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Mum@work: Roman

Mum@work: Roman

Titel: Mum@work: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Ahlswede
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gar keine Taucherbrille. Dafür fanden wir alle die Idee mit der Sprachlosigkeit des Wurmes ganz hervorragend. Das ist mit Sicherheit naturgetreu und vor allem muss niemand ein blödsinniges Referat über minderbemittelte Regenwürmer halten - nachdem die Kindergartenstars schon über besonders intelligente Füchse, anmutige Rehe und vor Kraft strotzende Wildschweine berichtet haben.
    Che hat einfach ein paar Demo-Schilder von seinem letzten Protestzug gegen ich weiß nicht wen mitgebracht, auf denen wir nun alles Wissenswerte über die Lumbricidae vermerkt haben. Nämlich, dass die Regenwürmer aus der Ordnung der Wenigborster kommen, innerhalb des Stammes der Ringelwürmer zur Klasse der Gürtelwürmer gehören, und dies haben wir natürlich alles mit den dazugehörenden lateinischen Namen verziert: Oligochaeta, Annelida und Clitellata. Keiner muss es aussprechen können - steht ja schließlich auf den Plakaten, aber denVorwurf mangelnder intellektueller Durchdringung des Themas brauchen wir wenigstens nicht mehr zu fürchten.
    Im Namen der Bodenkriecher machen wir auch Schluss mit weit verbreiteten Vorurteilen über die Regenwürmer, die es nämlich mitnichten lustig finden, in der Mitte durchteilt zu werden. Zwar leben dann beide Teile noch ein bisschen weiter, aber es gibt durchaus Kopf und Hintern, sodass das kopflose Ende zwangsläufig irgendwann verhungert, während es dem ohne Hintern auch nicht wirklich gut geht. Und bei Regen kommen die Herrschaften Würmer ebenfalls nicht deshalb aus der Erde, weil sie es so lustig finden, in den Pfützen zu plantschen. Nein, nein, sie drohen vielmehr zu ersticken, wenn Regenwasser in ihre Erdgänge läuft.
    Kein lustiges Leben also, zumal sie auch nichts als Erde und vergammelte Pflanzen fressen. Die Würmer selbst gelten dagegen als Delikatesse bei so ziemlich allen anderen Tieren: Vögeln, Mäusen, Kröten, Fröschen, Igeln, Maulwürfen, Füchsen, Dachsen, und sogar Ameisen und Käfer knabbern gern mal ein bisschen an ihnen herum.
    Diesen Teil der Information haben wir aber für uns behalten, sonst wird Meiki noch zur Beute ihrer Kindergartenkollegen. Und kriechend kann sie denen sicher nicht entkommen.
    In Ches Masterplan hat sogar Max eine zentrale Aufgabe bekommen, sollen an seinem Buggy doch die Info-Schilder befestigt werden. Che ist ein Genie, man kann es nicht anders sagen. Nur zum Begleitservice zum Kindergartenfest konnte ich ihn leider nicht überreden. Auch nicht gegen eine Sondereinsatzzulage. Da war nichts zu machen. Nein, zu seinem früheren Arbeitgeber wollte er nie wieder zurück, und außerdem könne er doch - da er nun sowieso schon da sei - in der Zeit viel besser mal die Kinderzimmer gründlich aufräumen. Ich zauber dein Zimmer einfach ordentlich, hat er zu Mareike gesagt und dabei seinen Voodoo-Doodoo-Blick aufgesetzt. Auch gut, warum eigentlich nicht?
     
    »Ich habe eine«, ruft Che kurze Zeit später aus Mareikes Kinderzimmer, als ich gerade mit einem hüpfenden rosa Regenwurm, einem Kleinkind und einem Demo-Buggy das Haus verlassen will. »Eine was?«
    »Eine Schwimmbrille! Das geht doch auch, oder, Meiki?«
    Che kommt die Treppe heruntergelaufen und schwingt triumphierend das blaue Plastikteil, das er irgendwo in Meikis Zimmer aufgetrieben haben muss.
    »Che, du bist sooooo lieb«, sagt Mareike und hopst auf ihren Kindermann zu, der heute ein Palästinensertuch um seine Schultern geschwungen hat. Nach meinem Geschmack etwas zu warm, aber für die Sache der Unterdrückten ist kein Opfer zu groß. Immerhin hat Che seine Rastamähne zu einem Zopf gebunden, sodass ihm vielleicht wenigstens das etwas Abkühlung verschafft.
    Auf zum Kindergartenfest!
     
    »Guten Tag, liebe Hörerinnen und Hörer, und willkommen bei unserer Sendung >Blick in die Vororte<. Radio Elbe berichtet heute live vom Sommerfest im Kindergarten Die Schlauen Füchse. Ich gebe jetzt an unseren Reporter Horst Hornig. Horst?«
    »Ja, Horst Hornig am Mikrofon. Ich stehe hier im Kindergarten Die Schlauen Füchse, und neben mir herrscht schon buntes Treiben. Wieder einmal ist es im Stadtteil Blankenese so weit, und Die Schlauen Füchse laden zu ihrem jährlichen Sommerfest. Diesmal steht die Veranstaltung unter dem Motto: >Nachhaltige Entwicklung - schützenswerte Ökosysteme am Beispiel des heimischen Waldes<.
    Die Kinder sind gerade eifrig dabei, Eltern und Gäste darüber zu informieren, welch wichtige Rolle jedes Tier im Wald hat. Sie scheinen dabei viel Spaß zu haben. Und alle

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