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Munroys & Makenzies Bd. 1 - Der Ruf der Highlands

Titel: Munroys & Makenzies Bd. 1 - Der Ruf der Highlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Cameron
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das einzige Mal, dass sie Angus hatte weinen sehen, aber sie hatten einander nicht einmal in dieser schweren Stunde in den Arm genommen. Im Gegenteil, er hatte sie mit einem vernichtenden Blick bedacht, als trage sie Schuld an diesem Unglück. Und dann war ihnen wenige Monate später der kleine Junge vor die Tür gelegt worden. Eingewickelt in einen Kilt, der Douglas gehört hatte. Dazu ein Brief an Lady Mhairie.
    Mhairie kannte ihn nach so vielen Jahren noch in- und auswendig. In Gedanken las sie ihn noch einmal.

    Verzeihen Sie mir, aber ich weiß mir keinen Rat. Keiner hat mitbekommen, dass ich schwanger bin. Ich bin ein einfaches Dienstmädchen, habe meine Stellung gewechselt und bin in eine andere Stadt weit fort von Edinburgh gezogen. Doch meine Eltern schlagen mich tot, wenn sie erfahren, dass ich Schande über sie gebracht habe, aber ich weiß, bei Ihnen ist das Kind gut aufgehoben. Douglas hat Sie sehr geliebt, Lady Mhairie. Und vielleicht hilft es Ihnen über Ihren Verlust hinweg. Ich weiß, dass er tot ist. Das Unglück hat keiner überlebt. Ich habe meine Schwangerschaft erst nach seinem Tod bemerkt, aber Douglas hat einmal gesagt, wenn er einen Jungen bekommt, so will er ihn Dusten nennen. Bitte nehmen Sie sich Ihres Enkels an und verfluchen Sie mich nicht. Ich hatte keine andere Wahl.

    Angus hatte zunächst wie ein Wahnsinniger getobt. Er hatte auf das betrügerische Weib geflucht, das behauptete, von seinem geliebten Sohn geschwängert worden zu sein. Und das verdammte Balg hatte er in ein Heim geben wollen, doch Mhairie hatte ihm schließlich den Beweis liefern können. Außer dem Kilt war es ein Muttermal am Oberarm des Säuglings gewesen. Es war genauso geformt wie das auf Douglas’ rechter Schulter. Da hatte Angus es einsehen müssen und zugelassen, dass Mhairie das elternlose Kind aufzog. Ja, er hatte den Jungen schließlich sogar ins Herz geschlossen, glaubte er doch, dass in ihm sein Sohn weiterlebe. Er hatte den Jungen zu seinem Ebenbild machen, ihm mit allen Mitteln seine Weichheit austreiben wollen und hatte dabei auch vor Schlägen nicht zurückgeschreckt. Doch Dusten war davon unbeirrt zu einem eigenständigen Mann herangewachsen, der seine Meinung vertrat und dem die unnachgiebige Strenge seines Großvaters niemals das Rückgrat hatte brechen können.
    Mhairie hingegen hatte Dusten ihre ganze Liebe geschenkt, was häufig zu Eifersüchteleien seitens des kleinen Niall geführt hatte. Ihn liebte sie auch. Keine Frage, aber er hatte es stets seinem Großvater und auch seinem Vater recht zu machen versucht und war manchmal ein recht unglücklicher kleiner Bursche gewesen. Angus hatte nämlich ganz offensichtlich seinen Bruder bevorzugt, den verschlagenen Craig. Mhairies jüngster Enkel hatte nie einen Platz in ihrem Herzen gefunden, denn er war schon als Kind ausschließlich auf seinen eigenen Vorteil bedacht gewesen. Und er war auch nie vor kleinen Gehässigkeiten zurückgeschreckt, um seinen Bruder in Misskredit zu bringen, auf den er rasend eifersüchtig gewesen war. Niall hingegen war ein zurückhaltendes Kind und immer schon ein wenig schwermütig gewesen. Doch ihm war genauso wie seinem Vater der Hass auf die Makenzies in Fleisch und Blut übergegangen.
    Mhairie vermutete, dass er damit Stärke zeigen und die Liebe seines Großvaters gewinnen wollte. Niall war elf Jahre alt gewesen, als Angus gestorben war. An dessen offenem Grab hatte der kleine Kerl die Faust geballt und »Tod den Makenzies!« gerufen. Und dann hatte ausgerechnet er ohne sein Wissen eine Makenzie geheiratet. Verzweifelt hatte Mhairie damals gehofft, dass er seinem Herzen und nicht der Familientradition folgen werde. Doch der Junge war zu schwach gewesen und hatte seine große Liebe dem verbohrten Hass geopfert.
    Kein Wunder, dass er mich für verrückt erklären muss, sonst fiele seine Welt wie ein Kartenhaus zusammen, dachte Mhairie traurig. Nun sind alle drei zu so unterschiedlichen Männern herangewachsen, und der Einzige, der mir heute noch nahesteht, ist Dusten. Vielleicht bin ich doch gar nicht so schlecht gewesen, wie ich immer glaube, sonst würde mich dieser wunderbare junge Mann nicht so von Herzen lieben.
    Sorge bereitete ihr allerdings die Tatsache, dass er noch immer keine Frau gefunden hatte. Er wurde bald fünfunddreißig und war ein attraktiver Mann. Wahrscheinlich hatte er, was Frauen anging, die Zügellosigkeit der Munroys im Blut, denn er liebte es bis heute, wie ein Schmetterling von einer Blüte

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