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Mundtot nodrm

Mundtot nodrm

Titel: Mundtot nodrm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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raus. Marke Eigenbau.«
    »Ach.«
    »Die Wirkung hätte ausgereicht, einen zehnmal zehn Meter großen Krater aus der Bergspitze zu reißen, meinen die Sprengstoffexperten. Etwa dort, wo Bleibach gestanden ist.«
    Häberle mochte gar nicht darüber nachdenken, was dann geschehen wäre. Stattdessen galt sein Interesse den Geflüchteten: »Und wie sieht’s auf dem Kalten Feld aus?«
    »SEK observiert. Die drei Männer haben sich in ein kleines Haus verzogen. Hat’s dort oben jede Menge. Alte Wochenendhäuser oder so was. Möglicherweise fühlen sie sich in Sicherheit.«
    Häberle schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht, dass sie das im Ernst annehmen können.«
    »Was schlagen Sie vor?«
    Häberle entschied: »Wir lassen die Burschen vorläufig schmoren. Ich werde Baldachin davon überzeugen, dass wir sie erst in der Abenddämmerung rausholen – falls sie bis dahin nicht abhauen wollen.« Nach kurzer Pause hakte er nach: »Weiß man denn was über ihre Identität?«
    »Genau das ist es, was die Sache so spannend macht«, antwortete Linkohr begeistert. »Die Kollegen der Neu-Ulmer Spurensicherung haben in dem Bauernhaus bislang nicht viel Verwertbares gefunden. Alles deutet darauf hin, dass dort mehrere Personen gehaust haben müssen – aber vermutlich sind sie – von Andreas Ollerich abgesehen, der das Haus gemietet hat – Hals über Kopf verschwunden. Es fand sich nur ein Zettel in der Nähe des Telefons, vermutlich von Ollerich geschrieben.« Linkohr zog einen Schreibblock heraus, um seine Notizen zu Hilfe zu nehmen. »Auf diesem Zettel stand: ›Katsche anrufen‹.«
    »Katsche? Sagt uns das was?«
    Linkohr zögerte. »Ich habe Brunzel angerufen. Der ist heute übrigens erstaunlich kooperativ. Ihm ist der Spitzname ›Katsche‹ ein Begriff. Soll mal vor Jahren, als diese Anthrax-Hysterie um sich gegriffen hat – Sie erinnern sich, diese Anschläge mit Milzbranderregern –, in Neu-Ulm aufgefallen sein. Und jetzt wird’s richtig spannend, Herr Häberle. Denn ›Katsche‹ heißt mit richtigem Namen Marek Malinowska.«
    Die beiden Kriminalisten sahen sich überrascht an.
    »Marek Malinowska?«, wiederholte Häberle ungläubig.
    »Bruder von Joanna«, erwiderte Linkohr. »Da haut’s dir’s Blech weg.«

157
     
    Boris war noch am Samstagabend in die geschlossene Abteilung einer psychiatrischen Klinik im Oberschwäbischen eingewiesen worden. Er hatte nur wenig gesagt und auch den Kontakt mit seiner Mutter abgelehnt. Weil aus ärztlicher Sicht keine Bedenken gegen eine erste Begutachtung durch einen gerichtlich bestellten Psychiater bestanden, wurde auf Drängen der Staatsanwaltschaft ein solcher Experte aus Tübingen hinzugezogen. Das Gespräch fand in einem Arztzimmer statt, in dem sich der ergraute Professor der forensischen Psychiatrie und der junge Mann in bequemen Sesseln gegenübersaßen. Der erfahrene Mediziner sparte zunächst die schrecklichen Ereignisse der vergangenen Wochen aus und kam geschickt auf die familiären Verhältnisse und auf Boris’ Kindheit zu sprechen. Zunächst zeigte sich der junge Mann wortkarg, doch im Laufe der ersten halben Stunde schien es so, als fühle er sich erleichtert, über die angestauten Probleme mit den Eltern und über seine verkorkste Ausbildung sprechen zu dürfen. Als das Gespräch auf das Musical ›Barbarossa‹ und schließlich auf theologische Themen kam, sprudelte es geradezu aus ihm heraus. Als ihm klar geworden sei, dass sein Vater, den er abgrundtief gehasst habe, ein Leben lang als verdeckter Ermittler tätig gewesen sei, zuerst für die Polizei, dann für den Verfassungsschutz und zuletzt, wie sich aus den Daten des Laptops ergeben habe, den Wechsel zu einer terroristischen Organisation vollzogen habe, an deren Spitze diese Joanna Malinowska stehe, da seien bei ihm ›alle Sicherungen durchgebrannt‹, erzählte Boris, während er unablässig seine Finger knetete. »Ich hab damit begonnen, verrückte Sachen zu machen, um mich irgendwie selbst zu bestätigen.«
    »Zum Beispiel?« Der Psychiater sprach mit ruhiger Stimme. Aus seiner langjährigen Erfahrung wusste er, dass sie an einem Punkt angelangt waren, an dem Boris das innere Bedürfnis verspürte, endlich reinen Tisch zu machen. Er schob ihm ein Glas Wasser über den kleinen Tisch und lächelte ihm aufmunternd zu.
    »Na ja, die Sachen mit den Bibelzitaten. Ich beschäftige mich mit so was, müssen Sie wissen. Ich bin kein Typ für den Bau, obwohl es auch da gläubige Menschen gibt, wie ich

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