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Munroys & Makenzies Bd. 1 - Der Ruf der Highlands

Titel: Munroys & Makenzies Bd. 1 - Der Ruf der Highlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Cameron
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und uns das Land genommen. Angus Munroy – so hieß auch der Vorfahre des jetzigen Munroy – gefiel es so gut im Tal, dass er sich hier niederließ. Es war der jüngere von zwei Brüdern und besaß weder Titel noch Reichtümer. So hat er uns bestohlen, sich das Schloss bauen lassen und ließ sich zum Baronet machen. Aber mein Clan hatte nicht nur Menschenleben zu beklagen, sondern auch den Verlust der Collane. Einer meiner Ahnen ist nämlich unter König Jakob, dem Zweiten, zum Ritter des Ordens von der Distel geschlagen worden, und die feige Munroy-Bande hat sich sogar die Ordenskette angeeignet. Du glaubst gar nicht, wie oft ich mich schon mit dem jetzigen Angus geprügelt habe. Immer wenn ich ihm auf den Kopf zusage, dass er der Sprössling einer Bande von Dieben ist, dann fliegen die Fäuste. Dabei sage ich nichts als die Wahrheit. Die Munroys haben sich den Titel, das Land und unseren Orden gestohlen! Verstehst du nun, warum ich ihn so hasse?«
    Mhairie nickte eifrig. »Natürlich kann ich dich verstehen und bin sicher, dass wir Vater gegenüber keine Ausrede mehr erfinden müssen. Wenn er deine Geschichte erfährt, wird er dich mit offenen Armen empfangen. Aber nun sag schon, wie hat dein Vorfahre im Tal von Strathconon überlebt?«
    »Er zog in unseren ehemaligen Pferdestall und tat so, als sei er geistig umnachtet. Damit erregte er das Mitleid der gutmütigen Ehefrau des alten Angus Munroy, und sie bewahrte ihn fortan vor den Übergriffen ihres Mannes wie eine Glucke ihr Junges. Er wurde zum Crofter, durfte das Land für Angus Munroy bestellen, den Stall zu einem Haus umbauen, eine Familie gründen und nebenbei sogar eine Schwarzbrennerei betreiben. Der alte Angus war von Anfang an argwöhnisch, aber er konnte nichts ausrichten gegen den verrückten Artair, ja, es ist wirklich merkwürdig, aber er hieß wie ich … ich meine, ich heiße so wie er. Auf diese Weise konnte er seine Sippe bestens versorgen, und seine Frau bekam jedes Jahr ein Kind. Für die Herren von Scatwell war das ein weiteres Zeichen, dass der Makenzie dort drüben auf der anderen Seite vom Fluss nicht ganz richtig im Kopf war, so viele arme Kinder zu zeugen. Dabei wollte er nur den Clan der Makenzies stärken.«
    Artair hielt erschöpft inne, bevor er atemlos fortfuhr: »Nun kennst du die Geschichte. Und in jeder nachfolgenden Generation gab es immer wieder Versuche der Munroys, sich der Makenzies zu entledigen. Vergeblich, wie du siehst.«
    Mhairie schmiegte sich an ihren Geliebten. »Er ist es nicht wert, dass du dich mit ihm prügelst.«
    »Du hast ja recht. Aber nun komm, ich will dir endlich zeigen, was für einen Palast meine Familie im Laufe der Jahrzehnte aus dem Stall gemacht hat.«
    Hand in Hand verließen sie ihr Liebesnest am Loch Meig. Auf dem verschlungenen Pfad am Ufer entlang mussten sie einander immer wieder loslassen. Er war so schmal, dass nur einer von ihnen darauf entlanggehen konnte. Artair schritt voran, um Mhairie hohe Gräser und Äste aus dem Gesicht zu halten.
    Obwohl Mhairie sehr zuversichtlich war, was das Jawort ihres Vaters anging, spürte sie plötzlich ein Unwohlsein in sich aufsteigen. So als würde ein Stein in ihrem Bauch liegen. Das ist bestimmt das Kind, redete sie sich gut zu, während sie unvermittelt stehen blieb und den Blick zurück zum See schweifen ließ. Dort, wo eben gerade noch Sonnenstrahlen an der Oberfläche gespielt hatten, kräuselte sich nun das Wasser. Die wärmende Sonne wurde von einer dichten schwarzen Wolke verdeckt, die von Nordwesten her auf das Tal zuraste.
    »Schau nur, da kommt ein Unwetter auf!«, raunte sie Artair, der schon ungeduldig auf sie wartete, ängstlich zu.
    »Aber Liebes, das ist doch nur eine kleine Regenwolke. Du tust gerade so, als hättest du noch nie erlebt, wie sich bei uns im Hochland das Wetter von einer Sekunde auf die andere verändert.«
    Mhairie folgte ihm seufzend. Er hatte recht. Sie hatte schon ganz andere Wetterumschwünge erlebt und sich nicht wie ein kleines Mädchen davor gefürchtet. Wenn ich ihm sage, dass es mehr als eine dunkle Wolke für mich ist, nämlich ein böses Omen, wird er mich auslachen, dachte Mhairie und versuchte, nicht mehr daran zu denken.

35
    Strathconon, Juni 1850
    Kurz vor der Abzweigung zum Schloss Scatwell wurde Mhairie noch einmal mulmig zumute. Was, wenn Angus sie zusammen sah? Doch dann warf sie einen verstohlenen Blick auf ihren stattlichen Begleiter und ihre Angst war wie verflogen. Sollte der Baronet sie doch

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