Mum@work: Roman
mehrere Kundgebungen, die gegen unsere Empfehlung per Gerichtsentscheid genehmigt wurden. Da ist zunächst die Großkundgebung der Software Slaves, die uns ja jetzt schon große Sorgen bereiten und bei denen wir von einem erhöhten Gewaltpotenzial ausgehen, dann die sicher friedlichere Demonstration der Telarbeiter-Gewerkschaft, zu der aber auch mehrere tausend Menschen erwartet werden, und schließlich die Kundgebung einer Stiftung, die für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf eintritt.
Wir stehen also vor einer gewissen Herausforderung, sind aber bestens vorbereitet. Wir haben Einsatzkräfte aus ganz Schleswig-Holstein und Niedersachsen zu Hilfe gerufen und werden der Lage sicher Herr werden.«
»Ich hab keine Lust mehr zum Fernsehen!« »Computerspielen?«
»Nö, auch nicht. Will mit deinem Besuch spielen.« »Mareike, das geht wirklich nicht. Weißt du, wir müssen etwas ganz Wichtiges besprechen.« »Ja, ist doch lustig.«
»Nein, nicht lustig. Und deshalb musst du in deinem Zimmer bleiben. Max, neeeeeein!«
Max wankt freihändig auf die Treppe zu, das Gitter hatte ich unvorsichtigerweise offen gelassen. Doch zum Glück kann ich ihn noch vor dem Zwei-Etagen-Sturz in den Keller retten. Eigentlich war es gar nicht so schlecht, als er noch nicht laufen konnte. Leider ist von Müdigkeit keine Spur, obwohl er den ganzen Tag Laufen trainiert hat.
In spätestens zehn Minuten stehen Randolph, Trish, Fred und noch ein halbes Dutzend weitere Topmanager vor der Tür, und ich bin mit zwei Kleinkindern beschäftigt.
Ich hätte Trish ein Restaurant vorschlagen sollen - aber, ach, die Weihnachtsfeiern! Bis auf BetterMedia feiern alle Unternehmen Weihnachten. Sämtliche Säle sind bestimmt restlos ausgebucht. Und außerdem will Trish sicher einmal mein Home-Office inspizieren bei dieser ja ach so passenden Gelegenheit. Ich werde Beate fragen - das ist es! Es handelt sich schließlich um einen absoluten Betreuungsnotfall, und der rechtfertigt durchaus den Einsatz meiner Nachbarin.
»So, ihr Süßen, ich gehe mal kurz rüber zu Beate und frage, ob ihr da ein bisschen spielen dürft.«
»Jetzt?« Mareike ist sichtlich entsetzt. »Aber Jenny und Marcel müssen bestimmt ins Bett. Sandmännchen ist doch schon vorbei.«
»Wir werden sehen. Ihr bleibt hier und spielt ganz ruhig, bis ich ... nein. Lasst mal, ich rufe Beate lieber ...«
»Mama, es klingelt. An der Tür.«
»Ja, hab ich auch gehört.«
Vielleicht ist das ja Beate, die noch einmal ein bisschen schnüffeln möchte. Sie müsste eigentlich auch durchkommen, denn die Medienmeute hatte es sich in der Zwischenzeit - mangels sensationeller Besucher - in ihren U-Wagen und Autos bequem gemacht.
Bevor ich die Treppe hinuntergehe, schließe ich das Gitter: Max im Kinderknast. Unkonventionelle Herausforderungen verlangen nach unkonventionellen Lösungen. Ab morgen bin ich aber wieder die beste Mutter der Welt.
Max macht sich auf den Weg in mein Büro, wo er vermutlich mal wieder meinen Locher leert, die Wände mit gelben Post-Its dekoriert, das Fax misshandelt - doch das alles zählt jetzt nicht, Hauptsache, er ist aus dem Weg. Und die wirklich wichtigen Unterlagen und gefährlichen Gegenstände sind ja außerhalb seiner Reichweite deponiert. Mareike ist gerade noch rechtzeitig vor Gefängniseinschluss entwischt und steht unten schon als Empfangskomitee im Flur.
»Aber du bist ganz still, okay?«
»Hm.«
»Meiki, bitte!« »Hm.«
Mareike steht zwischen den zur Seite geräumten Bananenkisten, fast nicht zu entdecken. Ich hole tief Luft, rücke mein Businesskostüm zurecht, das ich vorher noch nie zu Hause getragen habe. Unkonventionelle Herausforderungen ...
Als ich die Tür öffne, sehe ich erst einmal gar nichts. Vielmehr bin ich völlig geblendet von den Blitzlichtern der Fotografen und den Scheinwerfern der Fernsehteams.
»Hello, there you are!«, sage ich trotzdem, denn vermutlich steht Randolph DeLuxe vor mir. The real one.
So ist es: »Caity, how nice to see you again«, sagt er und haucht mir einen Kuss auf die Hand. Womit habe ich das verdient?
Langsam gewöhnen sich meine Augen an die Helligkeit. Ich sehe, dass mindestens zwei Bodyguards damit beschäftigt sind, den Pressepöbel auf Abstand zu halten. Randolph kümmert sich überhaupt nicht um sie und auch nicht um die Mikrofone, die ihm von allen Seiten entgegengestreckt werden.
»Mister DeLuxe, ein kurzer Kommentar zur Belagerung der Better-Media-Zentrale !«
»Was sagen Sie zu den
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