Mundtot nodrm
Und ihr habt das gewusst. Du und dieser Sallinger – und was weiß ich, wer noch alles.«
»Das haben wir nicht gewusst«, erwiderte Grüninger. »Wir wissen erst seit einigen Minuten, dass so etwas geplant war.«
»Ach. Darf ich fragen, wer da so gut informiert ist – in deinem gottverlassenen Kaff da unten?«
Grüninger schien sich kurz mit jemandem im Hintergrund zu besprechen. »Es ist jemand, den du sehr geschätzt hast.« Wieder gab es eine Pause, obwohl das Gespräch nicht über Satellit, sondern über Kabel lief und deshalb keine technische Zeitverzögerung entstand. »Und du solltest denjenigen weiter schätzen«, fuhr Grüninger fort. »Denn derjenige hat weder dich noch deine Widersacher aus den Augen gelassen und sogar für deinen engsten Mitarbeiter ein Bewegungsprofil erstellt.«
»Miriam«, entfuhr es Bleibach und lauter, »sprichst du von Miriam? Von Miriam Treiber?«
Grüninger ließ wieder ein paar Sekunden verstreichen. »Sie ist eine liebe Bekannte von mir – wenn ich das mal so ausdrücken darf. Wir haben uns vor geraumer Zeit kennengelernt, als ich in Deutschland war – in Schwabing übrigens, bei einer dieser Partys. Sie hat einen interessanten Job. Nicht nur als Rechtsanwältin.«
Bleibach fühlte sich, als würde ihm das letzte Stück fester Boden unter den Füßen weggezogen. Er, der davon überzeugt war, mit beiden Beinen auf der Erde zu stehen, schien ins Unendliche zu stürzen. Er fühlte sich außerstande, etwas zu sagen.
Grüninger fuhr fort: »Vergiss sie einfach. Sie hat ihren Job gut gemacht. Nicht nur, um dich vor noch Schlimmerem zu bewahren, sondern auch in anderer Hinsicht – für die globale Sicherheit. Du wirst bald davon in den Nachrichten hören, Steffen. Denk an den 11. September – da tut sich was. Osama Bin Laden und so. Sie werden ihn finden. Aber mehr darf ich dir nicht sagen.«
In Bleibachs Kopf rotierten die Gedanken. Er versuchte, das Gehörte in seine eigene Vergangenheit einzuordnen. Doch Grüninger war noch nicht am Ende: »Und was Joanna Malinowska anbelangt, mein lieber Freund«, er tat sich offenbar schwer, es auszusprechen, »sie war mal für kurze Zeit meine Frau.«
Bleibach stockte der Atem. Sein Herz pochte bis zum Hals.
»Dann bin ich weg, nach Australien. Scheidung und alle Brücken abgebrochen«, fuhr Grüninger fort. Weil Bleibach nichts sagte, sprach er weiter: »Sie war ein scharfes Luder – und ist es wahrscheinlich noch immer. Hat das mit der Ehe nie so richtig ernst genommen. Man hat schon damals gemunkelt, dass man sich vor ihr in Acht nehmen müsse. Und wenn sie dir jetzt eine Vergewaltigung anhängen will, Steffen, dann kann sie sicher aus reichhaltiger sexueller Erfahrung schöpfen, – aber gewiss aus gewollter und nicht erzwungener. Das darfst du mir glauben. Und ich weiß, wovon ich rede. Wollte ich dir nur sagen, lieber Freund.«
Bleibach schwieg noch immer. Er war gar nicht in der Lage, dies alles zu verarbeiten.
»Jetzt kann ich’s dir sagen, lieber Freund«, hörte er die ruhige Stimme aus dem fernen Australien, »Miriam hat mich bei meinen Besuchen in Deutschland auch mal mit Enduro zusammengebracht. Manche sagen auch ›Eddi‹ zu ihm. So richtig übern Weg hab ich ihm aber gleich von Anfang an nicht getraut. Ein paar Mal hab ich noch versucht, ihn per E-Mail zu kontaktieren. Auch weil ich mir Sorgen um dich gemacht hab.«
Bleibach hatte sich wieder gesetzt, während Grüninger weiterredete: »Sallinger, also Petro, hat mich dazu ermuntert. Aber nun, nachdem all die Machenschaften gescheitert sind, die dir Eddi eingebrockt hat, wird für dich der Weg frei sein in eine bessere Zukunft. Steffen, mein lieber Freund, mach weiter. Die Öffentlichkeit bei euch wird nun mehr denn je hinter dir stehen. Lass dich nicht beirren.«
Grüninger schien auf eine Bemerkung zu warten, doch Bleibach hatte sich apathisch auf die Couch gelegt und schwieg. Er schloss die Augen und ließ die Worte auf sich wirken.
»Petro kümmert sich um Miriam und mich«, sagte Grüninger. »Wir haben uns entschlossen, hier ganz neu anzufangen. Und wir werden alle Kontakte nach Deutschland und Europa abbrechen. Miriam hat ihren Auftrag erledigt. Und Petro wird uns eine neue Identität besorgen. Mit Hilfe allerhöchster Stellen.« Grüninger hielt kurz inne und seine Stimme wurde sentimental. »Auch wir, lieber Freund, werden unseren Kontakt im Interesse der gegenseitigen Sicherheit abbrechen müssen. Tut mir leid, aber die politischen Verhältnisse
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