MUH!
erster Linie, weil wir keine Aufmerksamkeit erregen durften. Die Bulldoggen durften uns nicht hören. Sie würden uns wieder in den Stall zurückscheuchen, und höchstwahrscheinlich würden sie vorher noch die Gunst der Stunde nutzen und zubeißen.
«Was?», fragte Susi empört, dass ich ihr so das Wort abschnitt.
«Lolle meint: Halt’s Maul!», erklärte Hilde und hatte sichtlich Spaß am Übersetzen.
«Ich lass mir von der doch nicht den Mund verbieten!»
«Wenn wir hier weiter so laut rumkrakeelen», warnte ich, «kommen die Bulldoggen. Und die machen mit deinem Mund noch was ganz anderes.»
«Nein», widersprach Radieschen, «die Bulldoggen kommen nicht …»
«Warum das denn nicht?», wollte ich irritiert wissen.
«Weil sie schon da sind!»
Wir drehten uns um, und tatsächlich, da standen Schasch, Lick und Spiess und sabberten bedrohlich vor sich hin.
«Diese Fluchte verlaufe nicht ganz so optimale», murmelte Giacomo.
Schasch fletschte die Zähne: «Was macht ihr Kühe hier?»
«Wir … wir gehen spazieren», antwortete ich.
«Mitten in der Nacht?», fragte Lick.
Die Bulldoggen waren zwar blöd, aber so blöd, uns das zu glauben, waren sie leider nicht.
«Wir leiden unter Schlafmangel», versuchte ich, uns rauszureden.
«Schlafmangel?», staunte Spiess.
«Wir … wir … haben unsere Tage.»
«Alle gleichzeitig?», knurrte Schasch skeptisch.
Wir nickten alle.
Inklusive Giacomo.
Letzteres machte meine Ausrede nicht unbedingt glaubwürdiger.
«Verarschen können wir uns alleine», knurrte Lick.
Giacomo grinste: «Das ich glaube gerne. Ihr verarsche euch ja schon selber, wenn ihr schaue in die Spiegel.»
Ich raunte dem Kater, der ganz offensichtlich so seine Probleme mit Hunden hatte, zu: «Das ist nicht hilfreich.»
«Halt’s Maul, du stinkende Katze!», grollte Lick.
Doch Giacomo hielt ganz und gar nicht sein Maul und erwiderte: «Ihr selber stinke wie Latrine voll.»
«Ganz und gar nicht hilfreich», fand ich jetzt.
Aber Giacomo setzte nach: «Und ihr sehe auch aus wie Latrine voll.»
«Ja», seufzte Hilde, «hilfreich ist was anderes.»
«Keine Sorge, Signorina», raunte Giacomo mir zu, «mir nichts passiere. Wenn diese hässliche Biester mich attackiere, ich einfach klettere auf die Baume.»
«Aber dann zerfetzen sie uns!», erwiderte ich.
«Oh», schluckte er. «Das hätte ich wohl solle bedenke.»
«Ja, das hättest du wohl solle», antwortete ich genervt, während Schasch schäumte: «Ich werde dich killen, Kater!»
«Nein», rief Lick, «das mach ich!»
Und sein Bruder Spiess widersprach: «Das mach ich, ihr Flaschen!»
Die drei stritten sich, wie Brüder es nun mal gerne tun. Und während ich das beobachtete, dachte ich mit einem Mal: Vielleicht waren Giacomos Provokationen doch ganz hilfreich gewesen. In meinem Kopf formte sich ein Plan, der erste in dieser Nacht: Ich musste die drei Bulldoggen gegeneinander aufbringen, dann würden sie von uns ablassen. Das war zwar risikoreich, und die Chance war groß, dass dies zugleich der letzte Plan in meinem Leben sein würde, aber ich musste es versuchen.
«Ist ja echt nett», lächelte ich, «dass Spiess euch beide nur Flaschen nennt. Wenn ihr nicht da seid, hat er noch ganz andere Worte für euch.»
«Ach ja …?», fragte Schasch erstaunt.
«Wie nennt er uns denn?», wollte Lick wissen.
«Schwuldoggen.»
«WAS!!!», schrien beide gleichzeitig, während meine Kühe – trotz der Gefahr – kichern mussten.
Die Hunde drehten sich nun langsam, aber wütend ihrem Bruder zu.
Der fragte eingeschüchtert: «Ihr … werdet der Kuh doch nicht glauben?»
Bevor er seine Brüder jedoch überzeugen konnte, dass ich log, legte ich nach: «Er sagt auch, dass er nicht weiß, was er widerlicher findet: eure Männerliebe oder euren Inzest.»
Spiess sah mich entsetzt an. Seine beiden Brüder stürzten sich nun rasend vor Wut auf ihn. Und Giacomo lächelte: «Hunde, Irrwege von die Evoluzione.»
Ich begriff zwar nicht, was der Kater mit Evoluzione sagen wollte, dafür war mir aber sehr viel klarer, was Hilde meinte, als sie mir zuflüsterte: «Ich möchte ja nicht die Spielverderberin sein, aber wenn die fertig sind, sind immer noch zwei Bulldoggen übrig.»
Tatsächlich, kaum war Spiess von seinen Brüdern k.o. geschlagen, sahen diese zu uns, und der Sabberspeichel um ihren Mund hatte sich in Schaum verwandelt. Wütend befahl Schasch: «Ab in den Stall!»
Obwohl alle meine Mitflüchtlinge zitterten, wollte in den sicheren Tod
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