MUH!
ob etwas sehr Schweres auf ihr läge: Würde ich den Kühen eine gute Anführerin sein können?
In diesem Augenblick begannen alle Kühe, laut zu lachen … und die Frage nach meiner Führungsstärke stellte sich nicht mehr.
Selbst Champion musste schmunzeln, was mich mehr als alles andere traf. Ich rannte direkt zu seiner Box: «Du musst mir glauben!»
«Lolle, hast du etwa von den Pilzen an der Außenweide genascht?»
«Natürlich nicht!»
«Von welcher Weide denn dann?»
«Ich habe gar keine Pilze genascht!»
«Oh nein!», fragte er entsetzt, «du hast doch nicht deine Nase in den Treckertank gehalten?»
«Ich bin völlig klar!»
«Du machst aber nicht den Eindruck.»
Ich baute mich direkt vor ihm auf, Schnauze an Schnauze sah ich ihm in die Augen und flehte: «Champion, es geht um unser Leben!»
«Du … du machst mir Angst …», stammelte er. Verunsichert drehte er sich in seiner eigenen Box um, und ich starrte nun auf sein Hinterteil.
«Champion!», flehte ich seinen Hintern an. «Bitte … du wolltest doch dein Leben mit mir verbringen …»
Er antwortete nicht, knabberte nur verängstigt weiter an seinem Stroh.
Stattdessen sagte Pups-Onkel, der in der Box neben uns stand: «Mädel, sei froh, dass du nicht mit meinem Hintern redest.»
Ich ging nicht auf ihn ein, ich war einfach zu verzweifelt. Champion glaubte mir nicht. Was sollte ich jetzt tun? Bei ihm bleiben? Ihn der Liebe wegen in den Tod begleiten? Tags zuvor hätte ich das noch getan, da hätte ich ohne Zögern gesagt: Lieber einen Tag mit meinem Champion, oder auch nur eine Stunde, meinetwegen auch nur eine Minute, als ein ganzes elend langes Leben ohne ihn. Doch was mit Susi geschehen war, hatte etwas tief in mir drin zerbrochen.
Mit Tränen in den Augen trat ich von ihm weg und rief den anderen zu: «Bitte, bitte, so glaubt mir doch!»
Aus der einen Ecke hörte ich: «Hör auf mit dem Schwachsinn, ich will endlich schlafen!»
Aus der zweiten: «Du hast wohl nicht mehr alle Zitzen am Euter!»
Und aus der dritten Ecke: «Au Mann, Pups-Onkel hat wieder gefurzt!»
In der vierten standen meine Freundinnen. Hilde sah mich nur mitfühlend an. Radieschen konnte meinen Blick nicht aushalten, blickte zu Boden und trat unentschlossen von einem Huf auf den anderen.
Es schien alles vergeblich, aber aufgeben wollte ich nicht, konnte ich nicht, vor allen Dingen, ich durfte es nicht, und so muhte ich aus voller Kehle: «Wer nicht sterben will, der soll mir folgen!»
Nach diesem Aufruf verließ ich den Stall, in dem ich einst geboren wurde. Für immer.
Giacomo folgte mir humpelnd und sah beim Herausgehen noch mal auf die Kühe: «Mamma mia, das werde aber gebe viele Schnitzele!»
Kapitel 10
Vor dem Stall blickte ich auf zum Mond aus Käse, der gerade am Himmel aufgegangen war, und betete: «Bitte, liebe Naia, lass mich nicht alleine gehen. Ich werde sie alle in dieses Indien führen. Das verspreche ich dir, hoch und heilig. Wenn es sein muss, bin ich auch bereit, dafür zu sterben. Ehrlich! Gut, es wäre natürlich schön, wenn das mit dem Sterben nicht unbedingt sein muss …»
In diesem Augenblick wurde die Stalltür aufgestoßen, und Radieschen trat heraus!
«Du glaubst mir!», freute ich mich.
«Natürlich, so etwas Verrücktes kann man sich ja gar nicht ausdenken», antwortete meine Freundin. «Es sei denn, du hast …»
«Nein, ich hab nicht von den Pilzen genascht!», unterbrach ich sie. «Und auch nicht am Tank des Treckers geschnüffelt.»
«Schon gut, schon gut …», wiegelte Radieschen ab und trat einen Schritt zurück, ganz geheuer war ihr mein Verhalten nicht. Zusammen warteten wir schweigend auf weitere Kühe. Unerträglich lange. Aber niemand kam.
«Ich es sage nur ungern», unterbrach Giacomo die Stille, «aber je weniger ihr seid, desto einfacher werde die Reise.»
Kaum hatte er es ausgesprochen, wurde die Tür erneut aufgestoßen. Mein Herz klopfte bis zum Hals: War es Hilde? Oder Champion? Oder gar beide? Durfte ich wagen, so etwas Großartiges zu hoffen?
Eine Kuh trat heraus, und es war … Susi???
«Die Slampe», stellte Giacomo fest.
«Sseisse», flüsterte ich enttäuscht.
«Champion liebt mich nicht …», erklärte Susi ihr Kommen, «das hat er mir heute Morgen gesagt, deswegen hatte er sich mit mir verabredet. Ich kann es nicht ertragen, bei ihm zu bleiben. Egal, ob du recht hast oder nicht, ich muss weg von hier, weg von ihm.»
Das konnte ich gut verstehen. Und sosehr ich Susi auch hasste, jedes
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