Munroys & Makenzies Bd. 1 - Der Ruf der Highlands
Hände Arbeit aus dem Stall ein Haus zu machen. Was meinst du, wie gern Angus Munroy es dem Erdboden gleichmachen würde? Aber wir liefern ihm keinen Grund. Selbst unsere gelegentlichen Prügeleien geben ihm nicht das Recht, uns von unserem Grund und Boden zu verjagen. Trotzdem, am liebsten würde ich in die weite Welt hinausziehen und dort mein Glück suchen, aber ich kann ohne das Hochland nicht leben.«
Mhairie schmiegte sich zärtlich an ihn. »Ich auch nicht. Vielleicht könnten wir ja in Marybank wohnen. Das Anwesen ist so riesig und verfällt zusehends. Vater kümmert das wenig.«
Artair runzelte die Stirn. »Wir werden sehen. Jetzt solltest du dich erst einmal für die Begegnung mit den Makenzies wappnen. Ich liebe meine Sippe, aber sie haben auch so ihre Eigenarten.«
Kaum hatte er das ausgesprochen, als drei Jungen wie die Wilden aus dem Haus geschossen kamen. Sie waren alle blond und trugen unverkennbar die Züge von Artair.
»Deine Brüder?«
Die Jungen wollten gerade an ihnen vorüberrennen, als Artair den ältesten festhielt und in strengem Ton befahl: »Wollt ihr nicht erst die Dame begrüßen? Das ist Baroness Mhairie, meine Verlobte.«
Der etwa sechzehnjährige Junge wischte sich die schmutzigen Finger an der zerrissenen Hose ab, bevor er Mhairie grinsend die Hand reichte. »Ich bin Blaan, und das sind Archie und Calum.« Die jüngeren Brüder taten es Blaan gleich, säuberten sich die Hände an der zerschlissenen Kleidung und begrüßten die Fremde, wenngleich etwas scheuer als ihr älterer Bruder.
»Wo ist Vater?«
»Auf dem Feld.«
»Und warum helft ihr ihm nicht?«
Blaan rollte mit den Augen. »Willst du sagen, dass wir faul sind? Dad hat uns gebeten, ein paar Whiskyfässer aus der Brennerei zu holen. Es gibt einen Kunden.«
»Dann will ich euch nicht aufhalten.« Artair klopfte seinem Bruder freundschaftlich auf die Schulter.
»Habt ihr denn keine Angst, erwischt zu werden? Ich meine, Angus Munroy duldet doch bestimmt nicht, dass ihr auf seinem Grund Whisky brennt«, wollte Mhairie neugierig wissen.
Artair brach in schallendes Gelächter aus. »Das ist das einzige, das die Munroys von jeher an uns zu schätzen wussten. Angus’ Vater hätte es niemals zugegeben, aber ich glaube, er ahnte, woher sein Knecht ihm den herrlichen Whisky zu einem allerdings gesalzenen Preis beschaffte. Mein Vater hatte zwar öfter mit dem Gedanken gespielt, das Gold der Highlands für ihn mit Gift zu versetzen …«
»Nicht doch, Artair!«, lachte Mhairie. »Mord und Totschlag zwischen euren Clans sollten Vergangenheit bleiben.«
»Wir haben es ja auch nicht getan. Doch nach dem Tod des Alten liefere ich kein Tropfen mehr an die Munroys. Ich will nicht, dass dieser widerliche Angus meinen guten Whisky trinkt. Und wir haben genug zahlungskräftige Abnehmer. Die Brennerei ist allerdings so gut im Wald versteckt, damit keiner sie je finden wird. Aber willst du nicht endlich eintreten?«
Artair ließ ihr den Vortritt. Sie war etwas erschrocken, als sie über die Schwelle in das Innere der »Burg« trat. Es war düster und sehr einfach. Sie stand in einer großen Küche mit einem Herd, in dem ein Feuer glomm. Artair trat ans Fenster und öffnete die Läden, damit Licht in den Raum fiel.
»Das ist noch von der letzten Nacht«, erklärte er entschuldigend. »Es pfeift hier nachts manchmal ein eisiger Wind. Da darf nichts durch die Ritzen ins Innere gelangen.«
Mhairie drehte sich verunsichert nach allen Seiten um. Es ließ sich nicht verbergen, dass dies die Behausung einer Crofter-Familie war. Als einzige Möbelstücke entdeckte sie einen großen Holztisch und zahlreiche Stühle. In der Nähe des Feuers gab es mehrere Schlafstellen am Boden.
»Du fragst dich gerade, ob ich hier nächtige, nicht wahr?«
Beschämt senkte Mhairie den Blick.
»Am Feuer ist es am wärmsten. Deshalb schlafen meine Brüder hier. Komm mit!«
Er fasste sie bei der Hand, zog sie eine knarrende Holzstiege hinauf und öffnete eine Tür.
»Das ist mein Zimmer«, erklärte er stolz.
Mhairie atmete tief durch. Es war eines der Turmzimmer. Durch das kleine Fenster drang gedämpftes Licht herein, doch außer einem Bett und einem wackeligen Tisch gab es keine Möbel. Sie durfte gar nicht daran denken, wie prachtvoll ihr Zimmer dagegen eingerichtet war. Doch dann stutzte sie. Unter dem Tisch stapelten sich Berge von Büchern. Mhairie bückte sich und nahm eines davon vorsichtig zur Hand. Es war ein wertvoller Band mit Gedichten von
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