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Munroys & Makenzies Bd. 1 - Der Ruf der Highlands

Titel: Munroys & Makenzies Bd. 1 - Der Ruf der Highlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Cameron
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ließ sie nicht so ohne Weiteres passieren.
    »Sie machen eine Gesischt, als ätten Sie ein Todesnachrischt erhalten.«
    Lili stöhnte auf. »Nein, es ist nur alles ein wenig zu viel. Erst der Tod meiner Mutter und dann die überstürzte …« Sie stockte, bevor sie beinahe entschuldigend fortfuhr. »Ich konnte seinen Antrag nun doch guten Gewissens annehmen, denn er hat sich offenbar tatsächlich in mich verliebt. Ich bin also nicht als Gouvernante für Isobel gedacht, sondern es liegt ihm ernsthaft etwas an mir und …«
    Weiter kam sie nicht. »Mon dieu! Sie werden ihn eiraten?«, schrie die Moiselle so laut, dass die Schulmädchen es hörten und allesamt zu den beiden Lehrerinnen herumfuhren. Sie kicherten um die Wette – bis auf Isobel, die Lili aus schreckensweiten Augen anstarrte.
    »Sie verlassen uns doch nicht etwa, Miss Campbell?«, fragte sie mit zittriger Stimme.
    Lili war mit einem Satz bei ihr und nahm sie in den Arm. »Nein, meine Kleine, keine Sorge, ich verlasse dich nicht.« Dann eilte Lili zum Klavier und spielte voller Inbrunst das Lied Angels, we have heard on high . Die Mädchen fanden mühelos ihren Einsatz und sangen aus voller Kehle mit, bis Isobels Stimme erklang. Die ersten Töne waren engelsgleich gesungen, bis sie in ein lautes Schluchzen übergingen.
    Lili hielt erschrocken inne, sprang auf und schaffte es noch, Isobel bei den Schultern zu packen, bevor sie von der Bühne flüchten konnte. Das Mädchen aber versuchte, sich zu befreien, während es zischte: »Ich habe es doch selbst gehört. Sie werden heiraten und mich einfach verlassen wie …« Sie brach in Tränen aus.
    Lili aber strich ihr tröstend über die roten Locken. »Nein, meine Kleine, ich lasse dich nicht allein. Ich komme mit in die Highlands. Ich heirate deinen Vater.«
    Isobel starrte Lili ungläubig an. Mit den Worten: »Das erlaubt Großmutter nie!«, riss sie sich los und rannte zurück zu ihrem Platz.
    »Miss Cambelle, machen Sie eine weitere Durschlauf, weil isch mit die Tanzgrupp auch noch ein Probe machen muss«, ertönte die Stimme der Tanzlehrerin ungehalten.
    »Gewiss, Mademoiselle Larange«, beeilte sich Lili möglichst gefasst zu erwidern. Dabei pochte ihr das Herz bis zum Hals. Sie war völlig durcheinander, doch was hatte sie erwartet? Dass Isobel ihr um den Hals fallen und sie Mutter nennen werde? Aber dass sie ihr unverhohlen mit der Großmutter drohte? Worauf habe ich mich da bloß eingelassen?, fragte sich Lili bang. Wir kommen aus zwei unterschiedlichen Welten. Wie soll das im Alltag bloß gehen?
    Doch pflichtbewusst, wie sie war, eilte sie ans Klavier zurück und riskierte nur einen flüchtigen Blick zu der jungen Solosängerin hinüber. Isobels Miene war wie versteinert, aber sie sang fehlerfrei. Lili wandte sich hastig ab und vermied es während der gesamten Probe, die zu ihrer vollsten Zufriedenheit verlief, in Isobels Richtung zu blicken. Nach getaner Arbeit versuchte sie jedoch, ihre Lieblingsschülerin vor dem Verlassen des Saales abzupassen, vergeblich. Sie war ihr knapp entwischt.
    Lili aber wusste nicht so recht, was sie mit sich anfangen sollte, bis die Feier begann. Durch ihren Kopf tobten die absonderlichsten Gedanken. Isobel hatte höchst befremdlich reagiert, aber warum? Sie mochten einander doch von Herzen, und Lili hätte ihr zu gern erklärt, dass sie nicht daran dachte, den Platz ihrer Mutter einzunehmen. Um sich abzulenken, beschloss Lili, ein paar Schritte durch den Park zu machen, denn gerade schien die Sonne so malerisch auf die winterlich kahlen Bäume. Es war eisig kalt und roch nach Schnee. Lili wickelte den Schal bis unter die Nase. Auf dem Kopf trug sie eine Fellmütze. So eingehüllt ging sie ein paar Runden durch den Schulpark, und tatsächlich, das beruhigte ihr aufgewühltes Gemüt wieder.
    Bis sie ein Räuspern und eine zornige Stimme hinter sich vernahm. »Lili, warte, was hast du zu Isobel gesagt?«
    Sie wandte sich zu Niall um. Dessen sichtlich wütender Gesichtsausdruck erschreckte sie, doch sie zeigte ihre Verunsicherung nicht. »Was meinst du damit?«, fragte sie kühl.
    »Sag mir lieber, was du ihr gesagt hast. Sie ist völlig durcheinander.«
    »Sie hat wohl mitbekommen, dass Mademoiselle Larange über meine Hochzeit gesprochen hat …«
    Niall unterbrach sie scharf. »Mademoiselle Larange? Musste es denn gleich die ganze Schule erfahren? Außerdem warst du doch diejenige, die es ihr nach dem Aufritt sagen wollte.«
    Lili funkelte ihn angriffslustig an.

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