Mum@work: Roman
ich Meiki zurechtgewiesen. Aber die Pfütze rund um meine halluzinierenden Freundinnen nimmt schon ohne Schneemann Ozeangröße an, und die Putzfrau kommt erst wieder in einer Woche.
Doch meine Furcht vor einem Schneemann im Wohnzimmer erweist sich als unbegründet. »Doch nicht hier. Im Vorgarten! Hinten ist nämlich schon gar kein Schnee mehr!«
»Schnee«, murmelt Sandra. »Vielleicht ist es das.«
»Wie bitte?«
»Ach, nichts. Ich hab nur laut gedacht.«
Kerstin stürmt nun an mir vorbei, die drei anderen folgen und singen:
Es schneit, es schneit, kommt alle aus dem Haus
Die Welt, die Welt, sieht wie gepudert aus.
»Das kenne ich auch«, verkündet Meiki, die mit Jenny auf der Treppe aufgetaucht ist und das Treiben der Großen interessiert betrachtet. »Los, Jenny, wir gehen auch einen Schneemann bauen. Aber erst Winterstiefel und Jacke anziehen.« Die beiden Vierjährigen ziehen sich also winterfest an, ganz im Gegensatz zu Beate & Co., die in Socken und T-Shirts im Vorgarten bereits an ihrem Schneemann bauen.
»Was sollen wir denn bloß machen?«, frage ich Sandra. »Die können wir doch so nicht mit ihren Kindern nach Hause lassen.«
»Noch sehen sie aber auch nicht aus, als wollten sie nach Hause gehen.«
»Das stimmt. Oh, Telefon, entschuldige mich kurz.«
Ich lasse Sandra in der Küche zurück, wo wir uns beide ans Fenster gestellt und das Schneemannatelier in unserem Vorgarten betrachtet haben.
Als ich wiederkomme, hält Sandra einen Zimtstern in der Hand und sieht ihn interessiert an.
»Du, der sieht irgendwie aus wie ...«
Ich unterbreche sie: »Das war Patrick. Er kommt jetzt doch noch. Er hat sich mit Valeria gerade auf den Weg gemacht.«
»Aha. Also, diese Kekse, sag mal, welche hast du denn gegessen?« »Wieso?
»Sag mal. Hast du diese Zimtsterne gegessen?« »Nein, heute nicht. Aber neulich.«
»Ich finde ja diese Form etwas merkwürdig. Gar kein richtiger Stern.«
»Ja, das hab ich auch schon gedacht. Ein Weihnachtsstern eben. Na und?«
»Weihnachtsstern? Das sieht aus wie ein Hanfblatt, wenn du mich fragst.« »Ein was?«
»Hanf. Cannabis. Wie du willst.« »Hm. Stimmt.«
»Daraus wird doch Hasch gemacht?« »Ja, soweit ich weiß.«
»Wo hast du denn die komische Form her?« Che!.
»Ja, also, ich hab die gar nicht irgendwoher. Die Kekse hab ich nämlich, ehrlich gesagt, backen lassen.«
»Aha. Also, ich glaube, da ist eine gehörige Portion Hasch drin ...«
In diesem Moment kommt Beate hysterisch kichernd in die Küche gestürmt. Sie fühlt sich mal wieder ganz wie zu Hause, stürzt zum Kühlschrank, schnappt sich eine ziemlich große Möhre und verschwindet unter Sandras und meinen ungläubigen Blicken wieder.
»Also, da ist eine gehörige Portion Hasch drin, und unsere werten Freundinnen sind ein bisschen, wie soll ich sagen ...«
»Oh, nein! Meinst du? Na ja, die Kekse hat unser Kindermann gebacken. Che.«
»Che. So, so.«
»Der ist eigentlich wirklich sehr zuverlässig und vor allem als Keksbäcker sehr begabt. Der ist mit seinen eigenen Utensilien bei uns angerückt - und mit seinen eigenen Zutaten.«
Sandra und ich sehen uns an. Nun ist alles klar: Che hat vermutlich unsere Küche genutzt, um auch für sich und seine Freunde ein paar Adventsleckereien zu backen. Deshalb ist er auch mit der Hälfte der Plätzchenproduktion wieder verschwunden. Nur das Sortieren der Kekse, das hat offenbar nicht so gut geklappt.
»Sandra, mir ist jetzt alles klar. Ich glaube, Che hat unsere Küche genutzt, um ...«
Sandra unterbricht mich: »Kathi! Sieh mal! Da!« Sandra ist völlig bleich im Gesicht und zeigt in den Vorgarten. Dort steht ein Schneemann, aber nicht irgendeiner. Keine drei plumpen Kugeln oder so. Nein, Michelangelo hat seinen David auch nicht viel besser hinbekommen: Der Schneemann ist mindestens einen Meter neunzig groß, hat dichtes Haar, eine markante Nase ...
»Das ist«, presst Sandra hervor. »Das ist doch ...«
»O nein, das kann doch nicht wahr sein. Du hast Recht, das ist Patrick'.«
Und er ist nackt, mit breiten Schultern, einem wohlgeformtenOberkörper, muskulösen Armen und Beinen. Offen gesagt, eine echte Skulptur, künstlerisch wirklich sehr gelungen. Aber was macht Beate denn jetzt?
Kichernd und unter dem Beifall von Ines, Sonja und Kerstin platziert sie die Möhre zielgenau zwischen den Beinen des eisigen Adonis.
»Hallo!«, ertönt es in diesem Moment von der Gartenpforte, wo Patrick, der Echte, mit Valeria auf dem Arm steht. »Wir
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