Munroys & Makenzies Bd. 1 - Der Ruf der Highlands
zur anderen zu flattern. Dabei hatte er ihr einmal gestanden, dass er gern nur einer Frau treu wäre, doch die sei ihm bisher noch nicht begegnet. Wie gerne würde sie das noch erleben. Dann könnte sie endlich loslassen und zu ihren Söhnen gehen – und zu ihm …
Sie spürte ein Brennen in der Brust, als sie daran dachte, wie sie sich am Ufer des Loch Meig geliebt und einander ewige Treue geschworen hatten.
Und wie grausam ihr Glück zerstört worden war. Nie würde sie jenen Tag vergessen, an dem der Hass der Munroys wie ein verheerendes Unwetter über den Makenzie-Clan hereingebrochen war. Nein, niemals würde die Erinnerung an das große Unrecht, das der Familie ihres Liebsten widerfahren war, aus ihrem Gedächtnis schwinden, und wenn sie hundert Jahre alt würde …
Ihre Augen waren blind vor Tränen, während sie alles noch einmal erlebte, als sei es gestern gewesen. Nur die Collane, die sie fest umklammert hielt, schenkte ihr ein wenig Trost.
2. Teil
Im Tal von Strathconon, Juni 1850 – Juli 1854
It’s a still, autumn morning, and it covers Loch Meig
And all the trees across the valley in a blaze of dying green
I’ve seen too many tail-lights, didn’t need to say goodbye
We’re just souls across a shrinking world
in a distant starlit night.
Please believe me something in me died
Leaving Strathconon
And your mountains behind
Please believe me something in me died
Leaving Strathconon
And your father’s home behind.
Aus dem Liedtext Leaving Strathconon
der schottischen Band Runrig
34
Strathconon, Juni 1850
Bei jedem Schritt ihres Pferdes, mit dem sich Mhairie weiter von Marybank und dem Anwesen ihres Vaters entfernte, leuchteten ihre Wangen noch eine Spur rosiger. Sie konnte nur von Glück sagen, dass ihr gutmütiger Vater keinen Verdacht schöpfte, denn sie verschwand immer häufiger für viele Stunden von zu Hause. »Ich besuche meine Freundin Senga in Milton«, pflegte sie zu flöten, wenn er überhaupt einmal nachfragte. »Wir musizieren zusammen.« Das genügte dem verwitweten Baron. Er hatte Vertrauen zu seinem einzigen Kind und war froh, wenn er sich nicht um das quirlige Mädchen kümmern musste. Viel lieber saß er in seiner Bibliothek und las. Er war ein weltfremder, verschrobener Mann, der weder das Heranwachsen seiner geliebten Tochter noch den zunehmenden Verfall seines herrlichen Anwesens wahrnahm.
Geld interessierte ihn nicht, sondern vorrangig die Werke der Philosophen aus aller Welt, die er regelrecht verschlang. Das Einzige, was ihn von Herzen aufbringen konnte, war der gelegentliche Überraschungsbesuch von Angus Munroy, der ihm ständig Angebote unterbreitete, ihm seinen Besitz abzukaufen. Diesen nichtsnutzigen Heißsporn, wie der Baron ihn zu nennen pflegte, konnte er ganz und gar nicht leiden. Denn Mhairies Vater war zwar ein Schöngeist, aber auch ein traditionsbewusster Highlander, der die Clans noch heute danach einteilte, auf welcher Seite sie in der Schlacht von Culloden gestanden hatten. Und die Familie Munroy hatte seiner Ansicht nach zweifelsohne auf der falschen Seite gekämpft. Doch er war viel zu sehr Denker, um die Familie deshalb in Bausch und Bogen abzulehnen. Angus’ Bruder Rory, den belesenen Mann von Welt, den hatte er gemocht. Mit ihm hatte er sich stundenlang über die Jakobitenaufstände und deren Folgen unterhalten können. Und er schätzte die kritische Haltung, die der junge Munroy der Rolle seiner Familie entgegenbrachte. Ganz im Gegensatz zu dem völlig ungebildeten Angus, der nur auf Geld und Macht aus war.
Kichernd dachte Mhairie daran, wie ihr Vater ihn gerade neulich mit deutlichen Worten vor die Tür gesetzt hatte. »Sie müssen mir meinen Besitz schon aus den kalten Händen reißen!«, hatte Russel Maclachlan, der sechste Baron von Faiburn, Angus Munroy hinterhergerufen.
Mhairie ließ ihr Pferd traben, obwohl sie es kaum erwarten konnte, Artair wiederzusehen. Drei Tage waren eine lange Zeit, wenn man so verliebt war wie Mhairie Maclachlan. Aber sie ritt absichtlich langsam, um die Spannung zu erhöhen. Sie wollte jede Minute auf dem Weg zu ihm in vollen Zügen genießen. Und so ließ sie den Blick nun zum River Conon schweifen. Wie sie die einsame Strecke zum Loch Meig liebte! Der klare Fluss, der sich binnen von nur einer Meile mehrmals völlig veränderte. Erst führte er durch weite grüne Felder, bis er immer tiefer in den Wald eintauchte. Mal war er wie ein reißender Bach, dann wurde er zu einem breiten, schnell
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