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Mummenschanz

Mummenschanz

Titel: Mummenschanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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So, und jetzt zeig mir den Weg zu Herrn Eimers Büro…«
     
    Nanny lächelte das Fröhlicher-alter-Apfel-Lächeln. »Gib mir das Manuskript, Walter«, sagte sie. »Es kann doch nicht schaden, wenn ich einen Blick hineinwerfe. Nicht bei der alten Nanny.«
    »Du darfst es erst sehen, wenn es fertig ist!«
    »Oh, ich bitte dich.« Nanny verabscheute sich selbst, als sie die Atombombe abwarf. »Deine Mama soll doch nicht zu hören bekommen, daß du ein unartiger Junge gewesen bist, oder?«
    Der Ausdruck in Walters wächserner Miene veränderte sich, als ihm mehrere Gedanken gleichzeitig durch den Kopf gingen. Er gab keinen Ton von sich, als er Nanny das Manuskript reichte.
    »Du bist wirklich ein guter Junge«, lobte Nanny Ogg.
    Sie sah sich die ersten Seiten an und rückte etwas näher ans Licht. »Hmm.«
    Sie trat die Pedale des Harmoniums und drückte mit der linken Hand die Tasten der Noten, die sie kannte – viele waren es nicht. Trotzdem entstand eine angenehm klingende Melodie. »He…«
    Ihre Lippen bewegten sich, als sie die Geschichte las.
    »Das finde ich wirklich erstaunlich, Walter«, sagte sie. »Es ist eine Oper über einen Geist, der in einem Opernhaus wohnt.« Nanny blätterte. »Ein sehr kluger und verwegener Geist. Hat eine geheime Höhle…«
    Wieder spielte sie einige Takte. »Die Musik ist auch nicht schlecht.«
    Sie las weiter und gab gelegentliche Kommentare wie »Sieh mal einer an« und »Du liebe Zeit« ab. Dann und wann richtete sie einen anerkennenden Blick auf Walter.
    »Ich frage mich, warum der Geist das hier geschrieben hat, Walter«, sagte sie nach einer Weile. »Ein interessanter Bursche. Hat alles in der Musik zum Ausdruck gebracht.«
    Walter blickte zu Boden. »Bestimmt gibt es viele Schwierigkeiten Frau Ogg!«
    »Oh, Oma und ich bringen alles in Ordnung«, erwiderte Nanny.
    »Es ist falsch zu lügen«, betonte Walter.
    »Ja, wahrscheinlich«, räumte Nanny ein, die deshalb noch nie in Verlegenheit geraten war.
    »Es wäre nicht richtig wenn meine Mama ihre Arbeit verliert Frau Ogg.«
    »Nein, das wäre tatsächlich nicht richtig.«
    Nanny gewann den Eindruck, daß Walter versuchte, ihr etwas mitzuteilen. »Äh… welche Lügen sollte man besser nicht erzählen, Walter?«
    Die Augen des jungen Mannes schienen sich vorzuwölben. »Lügen über… Dinge die man sieht Frau Ogg! Selbst wenn man sie wirklich sieht.«
    Nanny hielt den Zeitpunkt für gekommen, Walter mit dem oggischen Blickwinkel vertraut zu machen. »Man kann ruhig Lügen erzählen, wenn man nicht auch Lügen denkt «, behauptete sie.
    »Er meinte meine Mama würde ihre Arbeit verlieren und mich würde man einsperren wenn ich was sage Frau Ogg!«
    »Tatsächlich? Und wen meinst du mit ›er‹?«
    »Den Geist Frau Ogg!«
    »Ich schätze, Oma sollte dir einmal in den Kopf schauen«, murmelte Nanny. »Dein Bewußtsein ist vermutlich ebenso durcheinander wie ein abgewickeltes Wollknäuel.« Nachdenklich trat sie in die Pedale des Harmoniums. »Hat der Geist all diese Musik geschrieben, Walter?«
    »Es ist falsch Lügen über den Raum mit den Säcken zu erzählen Frau Ogg!«
    Aha, dachte Nanny. »Er ist hier unten, nicht wahr?«
    »Er hat mir verboten jemandem davon erzählen!«
    »Wer?«
    »Der Geist Frau Ogg!«
    »Aber du…« Nanny suchte nach geeigneten Worten und versuchte es anders. »Aber ich bin nicht jemand«, sagte sie. »Und angenommen, ich folge dir, wenn du den Raum mit den Säcken aufsuchst – dann hast du mir doch nichts davon erzählt, oder? Es wäre wohl kaum deine Schuld, wenn dir eine alte Frau folgt.«
    Schmerzliche Unschlüssigkeit zeigte sich in Walters Zügen. Seine unberechenbare Logik hatte kaum eine Chance gegen Nanny Oggs verbale Verführungskunst. Er trat gegen eine Person an, die das Wahre als einen Bezugspunkt akzeptierte, sich davon jedoch keine Fesseln anlegen ließ. Nanny Ogg konnte sich während eines Tornados durch einen Korkenzieher denken, ohne jemals die Wände zu berühren.
    »Außerdem ist es sowieso in Ordnung, wenn es mich betrifft«, sagte sie. »Er hat bestimmt nur vergessen, ›Abgesehen von Frau Ogg‹ hinzuzufügen.«
    Langsam streckte Walter die Hand aus und griff nach einer Kerze. Wortlos drehte er sich um, trat durch die Tür und kehrte in den dunklen, feuchten Keller zurück.
    Nanny Ogg folgte ihm, und ihre Stiefel quatschten im Schlamm.
    Die Entfernung ließ sich nur schwer abschätzen. Nanny glaubte, daß sie sich schon nicht mehr unter dem Opernhaus befanden, aber sie war

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