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Mundtot nodrm

Mundtot nodrm

Titel: Mundtot nodrm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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darüber zu berichten – um die weiteren Ermittlungen nicht zu gefährden. Sander beschloss, sich an diese Bitte zu halten, zumal sie von Häberle kam, der diese bestimmt nicht aus Jux und Tollerei äußerte, sondern gewiss seine ernsthaften Gründe dafür hatte. Hinzu kam, so beruhigte sich Sander, dass der Hohenstaufen ohnehin nicht zu seinem Zuständigkeitsgebiet gehörte. Sollten doch die Göppinger Kollegen selbst recherchieren.
    Ohnehin galten im Zeitalter des elektronischen Ex- und- Hopp-Journalismus langjährige Berufserfahrungen und Kontaktpflege immer weniger. Sander kämpfte seit einigen Monaten gegen aufkommenden Frust. Vielleicht lag es aber auch am zunehmenden Alter, dass er nicht mehr bereit war, sich von ewigen Besserwissern und Dummschwätzern, die abgehoben über allem schwebten, bevormunden zu lassen. Und das wollte er keinesfalls nur auf den Journalismus bezogen sehen.
    Dass sich im Fall Bleibach eine Sensation, wenn nicht gar ein Skandal anbahnte, das sagte ihm sein journalistisches Feingefühl schon lange. Aber genauso spürte er, dass es aus allen Richtungen Skepsis gegenüber einer solchen Geschichte geben würde. Allein schon Bemerkungen, die im Vorfeld der Landtagswahl gefallen waren, hatte er als Signale gedeutet, wie stark die Mächtigen und Regierenden sein konnten, wenn’s drauf ankam. Sogar in der Provinz wurden Fäden gesponnen, die dazu angetan waren, vorherrschende Strukturen, vor allem gesellschaftlicher Natur, zu festigen.
    Sander grübelte in dieser Nacht darüber nach, ob sich in Baden-Württemberg nach diesem Wahlergebnis wohl etwas ändern würde. Und wie wohl versucht werden würde, die neue Regierung zu torpedieren. Immerhin galt doch das eiserne Gesetz: Wer das Geld hat, hat die Macht. Sicher wurde jetzt wieder die Zahl der Arbeitslosen nach oben gezwungen.

162
     
    »Verkehrsunfall«, stellte der Hauptkommissar der Göppinger Verkehrspolizei fest. Häberle, Baldachin und Linkohr waren sofort in den Stauferwald hinausgefahren – dorthin, wo sich die Landesstraße in vielen unübersichtlichen Kurven von Hohenstaufen hinunter nach Göppingen wand. Eine unfallträchtige Strecke, auf der das Tempo meist auf 70 limitiert war. Bleibachs VW-Passat war unweit des Wanderparkplatzes Linsenholzsee von der Straße abgekommen und frontal gegen einen Baum gekracht. Die Motorhaube war ein einziger Metallklumpen, der im Licht einer Straßenlaterne wie dunkler Brei glänzte. Das Dach des völlig deformierten Fahrzeugs war von der Feuerwehr abgetrennt worden, damit die Leiche Bleibachs geborgen werden konnte.
    Die Kriminalisten verfolgten betroffen und schweigend, wie der Leichnam in einen metallenen Sarg gelegt und der Deckel verschlossen wurde. Um sie herum zuckten Dutzende von Blaulichtern. Ein Fotograf der Göppinger Kreisnachrichten tauchte zwischen den Uniformierten auf, die ihn an seinem typischen Haarzopf sogleich erkannten und durchließen.
    »Zeugen?«, wandte sich Häberle an den Kollegen von der Verkehrspolizei, der seine Notizblätter auf ein Schreibbrett geklammert hatte. »Einen indirekten.« Er deutete zu einem Kastenwagen der Polizei. »Wird gerade befragt.«
    »Was hat er gesehen?«, wollte Häberle wissen, während Baldachin und Linkohr den Abtransport der Leiche verfolgten.
    »Er ist auch, wie Bleibach, von Hohenstaufen runtergekommen und glaubt, dass Bleibach etwa hundert oder zweihundert Meter vor ihm gefahren ist. Ziemlich schnell. Und dann ist der Zeuge von einem nachfolgenden Auto überholt worden, das sehr schnell zu Bleibach aufgeschlossen habe. Er hat noch gedacht, die fahren ein Rennen.« Der Uniformierte trat einen Schritt zurück, um nicht auf das Pressefoto zu kommen. »Danach sind die Autos um die erste Kurve und für ihn außer Sichtweite geraten.«
    »Muss nichts zu bedeuten haben«, meinte Häberle. »Hat er das Kennzeichen abgelesen?«
    »Nein. Er kann nicht mal was zum Fahrzeugtyp sagen. Vielleicht BMW, jedenfalls dunkel und groß. Das Einzige, worin er sich ziemlich sicher ist: Es soll ein ausländisches EU-Kennzeichen gewesen sein. Möglicherweise ein ›PL‹.«
    »Ein ›PL‹?«, echote Häberle.
    »Ja, ›PL‹ für Polen.«

163
     
    Sie hatten alle so gut wie kein Auge zugetan. Die Ereignisse der Nacht waren so schrecklich gewesen, dass sie sich in das Unterbewusstsein eingebrannt hatten.
    Häberle war nach vier Stunden schon wieder aufgestanden, hatte mit Susanne gefrühstückt und mit ihr den Tod Bleibachs zu verarbeiten versucht.
    »Wieder

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