Mum@work: Roman
sind mal wieder ein bisschen zu spät. Dürfen wir trotzdem reinkommen?«
33. Kapitel
»Ja, man könnte sagen, du hast etwas verpasst.«
»Tut mir leid, Kathi, ich wäre wirklich gern gekommen.« Carola schiebt ihren Zwillingsjogger mit bemerkenswerter Eleganz vor sich her. Immerhin hat das Gefährt fast die Ausmaße eines Fiat Punto. Dagegen erscheint mir Max in seinem Einzelbabybuggy geradezu handlich, was ich bei Ausflügen in die Stadt und an der Supermarktkasse eigentlich selten denke. Aber Carola und ich sind auf unserer Lieblingsstrecke an der Elbe unterwegs.
Der Himmel ist wolkenfrei und kümmert sich damit ausnahmsweise wenig darum, dass eigentlich Dezember und damit Dauerwolkenzeit in Hamburg ist. Es ist sogar ungewöhnlich kalt, sodass immer noch eine beachtliche Schneedecke von den Schneefällen der vergangenen Wochen übrig geblieben ist. Und letzte Nacht hat es noch einmal ein kleines bisschen Neuschnee gegeben.
Carolas große Töchter Lisa und Marie laufen mit Mareike vor uns her. Die Mädchen ziehen sich gegenseitig auf einem Schlitten die Uferpromenade entlang - und streiten sich natürlich, wer wann auf welchem Teil des Schlittens sitzen darf. Alles wie gewohnt also.
Ich erzähle Carola von dem Schnee-Patrick mit Möhrendeko, von Frau Petersen und natürlich den Haschkeksen.
»Also, dein Che, ich weiß ja nicht! Das ist ja wirklich ein geheimnisvoller Typ. Wenn ich bloß wüsste, wieso der mir so bekannt vorkommt. Hast du ihn denn schon auf die Kekse angesprochen?«
»Ja, natürlich. Aber die Reaktion war knapp wie immer. Kleiner Irrtum beim Sortieren der Kekse, meinte er nur. Aber wir hätten doch sicher viel Spaß gehabt. Das war's. Und - na ja: Spaß hatten wir, das stimmt.«
»Patrick auch? Was hat der denn überhaupt zu seinem Ebenbild gesagt?«
»Fand er, glaub ich, nicht ganz so witzig. Er hat jedenfalls kein Wort gesagt. Und Kekse essen wollte er auch nicht. Tobias war übrigens auch etwas erstaunt, als er abends im Vorgarten einen nackten Mann entdeckte.«
»Das kann ich mir vorstellen.«
»Ja, er fand das Ganze dann aber eher amüsant. Und er war ein bisschen enttäuscht, dass die >Zimtsterne< alle waren. Aber genug jetzt mit dem Thema. Welche Neuigkeiten gibt es denn aus dem Rathaus?«
»Tja, auf so einer Weihnachtsfeier erfährt man mehr als auf allen Sitzungen und Konferenzen das ganze Jahr über zusammen. Vor allem den Tratsch, aber, ach ja - das mit den Demos dürfte dich am meisten interessieren. Der Innensenator ist nämlich ziemlich am Wirbeln. Wir haben kurz vor Weihnachten vermutlich ein kleines Problem mit einer ziemlich großen Kundgebung. Oder eher mit mehreren Kundgebungen.«
»Geht es schon wieder um diese Software Slaves? Die kenne ich inzwischen auch.«
»Ja, das kann ich mir denken. Deren Demo soll genau vor eurer Zentrale stattfinden.«
»Weiß ich schon. Macht mir auch ein bisschen Sorgen. Bei der letzten war ja nur eine Hand voll Leute da, aber das Medieninteresse war trotzdem sehr groß. Das könnte ein wahres Public-Relations-Waterloo werden.«
»Ja, aber das ist leider noch nicht einmal alles. Am selben Tag gibt es dann ja noch diese Demonstration für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, von irgend so einer Stiftung.«
Stiftung? Die Demonstration wird doch von BetterMedia organisiert. Die Idee von Praktikant Benjamin Friedberg. Die Mietdemonstranten.
»Eine Stiftung?«
»Ja, keine Ahnung, wer dahintersteckt.« »Hm.«
»Dafür wurde die von euch, also von BetterMedia, wieder abgesagt. Einfach so.« »Hm.«
»Und zur Krönung hat ja deine Gewerkschaft nun auch noch vor, für eine bessere Anerkennung von Heimarbeit auf die Straße zu gehen. Genau am selben Tag. Wie seid ihr denn bloß darauf gekommen?«
»Was? Davon weiß ich ja noch gar nichts.«
»Tja, das sollte dir zu denken geben. Du bist doch deren Vorsitzende, dachte ich.«
»Dachte ich auch. Vermutlich ist mir da die eine oder andere Mail durchgerutscht. Seit ich diesen Job da habe, läuft mein privater E-Mail-Postkasten über. Ständig kommen die mit irgendwelchen Ideen für Aktionen. Ich glaub, mir wächst das ein bisschen über den Kopf. Und die Mails hab ich jetzt schon mindestens eine Woche lang nicht mehr gelesen. Telefon und Handy sind ja nicht ganz so einfach zu ignorieren. Da hab ich laufend irgendwelche Callcenter-Frauen dran, die mir persönlich ihr Leid klagen wollen.«
»Ich glaub, du hast wirklich einen Job zu viel, Kathi.«
»Könnte sein.«
»Aber vielleicht
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