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Mummenschanz

Mummenschanz

Titel: Mummenschanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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mit dem vermutlich teuersten Schlüssel der Welt.
    »Und du bist brav«, sagte sie.
    »Ja, Oh-ma«, stöhnte Greebo.
    »Machst nicht in die Ecke oder so.«
    »Nein, Oh-ma.«
    Oma musterte ihren Begleiter. Trotz der Fliege und des gewichsten Schnurrbarts war er nach wie vor ein Kater. Von solchen Geschöpfen konnte man erwarten, daß sie nur erschienen, wenn es was zu fressen gab.
    Das Innere der Loge bestand aus rotem Plüsch und vergoldeten Dekorationen. Sie sah aus wie ein gemütliches privates Zimmer.
    Auf der gegenüberliegenden Seite ragten zwei Säulen auf, die einen Teil des Balkons weiter oben stützten. Oma sah über den Rand und stellte fest, daß die Loge ziemlich weit über dem Boden des Saals schwebte. Wahrscheinlich konnte jemand von den angrenzenden Logen herüberklettern, wäre dabei aber von den Zuschauern gesehen worden und hätte sicher Aufmerksamkeit erregt. Sie warf einen Blick unter die Sessel. Sie kletterte auf einen Stuhl und betastete die Decke, an der mehrere golden glänzende Sterne prangten. Sie überprüfte auch den Teppich.
    Und schließlich lächelte Oma. Gleich zu Anfang hatte sie geahnt, auf welche Weise der Geist die Loge acht betrat, und jetzt gab es keinen Zweifel mehr.
    Greebo spuckte auf seine Hand und versuchte ohne großen Erfolg, sich das Fell – die Haare – zu putzen.
    »Setz dich hin und iß die Fischeier«, sagte Oma Wetterwachs.
    »Ja, Oh-ma.«
    »Und sieh dir die Oper an. Etwas Kultur kann dir nicht schaden.«
    »Ja, Oh-ma.«
     
    »Guten Abend, Frau Plinge!« grüßte Nanny fröhlich. »Es ist aufregend, nicht wahr? Die vielen Leute, die alle gespannt darauf warten, daß etwas passiert. Und die Burschen vom Orchester… verstecken ihre Flaschen und versuchen sich daran zu erinnern, wie man richtig spielt… Alle freuen sich auf ein neues dramatisches Opernerlebnis…«
    »Oh, hallo, Frau Ogg«, sagte Frau Plinge. Sie spülte Gläser an ihrer kleinen Bar.
    »Heute abend sind ziemlich viele Leute da«, meinte Nanny und warf der alten Frau einen kurzen Blick zu. { * } »Alle Plätze sollen ausverkauft sein, habe ich gehört.«
    Die erhoffte Reaktion blieb aus.
    »Soll ich dir helfen, in Loge acht sauberzumachen?« fügte sie hinzu.
    »Das habe ich vergangene Woche erledigt.« Frau Plinge hielt ein Glas gegen das Licht.
    »Ja, aber Ihre Ladyschaft soll sehr pingelig sein«, sagte Nanny. »Nimmt alles sehr genau.«
    »Welche Ladyschaft?«
    »Herr Eimer hat entschieden, dem Publikum heute abend auch die Plätze in Loge acht zur Verfügung zu stellen«, erklärte Nanny.
    Glas klirrte leise. Aha.
    Frau Plinge erschien in der Tür ihrer kleinen Nische. »Das darf er nicht!«
    »Es ist sein Opernhaus«, erwiderte Nanny und beobachtete Frau Plinge aufmerksam. »Ich schätze, er darf es doch.«
    »Aber es ist die Loge des Geistes !«
    Opernbesucher erschienen im Flur.
    »Er glaubt wahrscheinlich, daß für einen Abend eine Ausnahme möglich ist«, sagte Nanny Ogg. »Die Show muß weitergehen, stimmt’s? Ist alles in Ordnung mit dir, Frau Plinge?«
    »Ich… äh… sollte besser gehen und…«, begann sie und trat vor.
    »Nein, du nimmst jetzt Platz und versuchst, dich zu entspannen«, sagte Nanny und drückte Frau Plinge energisch in die Nische zurück.
    »Aber ich muß wirklich…«
    » Was mußt du, Frau Plinge?« fragte Nanny.
    Die alte Frau erblaßte. Oma Wetterwachs konnte gemein sein, aber das gehörte zu ihrem ständigen Angebot – es überraschte kaum jemanden, eine Kostprobe davon zu bekommen. Doch wenn Nanny Oggs Stimme plötzlich scharf klang… das war, als würde man von einem lieben Hund gebissen. Und weil es ohne jede Vorwarnung geschah, war es noch schlimmer.
    »Du wolltest los, um mit jemandem zu reden, nicht wahr, Frau Plinge?« fragte Nanny sanfter. »Mit jemandem, den es sehr verblüffen würde, zu hören, daß die Loge acht heute abend besetzt ist. Ich glaube, ich könnte den Namen der betreffenden Person nennen, Frau Plinge. Nun, wenn…«
    Frau Plinges Hand fuhr mit einer Flasche Sekt in die Höhe und senkte sich wieder in dem Bemühen, den Schoner Gytha Ogg dem Meer der Bewußtlosigkeit zu übergeben. Die Flasche prallte ab.
    Eine halbe Sekunde später sprang Frau Plinge an der Hexe vorbei und eilte davon. Ihre auf Hochglanz polierten schwarzen Schuhe glänzten.
    Nanny Ogg hielt sich am Türrahmen fest und schwankte ein wenig, während blaue und purpurne Lichter ihre Augen blendeten. Es gab auch einige Zwerge im Stammbaum der Ogg, was bedeutete, daß

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