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Mundtot nodrm

Mundtot nodrm

Titel: Mundtot nodrm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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verzogen, als im näheren Umkreis Fahrzeugscheinwerfer aufflammten und sich näherten. Auch Häberle startete den Motor und folgte dem Weg dorthin, wo das Ziel aller Lichter zu sein schien.
    Die beiden Kriminalisten verließen ihren Audi etwa 100 Meter vor der Einsatzstelle und gingen zu Fuß weiter. Unterdessen wurde bereits von einem Lkw der Bereitschaftspolizei ein Lichtmast ausgefahren und das gesamte Areal in gleißendes Halogenlicht getaucht. Per Funk erhielt die Hubschrauberbesatzung die Anweisung, wieder nach Stuttgart zurückzukehren.
    Häberle und Linkohr wiesen sich gegenüber der SEK-Einsatzleitung aus und ließen sich durch die verwachsene Zufahrt zu dem Grundstück führen, auf dem der Kastenwagen stand, den sie gestern in Hohrein gesehen hatten.
    Die beiden Kriminalisten stiegen die paar Steinstufen zur eingeschlagenen Tür des Häuschens hinauf. Im Flur brannte Licht, unter den Schuhen knirschten Glassplitter. »Hier«, sagte einer der Männer, die Kampfanzüge trugen. Er deutete in einen Raum, der mit mehreren Handlampen erhellt wurde. Offenbar war die Deckenbeleuchtung zu Bruch gegangen. Am Boden lagen drei Männer, deren Fuß- und Handgelenke gefesselt waren. »Ihr Schweine!«, rief einer wütend. Die beiden anderen schienen sich mit ihrer aussichtslosen Lage eher abgefunden zu haben.
    Häberle und Linkohr warfen einen kurzen Blick auf die Gesichter, die teilweise blutverschmiert waren.
    »Danke«, sagte der Chefermittler zu den Umstehenden. »Das war wieder mal gute Arbeit.«
    Der Mann am Boden fauchte dazwischen: »Die gute Arbeit werdet ihr erst noch zu spüren kriegen. Der Kampf endet nie. Und hier schon gar nicht.«

160
     
    Als Häberle und Linkohr wieder in Göppingen eintrafen, stand das knappe Ergebnis der Landtagswahl fest. »Wir kriegen einen neuen Ober-Chef«, kommentierte es Häberle und meinte damit den Innenminister.
    Den Kollegen, die den Zugriff von Göppingen aus verfolgt hatten, stand der Sinn jetzt nicht nach einer Diskussion über das Wahlergebnis. Sie wollten wissen, um wen es sich bei den drei festgenommenen Männern handelte. »Katsche ist tatsächlich dabei«, bestätigte der Chefermittler. »Marek Malinowska, vermutlich der Rädelsführer, der mit Enduro Ollerich gemeinsame Sache gemacht hat, um Bleibach zu beseitigen.«
    »Unglaublich«, fuhr Baldachin dazwischen, der den ganzen Abend über die Direktion nicht verlassen hatte. »Der engste Mitarbeiter ein Maulwurf.« Er schüttelte fassungslos den Kopf.
    »Soll’s geben«, erwiderte Häberle. »Auch Willy Brandt ist mal Opfer eines solchen Maulwurfs geworden. Und je höher man steigt auf der Karriereleiter, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass es Maulwürfe gibt.«
    Ob Baldachin bemerkte, dass ihm Häberle eine Spitze verpasst hatte, vermochte keiner der Anwesenden zu beurteilen.
    »Und wer sind die anderen?«, wollte jemand aus der Runde wissen.
    »Sie nennen sich Pommes und Ucki. Irgendwelche Blindgänger, würde ich mal sagen«, konstatierte Häberle. »Aber Bombenbastler. Aus der Neu-Ulmer Terroristenszene.«
    »Aber Islamisten haben in diesem Fall keine Rolle gespielt?«, erkundigte sich ein anderer.
    »Soweit erkennbar, nein«, meinte Häberle. »Man hat sich wohl nur deren Wissen bedient. Aber vielleicht kann der Kollege Brunzel mehr herausfinden. Es gibt sicher Dienststellen, die besser informiert sind.« Er wollte den Verfassungsschutz nicht explizit erwähnen. Nicht im Beisein Baldachins.
    In diesem Moment schreckte der Ton eines Telefons die Ermittler aus ihren Gedankenspielen hoch. Linkohr, der dem Apparat am nächsten stand, griff zum Hörer und meldete sich. Weil er angestrengt dem Anrufer lauschte und sich sein Gesicht dabei verfinsterte, wurden die Umstehenden auf ihn aufmerksam. Schließlich sagte er: »Okay, danke«, und legte auf. Er sah betroffen in die Runde, die schweigend auf eine Erklärung wartete. »Der PvD – er sagt, Bleibach ist tot.«

161
     
    Georg Sander hatte nach dem anonymen Anruf mit sich gerungen, ob er diese Angelegenheit journalistisch aufarbeiten oder eher vertraulich behandeln sollte. Als er am Samstagnachmittag von dem etwas merkwürdigen Ende der Kundgebung erfahren hatte, war er drauf und dran gewesen, den Kollegen der Göppinger Kreisnachrichten einen Tipp auf den anonymen Hinweis zu geben. Dann jedoch erschien es ihm sinnvoll, angesichts dieser heiklen Angelegenheit zunächst Häberle zu Rate zu ziehen. Der hatte ihm dann dringend nahegelegt, vorläufig nichts

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