Mum@work: Roman
mit Fotoapparaten um den Hals. Auch ein paar Print-Journalisten entdecke ich, darunter natürlich Clemens Malzbecher und der Stänkerer von der SCHMAZ. Woher wissen die von dem Treffen hier? Woher haben die meine Adresse? Hoffentlich bleiben wenigstens die Software Slaves da, wo sie sind.
»Oh, shit.«
»Das sagt man nicht, Mama.« »Stimmt.«
»Was wollen die Leute denn da draußen?«
»Die warten auf meinen Besuch. Den finden die ganz spannend. Oh, shit.«
»Mama!«
»Ja, Entschuldigung. Du hast Recht, aber weißt du was? Wir haben die Zutaten für den Nachtisch vergessen.«
»Was wollen wir denn machen? Vanillepudding?«
»Nein, eigentlich nicht. Tortelett au chocolat hatte ich eher gedacht.«
»Hä?«
»Wie bitte!« »Hä, wie bitte?«
»Kleine Kuchen mit Schokoladencreme drauf.« »Mhhh.«
»Ja, mhhhh. Aber leider haben wir die kleinen Kuchen vergessen. Und für die Schokoladencreme haben wir auch nichts.« Kevin Spacey ist schuld. »Das ist aber doof.« »Ja, das ist doof.«
»Dann gehen wir eben noch mal einkaufen.« »Nein, das geht nicht.« »Weil die da draußen sind?«
»Genau. Weil die da draußen sind. Und außerdem ist es auch schon viel zu spät.«
»Ah, Mama, ich hab eine Idee. Ich hab doch ganz viele Happy-Hippos gekauft! Und Milchschnitten! Wenn du willst, kannst du welche abhaben.«
»Oh, Meiki, das ist wirklich ganz lieb von dir. Aber ich glaube, dass das meinem Besuch vielleicht nicht so gut schmeckt.«
»Was? Die mögen keine HappyHippos? Und keine Milchschnitten?«
»Nein, ich glaube nicht, wobei... Weißt du was? Wir probieren das einfach mal.«
»Ja, toll. Und ich helf mit.«
Mareike setzt die HappyHippos auf ein paar Butterkekse, die ich noch im Schrank gefunden habe. Festgeklebt werden sie mit ganz viel Zuckerguss. Auf den Hintern jedes Nilpferds pappt sie je ein oranges Tic-Tac - ebenfalls eine ihrer großzügigen Spenden. Die Milchschnittenschneide ich in kleine Quadrate, die Mareike dann zu Türmchen stapelt. Mit all ihrer Kraft und viel Begeisterung rammt sie zum Schluss ein Dekofähnchen in die Mitte. Wir haben dreimal die Tricolore, fünfmal den Union Jack, zwei Deutschlandflaggen und ... uff... da ist auch noch ein Sternenbanner der USA.
39. Kapitel
»Radio Elbe berichtet jetzt live von der Lage an der Außenalster. Dort haben sich inzwischen mehr als 7000 Demonstranten versammelt, die ihrem Ärger über die Arbeitsbedingungen bei BetterMedia Luft machen wollen. Die Lage ist angespannt, wie unser Sonderkorrespondent Horst Hornig berichtet. Horst?«
»Ja, es wird langsam ernst für BetterMedia. Die Demonstranten haben sich hinter ihren Zelten verschanzt, in denen die Engagiertesten der Software Slaves seit Tagen ohne feste Nahrung ausharren. Noch am Abend wird das BetterMedia-Management aus den USA an der Alster erwartet. Die Polizei befürchtet deshalb Ausschreitungen, ist mit Wasserwerfern aufgefahren und hat das Gebiet großräumig abgesperrt. Dennoch ist es auch einigen Demonstranten der Deutschen Telearbeiter-Gewerkschaft gelungen, sich den Software Slaves anzuschließen. Neben mir steht jetzt Hilke Vogt, stellvertretende DTG-Vor-sitzende. Frau Vogt, warum unterstützen Sie die Software Slaves?«
»Nun, unsere Probleme und Ziele sind sehr ähnlich. Wir kämpfen für eine gerechtere Bezahlung und gegen inakzeptable Arbeitsbedingungen - und das gilt für sämtliche Telearbeiter ebenso wie für die indischen Programmierer von BetterMedia!«
»Frau Vogt, Ihre erste Vorsitzende, Katharina Stein, hat sich in den letzten Tagen sehr rargemacht. In der Öffentlichkeit treten immer nur Sie auf - also verstehen Sie mich nicht falsch, das ist natürlich sehr gut, aber wo ist denn Ihre Vorsitzende?«
»Es handelt sich um einen Interessenkonflikt, zu dem ich mich nicht näher äußern möchte.«
»Vielen Dank, Frau Vogt, ich gebe jetzt zurück ins Funkhaus.«
»Ja, und hier mehren sich die Gerüchte, dass BetterMedia-Chef Randolph DeLuxe offenbar gar nicht vorhat, an die Alster zu kommen.
Vielmehr soll er seinen Beraterstab irgendwo am Stadtrand von Harnburg zusammenziehen, um einen Ausweg aus der Krise zu finden. Radio Elbe recherchiert und hält Sie weiter auf dem Laufenden. Am Telefon begrüße ich jetzt Polizeipräsident Joachim Kunze. Herr Kunze, wie wollen Sie die Lage in der Innenstadt in den nächsten Stunden unter Kontrolle behalten, vor allem angesichts der Vielzahl von angemeldeten Demonstrationen?«
»Nun, in der Tat überschneiden sich heute Abend
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