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Mum@work: Roman

Mum@work: Roman

Titel: Mum@work: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Ahlswede
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mustert Trish von oben bis unten, aber schweigt. Trish und Mareike haben sich auf der CompNet kennen gelernt. Schon damals hat Trish unendliche Kinderliebe geheucheltund dann meine Tochter mit ihren Assistentinnen einfach verschwinden lassen. Erst war ich entsetzt, aber zugegeben, es hat das Interview mit Randolph damals doch deutlich erleichtert. Und das hat mir ja im Nachhinein diesen Job eingebracht, der mich nach dem Rausschmiss bei der Hanse gerettet hat, aber ... jetzt an den äußersten Rand des Wahnsinns bringt.
    »Mareike geht es heute nicht ganz so gut«, mische ich mich ein und schiebe Meiki die Treppe hoch. »Deshalb muss sie sich jetzt auch ein bisschen ausruhen, nicht wahr, mein Schatz?«
    Eine Antwort bekomme ich nicht. Mareike bleibt stehen.
    »Wo ist denn deine Computer?«, will Trish jetzt von mir wissen. »Deine Büro?«
    Auf einmal ist Mareike verschwunden. Oh-oh.
    »Äh ... mein Home-Office, das zeige ich euch später, okay? Jetzt gibt es erst einmal eine kleine Stärkung. Ihr wart ja lange unterwegs.«
    »O yes, food, what a great idea«, sagt Fred, der Flop des Tages, und lässt sich breit am Tisch nieder. Schließlich sitzen alle, die Hilfsmanager entleeren ihre riesigen Koffer auf dem Tisch, der nun unter Akten, Papieren, Laptops und einem Beamer für die unvermeidliche Powerpoint-Präsentation zusammenzubrechen droht.
    Ich verteile Orangensaft und Wasser, doch Randolph hat irgendwie vom deutschen Bier gehört. Wenn schon in Deutschland alles schiefgehe - diese verfluchten Demonstranten, die nervigen Kunden -, dann wolle er doch wenigstens die guten Seiten des Landes genießen. Also, ein Bier für Herrn DeLuxe, bitte. Kein Problem. Angesichts der katastrophalen Lage von BetterMedia Deutschland sollte man alles tun, um den Chef milde zu stimmen. Vielleicht hätte ich ein paar von Ches Zimtsternen aufheben sollen ...
    Zu spät. Dafür fahre ich mit dem Bier auch meine Foie-Gras-Häppchen auf, die die kulinarisch ja etwas minderbemittelten Amerikaner sicher beeindrucken werden.
    In der Tat.
    »Das ist ja eine Köstlichkeit«, sagt Fred und schaufelt sich drei Canapes auf den Teller. »Die sind ja unglaublich knusprig.«
    Knusprig? Weißbrot mit Leberwurst?
    Freds Kiefer knackt erschreckend laut, doch er scheint von meiner Produktion tatsächlich hingerissen zu sein, denn die ersten drei Minibrote sind längst verschwunden, und er nimmt sich die Platte und greift schon wieder zu.
    Aber was ist das? Was sind denn das für kleine runde Dinger auf der Leberpastete? Die waren da vorhin doch noch nicht drauf. Oder habe ich die nur nicht gesehen? Auf jedem Häppchen - exakt in der Mitte. Mir wird schlecht. Die sehen irgendwie aus wie ...
    ... Steckperlen!
    Und bei genauerer Untersuchung stellt sich heraus: Die sehen nicht nur aus wie Steckperlen, das sind Steckperlen. Alle in braun und schwarz.
    Mareike!
    Natürlich, schwarz und braun, die kann Mareike nämlich in ihren Steckperlenbildern nicht ausstehen. Und auf der Leberpastete sieht man sie nicht. Jedenfalls nicht gleich.
    Krach, knirsch - Freds Kiefer zermalmt gerade eine Steckperle. Ob sie giftig sind? Warum merkt er das nicht? Kennt er etwa keine Steckperlen?
    Ich greife nach dem Teller, doch Randolph ist schneller. »But Caity, it's my turn!«
    Auch Randolph häuft sich die Steckperlen-Leberwurst-Häppchen auf seinen Teller. Ich halte ihm zur Ablenkung die Platte mit den Shrimp-Cocktail-Toasts (ohne Avocado) unter die Nase, wo er sich auch gleich großzügig bedient.
    Doch da stimmt leider auch irgendetwas nicht: Mitten im Shrimp -Cocktail leuchten kleine gelbe und grüne Punkte. Fluoreszierend. Irgendwie unnatürlich. Das ist, o nein!
    Ich nehme die Platte mit und stürze in die Küche. Aus dem Schrank hole ich Mareikes Leuchtknete, oder was davon noch übrig ist. »Beim Verzehr großer Mengen giftig.« Ich überschlage die Menge Knete, die gerade in den Magen meines Chefs wandert. Nein, eigentlich keine große Menge. Er wird es überleben. Hoffentlich.
    Ich sehe noch schnell aus dem Fenster, um den Stand der Belagerung zu überblicken. Das Ergebnis ist erfreulich: Die Journalisten haben sich inzwischen zurückgezogen. Vermutlich tobt in der Innenstadt mittlerweile der Krieg, und alle sind dort. Statt der Journalisten sehe ich aber Beate, die - ganz zufällig - gerade dabei ist, gründlichst ihren Weg von der Gartenpforte zur Haustür von Schnee zu befreien. Ich öffne das Küchenfenster.
    »Hallo, Beate, darf ich dich mal um einen kleinen

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