Munroys & Makenzies Bd. 1 - Der Ruf der Highlands
heiße übrigens Artair!«, hatte er ihr nachgerufen, nachdem sie mit hochrotem Kopf zu ihrem Pferd geeilt war. Sie hatte sich noch einmal umgedreht und ihm ihren Namen genannt. Er hatte den Kopf vor Lachen in den Nacken geworfen und gerufen: »Das weiß ich doch!« Mit klopfendem Herzen war Mhairie nach Hause geritten und hatte an nichts anderes mehr denken können als an den hochgewachsenen blonden Mann, seinen klaren Blick und seine Berührungen, die ihr immer noch auf der Haut brannten.
Ein hölzernes Schild am Wegesrand riss sie aus ihren schwärmerischen Gedanken. Scatwell stand dort zu lesen, und Mhairie wechselte vom Trab in den Galopp. Sie befürchtete, womöglich Angus zu begegnen, dessen Schloss sich zur rechten Seite hinter der Mauer aus dichtem Grün befand. Beim letzten Mal war er nämlich gerade in dem Augenblick auf seinem Pferd durch das prächtige Eingangstor nach draußen geprescht, als sie den Eingang zum Schlossgelände hatte passieren wollen.
»Sie sind ja eine echte Amazone. Wohin soll’s denn gehen? Das Tal ist irgendwann zu Ende«, hatte er gespottet und ihr Pferd zum Halten genötigt. Mhairie hatte vor Wut geschäumt. Was bildete sich dieser Kerl eigentlich ein? Doch sie hatte versucht, ihm möglichst freundlich zu antworten. Zu groß war ihre Angst, dass er ihr doch noch auf die Schliche käme.
»Ich reite zu meiner Freundin nach Milton.«
»Und wie heißt die Dame?«
Da war es mit ihrer Vorsicht vorbei gewesen. »Das geht Sie gar nichts an.«
»Ich denke doch, denn ich werde Sie heiraten.«
Mhairie wäre vor Schreck beinahe vom Pferd gefallen. »Sie unverschämter Kerl!«, hatte sie gebrüllt.
»Ich wusste es doch – Sie haben Temperament. Anders als die Ladys, die brav in den Salons ihr Tanzbein schwingen. Ich habe das gleich gewusst, als ich Sie das erste Mal gesehen habe. Da habe ich Sie heimlich beim Schwimmen im Fluss beobachtet.«
Mhairie hatte in diesem Augenblick zutiefst bedauert, dass sie nicht in der Lage gewesen war, ihm eine Ohrfeige zu verpassen. Aber er hatte auf seinem Pferd gesessen und sie auf ihrem. Das wäre schwierig geworden.
»Sie halten sich wohl für unwiderstehlich, wie? Aber ich darf Ihnen versichern, dass ich Sie nicht leiden kann. Wie Sie wie ein Geier um meinen Vater herumschleichen, um ihm für einen Hungerlohn Haus und Land abzuschwatzen. Haben Sie nicht schon genug im Tal von Strathconon aufgekauft?«
»Ich benötige immer neue Weidemöglichkeiten für meine Tiere, aber Sie bringen mich auf eine gute Idee. Ich sollte mit Ihrem Vater beim nächsten Mal über etwas anderes sprechen. Ja, ich werde ihn zur Abwechslung einmal um Ihre Hand bitten.«
»Mein Vater würde mich nie gegen meinen Willen verheiraten, selbst wenn er Sie mögen würde, nicht! Aber er kann Sie ebenso wenig leiden wie ich. Wenn ich mich recht entsinne, hat er Sie beim letzten Mal achtkantig aus dem Haus geworfen.« Mit diesen Worten hatte sie ihrem Pferd die Sporen gegeben.
Den ganzen Weg bis zum Loch Meig hatte sie vor Zorn gebebt. Und sie hatte sich maßlos darüber geärgert, dass dieser Mann es schaffte, ihr tatsächlich Angst einzujagen. Sie war eigentlich nicht leicht zu erschrecken, aber dieser Kerl hatte etwas Gefährliches und Bösartiges im Blick. Außerdem hieß es im Tal, die Munroys bekämen immer, was sie wollten.
Aber dieses Zusammentreffen lag nun bereits einige Wochen zurück, und der ungehobelte Angus hatte sich seitdem nicht bei ihrem Vater blicken lassen. Mhairie hoffte sehr, dass sie ihm seine Lust, sie zur Frau zu nehmen, gründlich ausgetrieben hatte.
Trotzdem atmete sie erleichtert auf, als sie das Anwesen weit hinter sich gelassen hatte. Sie setzte den Weg im Trab fort, weil sie sich ein wenig beruhigen wollte, denn die Erinnerung an die unangenehme Begegnung hatte sie sehr aufgewühlt. Und Artair musste nicht unbedingt erfahren, wie dieser Angus sich ihr gegenüber aufgespielt hatte. Das hatte sie ihm wohlweislich verschwiegen, weil dieser Munroy ohnehin ein rotes Tuch für ihn war.
Sie sog die frische Luft des Frühsommers ein, die nach Erde, Fluss, Moos und Heidekraut roch. Sonnenstrahlen bahnten sich den Weg durch den Wald, der zu beiden Seiten immer dichter wurde. Sie hoffte, dass sie ein paar Rothirschen begegnen würde, denn zu ihrer Linken ging es hinauf zu den Hochebenen. Mhairie mochte alles in diesem Tal. Die Gerüche, das satte Grün und die himmlische Ruhe, die, abgesehen von dem Gezwitscher der Vögel, hier unten herrschte.
Als
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