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Munroys & Makenzies Bd. 1 - Der Ruf der Highlands

Titel: Munroys & Makenzies Bd. 1 - Der Ruf der Highlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Cameron
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mich empfindest, dann werde ich dich nicht länger belästigen, aber ich hatte den Eindruck, dass ich dir nicht gleichgültig bin. Und solange ich auf Gegenliebe hoffen darf, will ich nichts unversucht lassen, dich zum Mitkommen zu bewegen …«
    »Sie haben ja recht«, raunte Lili zaudernd. »Gleichgültig sind Sie mir bestimmt nicht, aber …«
    Lili brachte es nicht über die Lippen, ihn so vertraulich anzureden, wie er es tat.
    Und sie schluckte die Worte hinunter, die ihr auf der Zunge lagen. Es schien ihr nämlich kein guter Zeitpunkt zu sein, ihn nach seiner ersten Frau zu fragen. Und überhaupt, sollte sie nicht endlich aufhören, darüber nachzugrübeln? Wahrscheinlich hatte die Ärmste tatsächlich an einer Gemütskrankheit gelitten …
    Wie von selbst trafen ihre Lippen aufeinander, und sie küssten sich. Danach sah er sie mit verhangenem Blick an. »Sag Ja. Bitte. Du würdest mich zum glücklichsten Mann der Highlands machen.«
    Lili holte tief Luft. In ihrem Kopf drehte sich alles, und sie konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. Sie spürte nur noch die Wärme und Geborgenheit in seinen Armen.
    »Ja«, hauchte sie und dann noch einmal lauter: »Ja.«
    Ohne Vorwarnung wirbelte er sie mehrmals durch die Luft. Als er sie wieder absetzte, sagte er lächelnd: »Ich heiße Niall. Und du? Ich kann dich ja schlecht Miss Campbell nennen.«
    Zum zweiten Mal, seit sie ihn kannte, hörte sie diesen ernsten Mann nun aus tiefer Kehle lachen, und das gefiel ihr außerordentlich. Sollte in ihrem tiefsten Innern noch ein Rest von Bedenken gelauert haben, dieses Lachen spülte ihn fort.
    »Ich heiße Lili, aber dass du Niall heißt, das weiß ich schon seit unserer ersten Begegnung. Mademoiselle Larange nannte dich Sir Niall«, erwiderte sie.
    »Gut, Lili, dann sollten wir Isobel holen und ihr die Nachricht überbringen, dass sie eine neue Mutter bekommt …«
    Bei aller Magie, die Lili in diesem Augenblick verzauberte, versetzten diese Worte Lilis Hochgefühl einen leichten Dämpfer.
    »Niall, ich bin nicht ihre Mutter. Bitte verlange von deiner Tochter nicht, mich als solche zu betrachten. Ich kann ihre Freundin sein, ihre Lehrerin …«
    »Lili, du wirst sie fortan durch ihr Leben begleiten. Wenn es dir lieber ist, nennen wir dich eben Stiefmutter. Komm mit, wir sagen es ihr gleich!«
    Es war Lili plötzlich so zumute, als würde sie ein eisiger Hauch umwehen, doch sie widersprach Niall nicht. Stattdessen schluckte sie einmal trocken und bemerkte leise: »Vielleicht verraten wir es ihr erst nach dem Fest. Isobel ist so aufgeregt, weil sie die Solostimme bei unserem Weihnachtslied singt.«
    »Wie du meinst.« Nialls Stimme klang ein wenig gekränkt.
    »Weiß sie eigentlich schon, dass du sie von der Schule nehmen willst?«
    »Nein, sie ahnt nicht das Geringste. Ich wollte erst sichergehen, dass du mit uns kommst. Ohne dich wäre sie sicher nicht so einfach nach Hause zurückgekehrt.«
    Lili konnte nicht genau sagen, was sie an Nialls Worten störte, aber sie verursachten ihr ein gewisses Unbehagen und das Bedürfnis, den Raum schnellstens zu verlassen. War es diese Selbstverständlichkeit, mit der er über ihre Ablehnung hinweggegangen war?
    »Entschuldige mich bitte. Ich muss zur Probe.« Das klang schroffer als beabsichtigt.
    »Du verabschiedest dich ohne Kuss? Das ist aber ungewöhnlich für eine frisch Verlobte«, versuchte Niall zu scherzen. Lili hauchte ihm einen flüchtigen Kuss auf die Wange, bevor sie davoneilte. Sie konnte sich nicht helfen, aber ihre warnende innere Stimme, diesem Mann blauäugig in die Highlands zu folgen, war noch nicht gänzlich verstummt.
    Aber nun kann ich nicht mehr zurück, und ich bin schließlich kein Backfisch mehr, der alle paar Minuten seine Entschlüsse ändert, sprach sich Lili gut zu. Doch da mischte sich eine andere innere Stimme ein, die sie mit gnadenloser Strenge fragte, ob ein wenig Herzklopfen wirklich ausreichte, ihr bisheriges, durchaus erfülltes Leben einfach so hinter sich zu lassen.
    Eine dritte Stimme meldete sich energisch zu Wort: Lili, mach dir nichts vor. Es zieht dich in die Highlands, du willst ihm folgen, doch du hast Angst vor dem, was dich dort erwartet, und vor allem vor dem Schatten einer Toten.
    Lili fröstelte und beschleunigte ihren Schritt.

7
    Edinburgh, 23. Dezember 1913
    Im Saal warteten bereits Mademoiselle Larange und der Chor auf Lili. Die junge Lehrerin versuchte, sich wortlos an ihrer Französischkollegin vorbeizudrücken, doch die

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