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Mum@work: Roman

Mum@work: Roman

Titel: Mum@work: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Ahlswede
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solltest du zumindest mal versuchen, diese Gewerkschaftsdemo zu verschieben. Ich glaube, dass die zwischen den Software Slaves und diesen Familen-Job-Aktivisten untergehen könnte. Außerdem kannst du da auf jeden Fall nicht mitgehen, denn du musst dich ja vermutlich um Schadensbegrenzung bei den Software Slaves kümmern. Hey, Lisa! Marie! Kommt mal schnell zu mir. Da vorne kommt ein ziemlich großer Hund!«
    Lisa und Marie gehorchen ausnahmsweise mal. Kein Wunder: Ihnen steht die blanke Angst ins Gesicht geschrieben angesichts des wolfsähnlichen Tiers, das auf sie zugelaufen kommt. Leider lassen sie bei ihrer Flucht Meiki auf dem Schlitten sitzen. Die war nämlich gerade dran, gezogen zu werden. Und nun scheint sie vor Angst versteinert zu sein. Ich mache mich auf den Weg zu ihrer Rettung.
    »Meiki, komm auch mal ganz schnell zu Mama.«
    »Keine Sorge«, sagt jetzt eine Mittfünfzigerin, die eine Hundeleine lässig um ihren Hals gehängt hat. Aber eben leider um ihren, der Hund ist frei und kommt auch schon auf Mareike zugelaufen. Die Besitzerin schlendert gemächlich hinterher.
    »Der ist ganz lieb«, sagt die Frau. »Ein echter Familienhund. Den darfst du ruhig einmal streicheln, meine Kleine.« Mareike steht vom Schlitten auf, aber rührt sich nicht vom Fleck.
    »Nein, Meiki, nein! Komm sofort her.«
    Der »Familienhund« ist meines Erachtens nämlich aus derselben Zucht wie der Riesenhund aus Hagrids Hütte in den Harry-Potter-Büchern: triefende Lefzen, riesige Reißzähne, blutunterlaufene Augen, die Meikis zarte Kleinkindnase schon fest im Visier haben. Schaumiger Sabber tropft genau in Mareikes Mundhöhe herunter.
    »Nein!«
    Ich lasse Max und seinen Buggy stehen, in der Überzeugung, dass sich Carola schon um ihn kümmern wird, und stürze zu Mareike. In letzter Sekunde gelingt es mir, mein Kind vor den Fängen des Untiers wegzureißen. Schließlich kann man nicht sicher davon ausgehen, dass auch diese Bestie wie der Harry-Potter-Hund in Wirklichkeit ein totaler Feigling ist.
    Die Hundebesitzerin schüttelt verständnislos den Kopf. »Er wollte doch vielleicht nur ein bisschen lecken. Das ist sehr liebevoll gemeint. Mögen Sie denn keine Hunde?«
    »Ein bisschen lecken? So sieht ihre Töle aber gar nicht aus.«
    »Wie bitte? Nun werden Sie aber mal nicht unhöflich. Tse, tse. Diese Mütter heutzutage. Dabei ist es so schade, wenn Kinder nicht mit Tieren aufwachsen dürfen. Was den Kleinen da alles entgeht: Kontakt zur Natur, Nähe, Freundschaft, schade, schade! Komm, Fang, wir gehen.«

34. Kapitel
    Ein Blick in meine private E-Mail bestätigt Carolas Vermutung: Ich habe einen Job zu viel.
     
    Date: 7. Dezember
    To: Katharina Stein
    From: Hilke Vogt
    Re: Mobilisierung
     
    Katharina, wir müssen unbedingt noch vor Weihnachten eine große Aktion organisieren. Die Stimmung an der Basis wird immer explosiver. Das muss etwas mit Advent und diesem Kommerzdruck zu tun haben. Die meisten Callcenter-Frauen machen Überstunden - schlecht bezahlt natürlich -, weil die Versandhäuser ein Riesengeschäft machen. Und die Heimarbeiterinnen haben überhaupt keine Zeit, selbst auch nur einen Blick in einen Katalog zu werfen - geschweige denn zum Einkaufsbummel in die Stadt zu gehen. Ganz davon abgesehen, dass sie wegen ihrer schlechten Bezahlung sowieso nicht viel kaufen können. Eine wahre Misere.
    Deshalb haben wir uns im Ortsverband Düdelsdorf zusammengesetzt und überlegt, was wir tun könnten. Das Ergebnis: Die Mitglieder wollen unbedingt so schnell wie möglich eine Großdemonstration organisieren. So richtig schön das Weihnachtsgeschäft in der Hamburger Innenstadt lahmlegen, mit Straßensperren und allem Drum und Dran. Da muss die Politik doch aufmerksam werden, denken wir uns.
    Was hältst du davon?
    Bitte um schnelle Rückmeldung, da wir die Kundgebung natürlichbei der Polizei anmelden müssen, die Transparente vorbereiten, Flyer drucken lassen, Tröten kaufen - noch viel Arbeit also.
     
    Hilke Vogt
    Stellvertretende Vorsitzende
    Deutsche Telearbeiter-Gewerkschaft (DTG)
     
    Date: 8. Dezember To: Katharina Stein From: Hilke Vogt Re: Kundgebung!
     
    Katharina, ich brauche jetzt wirklich dein Okay für die Demo. Eigentlich solltest du dich doch durchaus etwas mehr einbringen, schließlich bist du die Vorsitzende. Ich habe auch schon diverse Nachrichten auf Handymailbox und Festnetz-AB hinterlassen. Wo ist dein Elan von unserem Gründungstreffen geblieben?
     
    Gruß, Hilke
     
    Date: 8. Dezember
    To:

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