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Mummenschanz

Mummenschanz

Titel: Mummenschanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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kratzte sich am Kopf. »Sollte hier nicht sein Blut?« fragte er.
    Nobby warf ihm einen mißmutigen Blick zu. »Der Kerl kann unmöglich entkommen sein. Also haben solche Fragen keinen Sinn.«
    »Aber wenn man Menschen schlägt hart genug, dann Blut aus ihnen herausläuft«, erwiderte Detritus.
    Nobby seufzte. Aus solchen Leuten bestand die Wache heutzutage. Witterten überall Geheimnisse und Rätsel. Früher, als die Stadtwache nur eine kleine Gruppe gewesen und nach den Prinzipien einer gesunden Lässehfähr-Politik vorgegangen war, hätte sie den Anhängern der Lynchjustiz gratuliert und anschließend den Patrouillengang vorzeitig beendet. Doch seit Mumm zum Kommandeur befördert worden war, bevorzugte er Leute, die immerzu Fragen stellten. Davon ließ sich sogar Detritus beeinflussen, der selbst nach Trollmaßstäben als dämlich galt.
    Detritus bückte sich nun und hob eine Augenklappe auf.
    »Was glaubst du denn?« fragte Nobby. »Hältst du es für möglich, daß er sich in eine Fledermaus verwandelt hat und davongeflattert ist?«
    »Ha! Das nach bisheriger Polizeierfahrung als sehr unwahrscheinlich bezeichnet werden muß«, meinte Detritus.
    »Nun, wenn du wissen willst, was ich glaube…«, begann Nobby. »Wenn man das Unmögliche ausgeklammert hat, so bleibt in den meisten Fällen das Unwahrscheinliche übrig, das es jedoch nicht wert ist, daß man sich darüber in einer kalten Nacht den Kopf zerbricht. Kalte Nächte eignen sich viel besser dazu, den einen oder anderen leckeren Tropfen zu schlabbern. Ich möchte ein Bein des Elefanten, der mich gebissen hat.«
    »Das ist Ironie?«
    »Nein, eine Metapher.«
    Detritus betastete die Kleidungsfetzen und versuchte nachzudenken.
    Etwas strich an seinem Bein entlang – ein Kater, der nur noch mit einem Auge sehen konnte und dessen Gesicht wie eine fellbedeckte Faust aussah.
    »Hallo, kleine Katze«, sagte Detritus.
    Der Kater streckte sich und grinste. »Verrrschwinde, Bulle…«
    Detritus blinzelte. Es gibt keine Trollkatzen. Die erste Katze hatte Detritus kurz nach seinem Eintreffen in Ankh-Morpork gesehen – um wenig später festzustellen, daß man sie nur schwer essen konnte. Bisher hatte er nicht gewußt, daß diese Geschöpfe sprachen. Andererseits wußte er um seinen Ruf, die dümmste Person in der ganzen Stadt zu sein, und er wollte sich auf keinen Fall laut über sprechende Katzen wundern, wenn sich vielleicht herausstellte, daß sie schon immer gesprochen hatten.
    Etwa anderthalb Meter entfernt lag etwas Weißes im Rinnstein. Detritus griff behutsam danach. Das Ding sah nach der Maske aus, die der Geist getragen hatte.
    Das war vermutlich ein Indiz.
    Er winkte aufgeregt damit. »He, Nobby…«
    »Danke.« Etwas sauste durch die Dunkelheit, riß die Maske aus der Hand des Trolls und verschwand in der Nacht.
    Korporal Nobbs drehte sich um. »Ja?«
    »Äh… wie groß werden Vögel? Normalerweise, meine ich.«
    »Meine Güte, keine Ahnung. Einige sind klein, andere groß. Wieso fragst du?«
    Detritus saugte an seinem Finger. »Oh, nur so«, erwiderte er. »Ich viel zu klug bin, um zu wundern mich über ganz gewöhnliche Dinge.«
     
    Etwas platschte.
    »Es ist naß hier unten, Walter«, sagte Nanny.
    Außerdem schien die muffige und schwere Luft das Licht der Fackel erdrücken zu wollen. Die Flamme brannte mit einem düsteren Glanz.
    »Es ist jetzt nicht mehr weit Frau Ogg!«
    Schlüssel klirrten in der Finsternis, dann quietschten Angeln.
    »Ich habe das hier gefunden Frau Ogg! Die geheime Höhle des Geistes!«
    »Eine geheime Höhle, wie?«
    »Du mußt jetzt die Augen schließen! Du mußt jetzt die Augen schließen!« drängte Walter.
    Nanny schloß nicht nur die Augen, sondern auch die Hand fester um die Fackel, nur für den Fall. »Ist der Geist hier, Walter?« fragte sie.
    »Nein!«
    Nanny Ogg vernahm das leise Klappern einer Streichholzschachtel, dann dumpfes Schlurfen…
    »Jetzt kannst du die Augen wieder öffnen Frau Ogg!«
    Sie hob die Lider.
    Farben und Licht verschmolzen miteinander und bildeten anschließend erste Konturen, zunächst vor Nannys Pupillen, dann auch hinter ihrer Stirn. »Meine Güte«, murmelte sie. »Na so was…«
    Kerzen brannten überall: große, niedrige Exemplare, wie jene, die man zur Beleuchtung der Bühne gebrauchte. Sie schwammen in flachen Schüsseln.
    Der Glanz schimmerte über den Schnabel eines großen Schwans und spiegelte sich im Auge eines riesigen, herabhängenden Drachen wider.
    Nanny Ogg drehte sich langsam

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