Munroys & Makenzies Bd. 1 - Der Ruf der Highlands
»Es war doch keine Absicht. Und eine Plaudertasche bin ich auch nicht, denn es gibt nur einen Menschen, der Privates von mir weiß, das ist unsere Französischlehrerin. Der habe ich zugeflüstert, dass ich heiraten werde. Was sie dann in ihrer unvergleichlichen Art laut hinausposaunt hat, sodass es die Mädchen mitbekommen haben. Daraufhin ist deine Tochter von der Bühne gerannt und hat mir unterstellt, ich wolle sie verlassen. Da habe ich ihr nach einigem Zögern gestanden, dass ich mit euch komme. Als deine Frau.«
Niall stöhnte gequält auf. »Ja, Kleines, ich weiß doch, dass du es nicht böse meinst, aber ich wollte es ihr selber sagen. Jetzt ist sie jedenfalls völlig durch den Wind …«
»Und sie ist der Meinung, dass deine Mutter dieser Heirat nicht zustimmen wird. Was bedeutet das? Musst du sie um Erlaubnis fragen?«
Abermals stöhnte Niall laut auf. »Nein, natürlich nicht. Es ist nur so, dass meine Mutter unüberbrückbare Differenzen mit meiner ersten Frau hatte und Isobel unter diesen Spannungen innerhalb der Familie sehr gelitten hat.«
»Ach so? Und nun vermutet sie wohl, dass deine Frau Mama mir gegenüber ähnlich unfreundlich gesinnt sein wird und dich umstimmen will. Warum hast du nicht erst sie gefragt, ob du mir überhaupt einen Antrag machen darfst?«
»Bitte, lass den zynischen Unterton! Das steht dir nicht. Ich lasse mir von meiner Mutter natürlich nicht dreinreden und werde dich vor ihrer spitzen Zunge schon zu schützen wissen.«
»Das sind ja schöne Aussichten! Und du meinst, es ist wirklich ein guter Einfall, mich deiner Familie zu Weihnachten gleich als deine Verlobte zu präsentieren? Ich meine, da weiß doch noch niemand von mir, oder?«
Niall kniff trotzig die Lippen zusammen.
»Das wird ja eine schöne Überraschung!«, fügte Lili spöttisch hinzu, wobei sie in demselben Augenblick über sich selbst erschrak. Wie rede ich eigentlich mit ihm?, durchfuhr es sie.
»Lili, falls du einen Rückzieher machen willst, dann sag es gleich. Wenn wir erst zu Hause sind, verlange ich, dass du mir bedingungslos vertraust. Da kann ich solche Zweifel nicht gebrauchen.«
»Werden wir eigentlich mit deiner Mutter unter einem Dach leben?«
»Ja, und nicht nur das. Auf Scatwell Castle leben außerdem mein Bruder, seine Frau und bis vor Kurzem auch meine verwirrte alte Großmutter, die aber inzwischen auf die andere Seite des Flusses gezogen ist. Sie kommt nur zu den Festen und wenn sie unbedingt muss. Weihnachten und Hogmanay werden wir allerdings in unserem Stadthaus in Inverness verleben, weil es in den letzten Tagen dort oben so sehr geschneit hat, dass wir das Tal nicht ungehindert erreichen würden. Und vor allem unsere Gäste nicht. So, und jetzt sag mir bitte, ob du mitkommst oder nicht. Oder ob du dich von dem Gerede einer Elfjährigen von unserer Heirat abschrecken lässt. Ich muss wissen, woran ich bin. Es war schon hart genug, dass du mir überhaupt einen Korb gegeben hast. Noch einmal will ich so etwas nicht erleben. Oder bist du wankelmütiger, als ich glaubte?«
Lili störte der unfreundliche Ton, mit dem er sie vor die Wahl stellte, aber hatte sie nicht damit angefangen? Sie bedauerte fast ein wenig, dass sie ihn derart schroff angegangen war. Es konnte doch nicht sein, dass sie sich stritten, bevor sie überhaupt verheiratet waren. »Ich bin alles andere als wankelmütig«, erwiderte sie daher eine Spur versöhnlicher. »Natürlich begleite ich dich, aber du solltest es mir nicht übel nehmen, wenn ich hin und wieder einen Zweifel hege. Schließlich gebe ich mein ganzes bisheriges Leben auf.«
»Also, daran wirst du ja wohl nicht sonderlich hängen. Hier bist du eine kleine Lehrerin, auf Scatwell wirst du eines Tages Herrin über ein riesiges Anwesen und eine Dame der schottischen Gesellschaft sein.«
Lili biss sich wütend auf die Lippen. Ihr missfiel die überhebliche Art, wie Niall mit ihr sprach. Und wieso erdreistete er sich, ihr vorzuschreiben, was sie zu fühlen hatte? Natürlich fiel es ihr schwer, Edinburgh und die St. George’s hinter sich zu lassen. Was bildete er sich eigentlich ein? Sie wollte ihrer Empörung gerade freien Lauf lassen, als sich Niall überraschend näherte und ihren Mund mit einem Kuss verschloss. Widerstrebend erwiderte sie seine Zärtlichkeit, doch dann vergaß sie allen Ärger, und die Knie wurden ihr weich. Wir schaffen das schon, redete sie sich gut zu, bevor sie sich völlig dem Rausch des Augenblickes hingab.
Als sich seine
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