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Mum@work: Roman

Mum@work: Roman

Titel: Mum@work: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Ahlswede
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Vogt jubelt mir zu, und die gefeuerte Versicherungsverkäuferin lächelt zögernd.
    Wo ist der Ausgang?
     
    »Und, wie war's?«, murmelt Tobias im Halbschlaf, als ich gegen elf Uhr ins Bett falle.
    »Sehr spannend.«
    »Schön. Auch nicht zu anstrengend?« »Nein, nein.«
    »Hier war heute ganz schön was los. Ich brauche jetzt erst mal eine Woche Uni, um mich davon zu erholen.« Papi mit Kids allein zu Haus, hihi.
    »Geht nicht, ich hab jetzt nämlich einen kleinen Nebenjob.«
    »Och, nein, was soll das denn heißen? Dann kann ich ja gleich ganz aufhören und den Hausmann machen. O Gott, bin ich müde.«
    »Nein, nein. Wir haben doch Che. Und eine Putzfrau! Mach dir keine Sorgen.«
    »Gut. Und wer ist der Mann auf dem Sofa?«, murmelt Tobias. »Der Mann auf dem Sofa?« »Von dem Beate geredet hat.« »Ach so, das war Patrick.« »Ach so.«
    Tobias ist nicht schockiert. Sicher, weil wir zum Thema Patrick schon alles geklärt haben. Erstens mochte ich Patrick überhaupt nicht, als wir uns beim Volontariat kennen gelernt haben - und das hat sich Tobias wohl gemerkt. Zweitens gab es dann später aber doch einmal so ein peinliches Missverständnis mit herzchengeschmückten Champagnerflaschen in meinem Schreibtisch bei der Hanse, die aber dann doch nicht von Patrick und auch nicht von Christian waren (eine lange Geschichte) - und darüber konnte Tobias drittens dann bereits lachen. Und jetzt schläft er schon fast.
    »Willst du denn gar nicht wissen, welchen Job ich habe?«
    »Hm.«
    »Tobias? Hallo, schläfst du schon?« »Hä?«
    »Egal: Ich bin jetzt Vorsitzende der Deutschen Telearbeiter-Gewerkschaft. DTG.« Tobias schnarcht.

24. Kapitel
    Ich liebe Che. Unser Kindermann, der große Unbekannte, steht in unserer Küche und wickelt eine kichernde und glucksende Meike in rosa Geschenkpapier ein - extra reißfest, vermutlich auch in 1000 Jahren nicht biologisch abbaubar, aber halbwegs atmungsaktiv. Hoffentlich überlebt sie das. Die Frischhaltefolie habe ich den beiden zum Glück ausreden können, denn da hätte sie früher oder später mit Sicherheit einen Hitzschlag bekommen.
    Ihre Arme sind eng an den Körper gebunden, laufen kann sie natürlich auch nicht mehr. Für den Weg zu den Schlauen Füchsen haben wir uns auf Hüpfen und Autofahren geeinigt, beim Kindergartenfest selbst will sie aber unbedingt auf dem Boden herumkriechen. Kindergartenchefin Helene Martens wird schockiert sein, doch eigentlich geschieht ihr das ganz recht. Schließlich hat sie Mareike diese blöde Rolle verpasst und die ganze Zeit von naturgetreuer Darstellung gefaselt.
    Bis gestern hatten wir übrigens immer noch kein Kostüm, und die Chancen für eine glückliche Lösung standen gar nicht gut. Mareike hatte ihren Widerstand gegen die Wurmverkleidung immer noch nicht aufgegeben, und Tobias fiel bei den Vermittlungsversuchen wegen der Vorbereitung auf seine Fachbereichsratssitzung, die ja heute stattfindet, komplett aus.
    Doch dann tauchte Che mit diesem Pressebericht auf, den er im Internet aufgestöbert hat.
     
    Britischer Künstler lebt als Regenwurm
    London (dpa) - Der britische Künstler Paul Hurley (25) hat neun Tage lang versucht, die Gefühle eines Regenwurms nachzuempfinden. Dazu lag er nur mit einer Badehose bekleidet und eingewickelt in Frischhaltefoliein einem Matschloch, knabberte ab und zu an einem Blatt und aß etwas Erde.
    Vorbeikommende Kinder fragten ihn zuweilen, was er dort tue, doch erhielten sie keine Antwort: Würmer sprechen schließlich nicht, und alles sollte so naturgetreu wie möglich sein.
    Das am Sonntag abgeschlossene Projekt sei Teil einer Happening-Serie und diene der »Erforschung von Erde und Schmutz«, sagte Hurley der Zeitung The Times. Das wechselhafte Wetter der vergangenen Tage habe es ihm nun erlaubt, sehr unterschiedliche Formen der Wurmexistenz zu durchleben. Zum Schutz seiner Augen trug er eine Taucherbrille. Der Künstler hat zuvor bereits Erfahrungen als Schnecke gesammelt. Er leckte zwei Stunden lang die mit Gleitflüssigkeit bestrichene Innenseite eines Gewächshauses ab. »Meine Eltern sind mir eine große Stütze, denn sie wissen, dies ist etwas, woran ich glaube«, erläuterte er. In Kürze solle seine Projektserie fortgesetzt werden: Dann wolle er ein Insekt verkörpern, sagte Hurley.
     
    Die Taucherbrille, nun, das ist noch ungeklärt. Mareike besteht natürlich darauf, aber ich fürchte, dies wird dem Martens'schen Postulat der naturgetreuen Darstellung zuwiderlaufen. Außerdem haben wir

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