Munroys & Makenzies Bd. 1 - Der Ruf der Highlands
die Enttäuschung geradezu ins Gesicht geschrieben stand, doch dann erhellte sich seine Miene.
»Dann behaupten wir einfach, dass es so ist. Komm, ich stelle dich schon einmal meiner Sippe vor, bevor wir deinen Vater überraschen.«
Mhairie lachte. »Sollten wir uns nicht erst ankleiden?«
Artair sprang auf und zog sie an den Händen hoch. »Nun sag schon, was hältst du davon?«
Mhairie war hin- und hergerissen. Einerseits wünschte sie sich nichts sehnlicher, als so bald wie möglich seine Frau zu werden, andererseits ging ihr das alles viel zu schnell. Wenn sie sich vorstellte, ihrem Vater noch heute beichten zu müssen, dass sie ein Kind von einem Makenzie erwartete, obwohl sie sich dessen noch gar nicht ganz sicher war … Doch wenn sie wirklich schwanger war, dann würde sie das wohl schlecht vor ihrem Vater verheimlichen können.
»Es ist ein guter Vorschlag, denn ich glaube kaum, dass mein Vater sich gegen unsere Ehe stellen wird, wenn ich ein Kind von dir erwarte. Er würde nie etwas tun, was mir das Herz bricht. Du wirst ihn mögen. Titel sind ihm völlig gleichgültig. Was meinst du, wie energisch er neulich gerade diesen widerlichen Angus Munroy hinausgeworfen hat. Und der ist schließlich ein Baronet …« Mhairie verstummte hastig.
»Was hat dieser Kerl bei euch zu Hause zu suchen? Hat er es etwa auf dich abgesehen?« Artairs Stimme zitterte vor Wut.
»Um Gottes willen, nein, der doch nicht!«, flunkerte Mhairie. »Er will meinem Vater das Haus abschwatzen.«
»Typisch für diesen Halsabschneider. Sie sind raffgierig und hinterhältig, diese Munroys«, fluchte Artair.
Mhairie war erleichtert. Er zweifelte offenbar nicht an ihren Worten, obgleich sie ihm nur die halbe Wahrheit gesagt hatte. Aber sie konnte ihm unmöglich verraten, wie unverschämt sich dieser Angus ihr gegenüber aufgeführt hatte. Sie brauchte nur seinen Namen zu erwähnen, und Artair regte sich auf. Sie hatte es zwar noch nicht aus seinem Mund gehört, aber es gab jede Menge Gerüchte über schlimme Raufereien, die sich die beiden Männer in regelmäßigen Abständen lieferten.
»Warum hasst ihr beiden euch eigentlich so?«, fragte Mhairie, während sie sich anzog.
»Das ist eine lange Geschichte, mein Liebling«, entgegnete Artair.
»Ich würde sie gern hören.«
Artair lachte. »Du willst doch bloß Zeit schinden, bis ich bei deinem Vater um deine Hand anhalte.«
»Nein, ich möchte wirklich wissen, warum ihr euch so verabscheut. Ich verstehe zwar gut, dass du ihn nicht leiden kannst, denn er ist ein unangenehmer Bursche, aber man munkelt, eure Clans verbinde eine abgrundtiefe Feindschaft.«
Artair war mittlerweile fertig angezogen. Er machte ein nachdenkliches Gesicht.
»Gut, ich will versuchen, es kurz zu machen. Wir Makenzies waren nicht immer arme Pächter. Uns gehörte vor über hundert Jahren jede Menge Land, und wir besaßen das prachtvollste Anwesen im ganzen Tal. Damals, vor der schrecklichen Niederlage von Culloden, gab es noch kein sogenanntes Schloss Scatwell und auch keine verdammten Munroys in Strathconon. Sie kamen aus der Gegend von Dingwall und zogen erst nach der Schlacht von Culloden im Tross des Schlächters marodierend in unser friedliches Tal ein. Dort mordeten sie, was ihnen in die Finger geriet und nur nach Jakobiten roch. So metzelten sie auch unsere Familie nieder. Das Oberhaupt unseres Clans, Sir Allan Makenzie, den vierten Baronet von Am Fireach, hatten Cumberlands Männer bereits ein paar Tage nach der Schlacht schwer verwundet aufgehängt.« Artair machte eine Pause, als er bemerkte, dass Mhairie weinte.
»Ich wollte dich nicht traurig machen«, sagte er betroffen. »Ich höre sofort auf, denn es ist keine schöne Geschichte.«
»Ich möchte sie aber hören«, schniefte Mhairie. »Es ist nur so, dass auch einer meiner Vorfahren auf Seiten der Jakobiten gekämpft hat, und ihn hat man auch halb tot gehängt. Die Maclachlans haben gekämpft bis zum letzten Blutstropfen, aber sie blieben glücklicherweise von den Plünderungen verschont, denn ein alter Freund der Familie diente bei den englischen Truppen. Der hat unsere Familie gegen Cumberlands ausdrückliche Anordnung in Ruhe gelassen.«
Artair stieß einen tiefen Seufzer aus. »Das Glück hatten meine Leute nicht. Viele wurden ermordet oder sind geflohen. Nur einer hat im Tal von Strathconon überlebt, aber der rettete sich nur mittels einer List. Davon werde ich dir gleich berichten. Sie haben jedenfalls unser Schloss niedergebrannt
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