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Muensters Fall - Roman

Muensters Fall - Roman

Titel: Muensters Fall - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H kan Nesser
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anderer älterer Mann war in der gleichen Nacht verschwunden, und hier wusste man ganz genau so viel.
    Null.
    Wieder einmal, er wusste nicht mehr, zum wievielten Mal im Laufe der letzten Tage, tauchten Sätze von Van Veeteren in seinem Kopf auf.
    Mit der Polizeiarbeit ist es wie mit dem Leben, hatte der Hauptkommissar bei einem Freitagsbier bei Adenaar’s vor ein paar Jahren philosophiert. Fünfundneunzig Prozent ist hinausgeworfen.
    War es nicht langsam an der Zeit, an die letzten fünf Prozent zu gelangen?, überlegte Kommissar Münster, während er sich aus dem Garagenlabyrinth des Polizeipräsidiums schälte. Müsste der Durchbruch nicht bald mal kommen?
    Oder – kam ihm der Gedanke, als er auf die Baderstraat fuhr –, war es vielleicht so, dass diese düsteren Merksätze von Van Veeteren eine Art Wink sein sollten, mal wieder in Krantzes Antiquariat vorbeizuschauen?
    Und den Hauptkommissar aufzusuchen?
    Das war natürlich ein verwegener Gedanke – der einzige dieses Tages vermutlich –, und er beschloss, ihn erst einmal einige Zeit reifen zu lassen.
    Dann drückte er das Gaspedal durch und ließ die Sehnsucht nach Synn und den Kindern die Oberhand gewinnen.

II

17
    »Wie war noch Ihr Name?«, fragte Krause und runzelte die Stirn. »Van Eck?«
    Er notierte sich Namen und Telefonnummer. Kaute auf seinem Stift. Da war doch irgendwas ...
    »Adresse?«
    Er schrieb auch diese auf und starrte sie an.
    Das war doch ...?
    Zweifellos. Er fragte nach und bekam die Bestätigung. Er merkte selbst, wie aufgeregt er langsam klang, und versuchte, den Eindruck wegzuhusten. Bedankte sich und versprach, in einer halben Stunde dort zu sein. Legte den Hörer auf.
    Mein Gott, dachte er. Was hat denn das nun wieder zu bedeuten?
    Dann wählte er Münsters Nummer. Dort war besetzt.
    Moreno. Keine Antwort.
    Van Eck? Vielleicht war es ja auch nur ein Zufall?, dachte er und machte sich auf den Weg.
     
    Münster winkte ihn herein und setzte sein Telefongespräch fort. Aus dem Mienenspiel des Kommissars konnte Krause schließen, dass wohl Hiller am anderen Ende der Leitung war. Krause nickte Moreno zu, die auf einem der Besucherstühle saß und in einem Stapel Papiere blätterte. Ziemlich lustlos, wie es schien. Sie sah müde aus, stellte Krause fest und lehnte sich mit der Schulter gegen das Bücherregal. Im Augenblick waren wohl alle müde, woran auch immer das liegen mochte.

    Münster gelang es endlich, den Polizeichef abzuwimmeln, und schaute auf.
    »Ja? Was gibt’s?«
    »Ja, also ...«, sagte Krause. »Ich habe da gerade einen merkwürdigen Anruf bekommen.«
    »Ja?«, sagte Münster.
    »Ja?«, sagte Moreno.
    »Arnold Van Eck. Der Hausmeister im Kolderweg. Er behauptet, seine Frau sei verschwunden.«
    »Was?«, sagte Moreno.
    »Was, zum Teufel?«, sagte Münster.
    Krause räusperte sich.
    »Doch, doch«, sagte er. »Hat sich offenbar gestern in Luft aufgelöst. Ich habe ihm versprochen, dass gleich jemand bei ihm vorbeikommt. Soll ich ...? Oder vielleicht ...?«
    »Nein«, sagte Münster. »Du nicht. Moreno und ich fahren hin. Das ist doch ...«
    Ihm fiel nicht ein, was es war. Nahm seine Tasche, seinen Schal und Mantel und rauschte durch die Tür hinaus. Moreno eilte hinterher, blieb aber noch einmal stehen.
    »Das ist doch wohl nichts, was Rooth sich ausgedacht hat?«, fragte sie und schaute Krause musternd an. »Er scheint im Augenblick in dieser Hinsicht nicht besonders vertrauenswürdig zu sein.«
    Krause zuckte mit den Schultern.
    »Meinst du, Rooth hätte sie entführt, oder was? Fahrt hin und guckt nach, dann erfahrt ihr mehr. Wenn ich mich recht erinnere, ist sie riesig wie ein Wohnblock ... jedenfalls kann es nicht so einfach sein, sie irgendwo zu verstecken.«
    »Okay«, sagte Moreno. »Bleib hier in der Nähe, dann können wir dir berichten.«
    »Ich pflege nicht zu verschwinden«, betonte Polizeianwärter Krause.
     
    Arnold Van Eck sah aus, als hätte ihm jemand die Wurst vom Brot genommen. Er musste am Fenster gestanden und bereits
gewartet haben, denn er empfing sie in der Haustür, wo sie außerdem auf Frau Leverkuhn stießen, die Kisten und Taschen mit den hinterlassenen Kleidungsstücken ihres Ehemannes zu einem wartenden Taxi schleppte.
    »Für die Heilsarmee«, erklärte sie. »Ich dachte, sie würden uns wenigstens mal für einen Tag in Ruhe lassen.«
    »Es geht nicht um ... hm, ich meine ...«, stotterte Van Eck und trat nervös von einem Bein aufs andere.
    »Heute geht es nicht um Sie«,

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