MUH!
doch: «Anscheinend ist es manchmal hilfreich, wenn man etwas irre ist.»
Nur Giacomo wollte mir nicht gratulieren und warnte mich: «Du nicht werde übermütig, nicht alle, die wir auf unsere Reise treffe, sind so stupido wie diese Hunde.»
Mir musste er das nicht sagen. Ich wusste, dass ich gegen jemanden wie Old Dog nie im Leben bestehen würde, sollte ich ihm noch mal begegnen.
Aber es machte keinen Sinn, darüber nachzudenken; bis die Bulldoggen wieder zu sich kommen würden, hatten wir nur wenig Zeit. Wir mussten den Zaun überwinden!
Es ist ja schon erstaunlich, wie so ein Hirn mit einem Mal arbeiten kann, wenn der Körper gerade eine Nahtoderfahrung hinter sich hat und eine unfassbare Energie durch den Körper strömt. Ich sah die Welt deutlicher, farbiger – das sogar, obwohl es dunkel war und wir nur vom Mond und den Sternen beschienen wurden – und erkannte, dass die Zaundrähte alle an die Pflöcke gebunden waren. Wir könnten also den Zaun flach legen, wenn wir diese Pflöcke einfach umtreten würden.
«Macht es mir nach!», rief ich und begann, mit meinen Hinterhufen unten gegen den Pflock zu treten, auf dem Giacomo saß, ohne dabei den Draht zu berühren. Der Kater sprang sofort wieder auf meinen Rücken und krallte sich dort fest. Ansonsten reagierte Hilde von allen am schnellsten. Sie nahm sich einen anderen Pfosten vor, und je mehr wir beide traten, desto mehr neigten sich die Dinger, bis sie endlich gemeinsam mit dem Zaun auf die Erde fielen. Jetzt war es kein Problem mehr, über den auf dem Boden liegenden Draht in die Freiheit zu hüpfen.
In diesem Moment hörten wir den Bauern schreien: «Scheiß-Kühe! Euch mach ich jetzt zu Schaschlik!»
Radieschen fragte irritiert: «Er macht uns zu zwei von den Bulldoggen? Wie geht denn das?»
Doch Hilde erwiderte: «Das ist mir völlig egal, der Kerl hat seinen Knallstab in der Hand!»
Kapitel 13
«Springt!», rief ich. «Springt!»
«Eine Idee exzellente», rief Giacomo und hüpfte von meinem Rücken über den auf dem Boden liegenden Zaun und humpelte, so schnell ihn seine drei Beine trugen, in die Nacht davon. Hilde sprang ihm hinterher und rannte ebenfalls los, genauso wie Radieschen. Susi aber zögerte eine Sekunde: «Vielleicht ist es ganz gut, auf den Bauern zu warten.»
«Ich mach euch Kühe kalt!», schrie der, und Susi stellte fest: «Vielleicht ist es aber auch nicht so gut.»
Endlich hüpfte auch sie über den Zaun, und jetzt, da ich niemanden mehr zurücklassen musste, konnte ich ebenfalls fliehen. Doch da hörte ich einen lauten Knall. Ich sah zu dem Bauern. Er hielt seinen Knallstab in die Luft, und aus dessen Spitze trat Rauch heraus.
Neben mir fiel eine Krähe zu Boden.
Schwer verletzt lag der schwarze Vogel da und krächzte: «Warum ich? Ich habe doch niemandem was getan … Gut, ich habe vielen Tieren im Flug absichtlich auf den Kopf gekackt … aber welche Krähe macht das nicht gerne? … Und ich hätte der anderen Krähe namens Jakob nicht das Auge aushacken sollen, das ist ja eindeutig gegen unser Krähengesetz …»
Die Stimme des armen Vogels wurde schwächer, sein Krächzen mit jedem Wort leiser, er flehte: «Bitte, Große Krähe, lass mich dennoch in den ewigen Krähenhimmel …»
Das war mir neu: Krähen hatten eine eigene Gotteskuh beziehungsweise Gotteskrähe? Dafür aber keine ewige Weide für das Leben nach dem Tode, sondern einen Himmel? Auf eine gewisse Weise war das logisch, was sollten die auch groß grasen? Außerdem war es auch ganz praktisch, wenn wir Tiere getrennt wurden, denn dann konnten einem auf Naias ewiger Weide keine Krähen lästig auf den Kopf machen.
«… und lass mich nicht wegen meiner Taten in den ewigen Schneesturm …»
Krähen hatten anscheinend auch einen Ort, wo sie landeten, wenn sie böse waren, und dieser Ort klang schrecklich eisig. Da hatten wir Kühe es besser, die nicht so netten Kühe kamen auf Naias Weide in ein eigenes Gehege und konnten sich gegenseitig auf den Geist gehen. Gut, dass ich als Kuh geboren wurde. Wer so etwas wohl entschied? Redeten Naia und diese Große Krähe miteinander darüber, vielleicht noch mit anderen Tiergottheiten, womöglich sogar mit der Menschen-Gottheit?
Die Krähe vor mir schloss ihre Augen, und bevor sie endgültig aufhörte zu atmen, flüsterte sie noch: «Wenigstens muss ich keine Angst mehr vor dem Alter haben.»
Mein Instinkt begann sich wieder zu melden: «Also, ich würde jetzt gerne mal wieder mit dir über das Weglaufen
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