Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mundtot nodrm

Mundtot nodrm

Titel: Mundtot nodrm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
Vom Netzwerk:
Gefühl, sein Gehirn könne all diese schrecklichen Enthüllungen gar nicht speichern.
    »Boris«, fuhr Konarek fort, »hat beispielsweise auch mal die Bemerkung gemacht, er werde sie alle eliminieren.«
    »Eliminieren. Hat er eliminieren gesagt?«, wurde Bleibach wieder hellwach.
    »Ja, er werde sie alle eliminieren. Gemeint hat er wohl seinen Vater und Andy. Aber wohl eben eher so, wie man das im Zustand von Frust und Enttäuschung so sagt. Konkret nachgefragt hab ich deshalb nicht.«
    Bleibach nickte und wischte sich mit dem Handrücken Schweiß von der Stirn. Ja, dachte er und ließ die Worte auf sich wirken: »Wie man das im Zustand von Frust und Enttäuschung halt so tut.« Dann fiel ihm eine Frage ein, die sich ihm aufdrängte: »Und wieso warst du so lange verschwunden, dass Boris dich als vermisst gemeldet hat?«
    Konarek runzelte wieder die Stirn. Auch er hatte nach den anstrengenden Tagen jetzt Mühe, sich den genauen Ablauf der Ereignisse in Erinnerung zu rufen. »Das war echt blöde. Ich hab ihm einen Zettel geschrieben, aber ihn statt in die Kassette zu den leeren Akkus versehentlich mit den frischen in meine Tasche gesteckt. Hier.« Er fingerte in eine seiner vielen Jackentaschen, brachte ein zerknittertes Stück Papier zum Vorschein und strich es auf dem Tisch glatt. Mit Bleistift stand dort geschrieben: ›Muss was Wichtiges erledigen. Unterbreche für maximal zwei Tage. Melde mich anschließend wieder an den vorgesehenen Punkten.‹
    Bleibach nickte und verzichtete auf eine Nachfrage. Er hatte einfach nicht mehr die Kraft dazu.
    Nach einer Minute des betretenen Schweigens hielt Konarek es für geboten, ihn allein zu lassen. »Ich schlag dir vor, du legst dich jetzt hin und versuchst zu schlafen.«
    »Danke«, erwiderte Bleibach. »Ich bin dir unendlich dankbar. Ich ruf dich an, sobald ich klarer sehe.«
    Konarek stand auf, sah ihm aufmunternd in die Augen, drückte ihm ganz fest die Hand, ehe er das Haus verließ.
    Bleibach blieb sitzen und versuchte, die Worte nachhallen zu lassen. Er musste jetzt allein sein. Einfach nur nachdenken – über sich und seine Zukunft. Nach einer halben Stunde, während derer er halb sitzend, halb liegend in einen Halbschlaf der Erschöpfung gefallen war, schien wieder ein bisschen Energie in seinen Körper zurückzukehren.
    Er hätte nicht sagen können, ob er träumte oder ob es lediglich unkontrollierte Gedanken waren, die ihm drohend einhämmerten, er und seine treuen Aktivisten würden es ohnehin nicht schaffen, gegen die Übermacht derer anzukämpfen, die in dieser Gesellschaft am längeren Hebel saßen. Auch wenn er die Mehrheit für sich zustande bringen würde. Die Mächtigen hatten ihre Fühler überallhin ausgestreckt und konnten sich gegenseitig Deckung geben.
    Dass ausgerechnet jetzt jemand anrief, jetzt, da er nach seinem Höhenflug auf dem harten Boden aufgeschlagen war, als sei er mit einem Flugzeug abgestürzt, erschien ihm völlig unpassend. Sicher wieder ein Journalist, dachte er, dann aber griff er langsam nach dem schnurlosen Gerät und sah auf das Display. Bleibach musste einen Moment überlegen, um die vielstellige Nummer, die angezeigt wurde, zuordnen zu können. Dann jedoch wurde ihm an der Landesvorwahl bewusst, woher der Anruf kam. Aus Australien.

154
     
    Häberle und Linkohr hatten einige Zeit gebraucht, um in die provisorische Polizeiwache in der Turnhalle zu gelangen. Ein nicht enden wollender Menschenstrom war ihnen entgegengekommen. Auch Baldachin und Kurz hatten sich inzwischen durchgekämpft.
    In der Turnhalle, in der sich die Bereitschaftspolizei und das SEK mit ihren technischen Geräten breitgemacht hatten, herrschte ein unübersichtliches Durcheinander. Uniformierte und Zivilisten diskutierten, telefonierten, funkten und saßen vor Monitoren. Nur in einem Nebenraum gab es die nötige Ruhe, um die entstandene Lage zu besprechen. Ein Beamter der Bereitschaftspolizei erstattete die aktuellste Meldung: »Bussard meldet, dass sie zum Kalten Feld rauffahren.«
    Baldachin sah ratlos zu Kurz. »Kaltes Feld?«
    Der Kripo-Chef klärte auf: »Hochebene. Drüben bei Nenningen und Degenfeld. Ich weiß nicht, ob Ihnen das was sagt.«
    Baldachin bemerkte die Spitze nicht. Noch bevor er etwas erwidern konnte, zeigte sich Häberle besorgt: »Das ist Luftlinie nicht weit weg.«
    »Sie meinen wegen der Fernzündung?«, erkannte Kurz sofort, was seinen Kollegen beschäftigte. »Aber ich gehe davon aus, dass niemand mehr auf dem Berg

Weitere Kostenlose Bücher