverkuhn.
    »Und die Haustür stand offen?«
    »Ja.«
    »Die Wohnungstür war nicht verschlossen?«
    »Das habe ich doch schon gesagt.«
    »Sie haben niemanden gesehen? Weder auf der Straße noch im Treppenhaus ... oder in der Wohnung?«
    »Nein.«
    »Sie sind sich ganz sicher?«
    »Ja, natürlich.«
    »Sie sind reingegangen und haben gemerkt, dass etwas nicht in Ordnung ist?«
    »Ja.«
    »Wie?«
    »Was?«

    »Wie haben Sie gemerkt, dass etwas nicht stimmte?«
    Sie überlegte.
    »Es hat gerochen«, sagte sie.
    »Was?«, fragte Münster.
    »Das Blut.«
    Münster schien sich Notizen zu machen, während er auf eine Fortsetzung wartete, aber es kam keine. Er versuchte, sich an den Geruch von Blut zu erinnern, und musste zugeben, dass sie es wahrscheinlich hatte riechen können. Und wenn er sich recht erinnerte, dann hatte er irgendwo in den Papieren gelesen, dass sie, wie auch ihre Tochter, einige Jahre lang in einer Schlachterei gearbeitet hatte. Vermutlich wusste sie, wovon sie sprach.
    »Sie sind ins Zimmer gegangen?«
    »Ja.«
    »Und haben Licht angemacht?«
    »Ja.«
    »Wie haben Sie reagiert, als Sie begriffen haben, was passiert ist?«
    Sie zögerte. Schwieg ein paar Sekunden lang, richtete sich dann aber auf und räusperte sich.
    »Ich hab dagestanden und hatte das Gefühl, ich müsste mich übergeben«, sagte sie. »Es kam in Wellen hoch, beruhigte sich dann aber doch. Danach bin ich rausgegangen, um Mitteilung zu machen.«
    »Sie sind zum Entwick Plejn gegangen?«
    »Ja, das wissen Sie doch.«
    »Haben Sie viele Leute getroffen?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Ich kann mich nicht mehr dran erinnern. Ich glaube nicht ... es hat geregnet.«
    »Sind Sie ganz bis zum Revier gegangen?«
    Sie überlegte wieder.
    »Nein. Die Fenster waren dunkel, das konnte ich von der anderen Seite des Platzes sehen.«
    »Und da sind Sie umgekehrt?«

    »Ja.«
    »Und den gleichen Weg zurückgegangen?«
    »Ja...«
    Münster machte eine Pause.
    »Soll ich Ihnen mal was Merkwürdiges erzählen, Frau Leverkuhn?« , sagte er dann.
    Sie gab keine Antwort.
    »Sie sagen mir, dass Sie eine Strecke von zwei Kilometern durch die Stadt gegangen sind, und bis jetzt hat sich kein einziger Zeuge gemeldet, der Sie gesehen hat. Was sagen Sie dazu? Die Straßen können doch nicht alle menschenleer gewesen sein.«
    Keine Antwort. Münster wartete eine halbe Minute.
    »Könnte es vielleicht sein, dass Sie lügen, Frau Leverkuhn?«
    Sie hob den Kopf und sah ihn mit sanfter Verachtung an.
    »Warum um alles in der Welt sollte ich lügen?«
    Zum Beispiel um deine eigene Haut zu retten, dachte Münster. Aber das war natürlich ein außerordentlich zweifelhafter Gedanke, weswegen er

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