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Mummenschanz

Mummenschanz

Titel: Mummenschanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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galt vor allem für den Abendmantel, dessen unteres Ende über den Boden schleifte, wodurch die Gestalt wirkte wie ein Superheld, der zuviel Zeit in der Nähe von Kryptonit verbracht hatte. Der kleine Mann trug einen verbeulten Pelzhut und versuchte, heimlich eine Zigarette zu rauchen.
    »Meinst du den Burschen, über dessen Kopf der Hinweis ›Verkleideter Wächter‹ blinkt?«
    »Wo? Das habe ich gar nicht gesehen.«
    Salzella seufzte. »Ich meine Korporal Nobby Nobbs«, sagte er müde. »Er ist der einzige bisher bekannte Zweibeiner, in dessen Ausweis steht, zu welcher Spezies er gehört. Eben hat er versucht, sich unter drei große Sherries zu mischen.«
    »Er ist nicht der einzige Wächter«, sagte Herr Eimer. »Sie nehmen diese Angelegenheit sehr ernst.«
    »Oh, ja«, entgegnete Salzella. »Wenn wir zum Beispiel den Blick dorthin richten, sehen wir Feldwebel Detritus. Er ist ein Troll und trägt einen erstaunlich gut sitzenden Anzug. Um so mehr bedauere ich, daß er vergessen hat, den Helm abzunehmen. Und von solchen Wächtern erwartet man, daß sie inkognito bleiben.«
    »Nun, wir können sie bestimmt gut gebrauchen, wenn der Geist erneut zuschlägt«, meinte Eimer hoffnungslos.
    »Der Geist würde einfach…« Salzella unterbrach sich und blinzelte. »Meine Güte!« hauchte er. »Wo hat sie den denn aufgetrieben?«
    Eimer drehte sich um. »Das ist Lady Esmeralda… Oh.«
    Greebo bewegte sich neben Oma auf eine Weise, die Frauen nachdenklich stimmt und Männer neidisch werden läßt. Das Brummen der vielen Gespräche ließ nach. Als es wieder einsetzte, klang es ein wenig schriller als vorher.
    »Ich bin beeindruckt«, gestand Salzella.
    »Wie ein Gentleman sieht der Bursche gewiß nicht aus«, sagte Eimer. »Sieh dir nur die Farbe seines Auges an!« Er zwang seine Lippen zu einem freundlichen Lächeln und verbeugte sich.
    »Lady Esmeralda!« grüßte er. »Wie sehr es mich freut, dich wiederzusehen! Möchtest du uns nicht deinem… Gast vorstellen?«
    »Das ist Lord Gribeau«, sagte Oma. »Mr. Eimer, Besitzer des Opernhauses. Und Salzella, der hier alles zu bestimmen scheint.«
    »Haha«, machte Salzella.
    Gribeau knurrte und offenbarte längere Schneidezähne, als Eimer sie jemals außerhalb eines Zoos gesehen hatte. Und dann das grüngelb glänzende Auge… Mit der Pupille schien irgend etwas nicht zu stimmen.
    »Ahaha…«, sagte er. »Möchtet ihr etwas zu trinken?«
    »Er bekommt Milch«, entschied Oma.
    »Damit er bei Kräften bleibt, nehme ich an«, kommentierte Salzella.
    Oma drehte sich zu ihm um. Ihre Miene hätte Stahl verätzen können.
    »Hat jemand Durst?« Wie aus dem Nichts erschien Nanny Ogg mit einem Tablett und trat wie eine kleine Friedensstreitmacht zwischen sie. »Hab hier praktisch alles…«
    »Auch ein Glas Milch, wie ich sehe«, stellte Eimer fest.
    Salzella musterte die beiden Hexen nacheinander. »Das beweist erstaunlichen Weitblick.«
    »Nun, man kann nie wissen«, sagte Nanny.
    Gribeau nahm das Glas mit beiden Händen und schleckte mit der Zunge. Dann sah er Salzella an.
    »Wass starrst du sso? Hasst du noch nie gesehen, wie jemand Mihilch trinkt?«
    »Nun… nicht auf diese Weise, wie ich zugeben muß.«
    Nanny winkte Oma Wetterwachs zu, drehte sich um und eilte fort. Besser gesagt, sie wollte forteilen.
    Oma hielt sie am Arm fest. »Denk daran«, flüsterte sie. »Wenn wir die Loge erreichen… behältst du Frau Plinge im Auge. Sie weiß etwas. Ich bin mir nicht ganz sicher, was geschehen wird. Aber irgend etwas wird geschehen, das steht fest.«
    »In Ordnung«, bestätigte Nanny, trippelte fort und murmelte dabei vor sich hin: »Oh, sicher, mach dies, mach das…«
    »Bitte einen Drink, Gnädigste.«
    Nanny sah nach unten. »Na so was!« platzte es aus ihr heraus. »Was bist du denn?«
    Die Erscheinung mit dem verbeulten Pelzhut zwinkerte. »Ich bin der Graf de Nobbs«, sagte sie und deutete auf eine mobile Wand. »Das hier ist der Graf de Tritus.«
    Nanny blickte zu dem Troll. »Noch ein Graf? Meine Güte, hier gibt’s mehr Grafen als Bäume im Wald von Lancre. Nun, was darf’s sein, Wächter?«
    »Wächter? Wir?« erwiderte Graf de Nobbs. »Wie kommst du darauf, daß wir zur Wache gehören?«
    »Er trägt einen Helm.« Nanny deutete auf den Troll. »Außerdem hat er seine Dienstmarke an die Jacke gesteckt.«
    »Ich habe dir doch gesagt, daß du sie im Wachhaus lassen sollst!« zischte Nobby seinem Kollegen zu. Er wandte sich wieder an Nanny und lächelte voller Unbehagen.

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