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MUH!

MUH!

Titel: MUH! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Safier
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Hof gerne mal komische Namen, so hießen drei besonders traurig dreinschauende Kühe: Tristessa, Suizida und Zugunglücka.)
    Die Bulldoggen ließen uns die meiste Zeit in Frieden und sabberten lediglich in der Sonne auf eine Weise vor sich hin, dass uns Kühen bei ihrem Anblick die Lust aufs Grasen verging. Wenn eine von uns sich allerdings den äußersten Grenzen der Weide näherte, knurrten die Biester so brutal, dass man sich lieber wieder freiwillig zur Herde gesellte.
    «Die Bulldoggen», ätzte Susi, «das sind zwei Worte.»
    Hilde funkelte sie darauf wütend an: «Erstaunlich, dass du so weit zählen kannst.»
    Susi starrte nicht minder wütend zurück: «Ich kann dich auch super treten.»
    «Hoffentlich kannst du dann auch gut ohne Zähne grasen.»
    Giacomo seufzte: «Ich fürchte, zwische die beide, das iste nicht die Beginne einer wunderbare Freundschaft.»
    Damit hatte er leider recht, am liebsten wären die beiden Streitkühe direkt übereinander hergefallen. Wie sollten wir nur gemeinsam überleben, wenn wir uns gegenseitig auf die Hörner nehmen wollten? Wenn ich uns je nach Indien führen sollte, musste ich uns als Gemeinschaft zusammenschweißen, so viel war klar. Dies dürfte allerdings wohl noch wesentlich schwieriger werden, als Knallstäbe, Elektrozaun und Bulldoggen zu überwinden.
    Mit einem Male hörte ich hinter uns wieder die Stalltür knarzen.
    Oh mein Gott, sollte Champion etwa doch mitkommen?
    Das wäre wunderbar! Mein geliebter Stier würde überleben, wir hätten eine gemeinsame Zukunft, und – was auch ganz schön wäre – ich könnte ihm die Führung unserer Ausreißertruppe überlassen.
    Ich drehte mich um. Die Stalltür ging erneut auf. Mein Herz stockte, und … Pups-Onkel kam heraus.
    Mein Herz schlug wieder regelmäßig.
    Pups-Onkel schnauzte uns an: «Könnt ihr vielleicht etwas leiser sein, es gibt Kühe, die wollen hier schlafen!»
    Dann ging er wieder rein, um das letzte Mal einzuschlafen, bevor er seinen letzten Pups entweichen lassen würde.
    In unseren heiligen Liedern heißt es ja, dass wir Kühe nach dem Tode auf Naias saftiger Weide aufwachen würden, wir dort unsere Liebsten wiedersehen und mit ihnen das grünste Gras, das man sich nur vorstellen kann, fressen dürften. Ich würde nach dem Tode also wieder mit meiner Mama und meinem Papa Schnauze an Schnauze reiben dürfen. Hoffentlich würden meine Eltern sich auf Naias Weide auch nicht mehr so streiten wie früher, weil Papa jede Kuh bestieg, die nicht bei drei auf den Bäumen war – und da keine Kuh überhaupt in der Lage ist, auf einen Baum zu steigen, egal, ob bei drei oder bei tausend, war das so ziemlich jede Kuh.
    Doch leider hegte ich einen Restzweifel an den heiligen Liedern. Wenn sie die Wahrheit besangen, warum kam dieses Hackefleische nie in ihren Versen vor? In etwa so: «Wenn du bist Hackefleische, kommst du in Naias Reiche …»
    Hach, um wie vieles einfacher wäre das Leben doch, wenn ich rückhaltlos an die Heiligen Lieder glauben könnte. Oder wäre dann nur das Sterben einfacher?
    Ich versuchte, diesen trüben Gedanken und auch die Hackefleische-Lieder aus dem Kopf zu bekommen. Dann schüttelte ich mich zweimal und erklärte bestimmt: «Wir gehen jetzt zum Zaun!»
    «Hast du denn endlich einen Plan?», fragte Hilde.
    «Na, klar!», antwortete ich.
    Das war zwar so was von gelogen, dennoch setzte ich mich entschlossen, mit Giacomo auf dem Rücken, in Bewegung. Dabei durchströmte mich eine Welle der Energie. Auch wenn ich keine Ahnung hatte, was zu tun war, tat es unglaublich gut, dass es endlich losging!

Kapitel 12
    Also, was wusste ich über den Elektrozaun? Wenn eine von uns Kühen dagegen lief, zischte es. Danach roch die Luft nach verbranntem Fleisch, und die Augen der betreffenden Kuh brauchten ein paar Stunden, bis sie wieder aufhörten zu rollen. Man durfte also den Zaun nicht berühren, vor allem nicht mit der Zunge, das wurde schon den kleinen Kälbern eingebläut.
    Unter dem Zaun hindurch konnte von uns aber nur Giacomo krabbeln, und darüberzuspringen vermochte selbst er wegen seines kaputten Beines nicht. Man musste also dafür sorgen, dass der Zaun flach auf der Erde läge, sodass wir ohne Probleme darüberhüpfen konnten. Nur, wie sollte das gelingen?
    «Also, dann erklär mal, was du vorhast», forderte Susi mich auf, als wir alle vor dem Zaun standen.
    «Psst», zischelte ich, auch weil ich immer noch keine Ahnung hatte, was zu tun war, und das nicht zugeben mochte, jedoch in

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