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Mummenschanz

Mummenschanz

Titel: Mummenschanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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sich keine teure Kleidung zu besorgen. Ich find’s blöd, daß man besondere Kleidung tragen muß, nur um Musik zu hören.«
    »Das erhöht den Erlebniswert«, behauptete der junge Henry, der das irgendwo gelesen hatte.
    »Ich meine, woher soll die Musik davon wissen?« erwiderte seine Mutter. »Nellie Stempel hingegen…«
    » Komm jetzt, Mutter.«
    Vermutlich stand ihm so ein Abend bevor, befürchtete er.
    Henry Gesetzlich gab sich alle Mühe. Und eigentlich konnte er durchaus zufrieden sein, wenn man die Umstände bedachte. Er arbeitete als Angestellter bei Tagscheu, Schräg und Honigfleck, einer etwas altmodischen Anwaltskanzlei. Daß es ihr an Modernität fehlte, lag unter anderem daran, daß die Herren Tagscheu und Honigfleck Vampire waren, während Herr Schräg zu den Zombies zählte. Genaugenommen waren die drei Anwälte tot, was sie jedoch nicht daran hinderte, gute Arbeit zu leisten, vor allem nachts, soweit es die Herren Tagscheu und Honigfleck betraf.
    Der Job war nicht schlecht, wie Henry gern zugab, doch ihn störten die eher schlechten Beförderungschancen. Der Tod von Vorgesetzten führte nicht automatisch dazu, daß Untergebene in höhere Positionen aufstiegen. In den Schuhen der Toten steckten weiter die Füße der Toten. Henry hoffte, daß er seine Karriereaussichten mit Weiterbildung verbessern konnte. Folgender Hinweis vermittelt den besten Eindruck von Henry Gesetzlichs Wesen: Ein Buch mit dem Titel Wie man innerhalb von fünf Minuten intelligenter wird hätte er mit der Stoppuhr gelesen. Er kam im Leben nur schwer voran, weil er viel zu sehr von seiner eigenen Dummheit überzeugt war – eine Behinderung, an der unglücklicherweise nur wenige Personen litten.
    Herr Tagscheu hatte ihm zwei Opernkarten geschenkt, weil es ihm gelungen war, einen besonders verzwickten Fall zu lösen. Er ließ sich von seiner Mutter begleiten, weil sie genau hundert Prozent der ihm bekannten Frauenwelt ausmachte.
    Die Leute neigten dazu, Henrys Hand ganz vorsichtig zu schütteln, aus Furcht davor, daß sie sich vom Arm löste.
    Er hatte ein Buch über die Oper gekauft und es aufmerksam gelesen, weil ihm irgendwann mitgeteilt worden war, daß es sich nicht gehörte, die Oper zu besuchen, ohne etwas über sie zu wissen; und man durfte kaum hoffen, sie zu verstehen, während man im Zuschauersaal saß und das Geschehen auf der Bühne beobachtete. Henry spürte das beruhigende Gewicht des Buches in der Jackentasche. Um den Abend einigermaßen würdevoll hinter sich zu bringen, brauchte er nur eine Mutter, die etwas weniger Verlegenheit verursachte.
    »Sollen wir uns Erdnüsse besorgen, bevor wir Platz nehmen?« fragte Henrys Begleiterin.
    »In der Oper werden keine Erdnüsse verkauft, Mutter.«
    »Nein? Wie soll man sich dann die Zeit vertreiben, wenn einem die Lieder nicht gefallen?«
     
    Greebos argwöhnische Augen glühten in der Dunkelheit.
    »Stoß ihn mit dem Besenstiel an«, schlug Oma Wetterwachs vor.
    »Nein«, sagte Nanny. »Bei jemandem wie Greebo muß man höflicher vorgehen.«
    Oma senkte die Lider und winkte mit der Hand.
    Unter dem Schrank ertönte ein Quieken; Krallen kratzten über den Boden. Sie hinterließen tiefe Furchen, als Greebo mit dem Schwanz voran zum Vorschein kam und verzweifelten Widerstand leistete.
    »Manchmal kommt man auch mit energischer Entschlossenheit weiter«, räumte Nanny ein. »Katzen haben dir nie gefallen, oder, Esme?«
    Greebo hätte Oma gern angefaucht, aber selbst in seinem Katzenhirn steckte genug Intelligenz für die Erkenntnis, daß so etwas nicht ratsam war.
    »Gib ihm die Fischeier«, sagte Oma. »Er kann sie genausogut jetzt sofort fressen.«
    Greebo inspizierte den Napf. Oh, man wollte ihm Nahrung geben. Dann war ja alles in Ordnung.
    Oma nickte Nanny Ogg zu. Sie streckten die Hände aus, die Handflächen nach oben.
    Greebo hatte die Hälfte des Kaviars verputzt, als es geschah.
    »Miaaa…«, heulte er. Seine Stimme wurde tiefer, als sich der Brustkasten verbreiterte. Seine Hinterbeine wuchsen und stemmten ihn hoch.
    Seine Ohren preßten sich an den Kopf und krochen dann nach unten.
    »… aaauuuuuu…«
    »Die Jacke ist für eine vierundvierzig Zoll breite Brust vorgesehen«, sagte Nanny. Oma nickte.
    »… uuuoooooo…«Sein Gesicht wurde flach. Die Schnurrhaare verwandelten sich in einen Schnurrbart. Greebos Nase entwickelte ein Eigenleben.
    »… ooouuuuu… Mist!«
    »In letzter Zeit geht’s schneller«, stellte Nanny fest. »Er scheint sich bereits daran

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