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Munroys & Makenzies Bd. 1 - Der Ruf der Highlands

Titel: Munroys & Makenzies Bd. 1 - Der Ruf der Highlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Cameron
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eingeschlafen. Während der ersten Stunden ihrer Reise bis nach Aberdeen war sie viel zu aufgeregt gewesen. Sie hatte die Nase förmlich gegen die Scheibe gepresst und sich an der vorüberziehenden Landschaft nicht sattsehen können. Immer wieder waren verwunschene Schlösser und Ruinen aufgetaucht. Kurz bevor sie in Aberdeen umgestiegen waren, hatte es zu schneien begonnen. Dicht waren die Flocken gefallen, und das Meer, das sich auf den letzten Meilen rechter Hand jenseits der Zugfenster erstreckt hatte, war fast nicht mehr zu sehen gewesen. Weiter im Norden hatte es aufgehört zu schneien. Dort war bereits alles unter einer dicken Schneedecke begraben gewesen: die wenigen Häuser, die Wiesen und die endlosen Hochebenen.
    »Lass sie doch! Meinetwegen kann sie im Zug sitzen bleiben und gleich wieder zurückfahren«, giftete Isobel, die die ganze Fahrt über mit verschränkten Armen dagesessen und Lili keines Blickes gewürdigt hatte.
    »Jetzt halt aber endlich deinen frechen Mund! Sonst kannst du die Festtage über wirklich auf deinem Zimmer bleiben. Ich erwarte von dir, dass du dich deiner neuen Mutter gegenüber anständig verhältst«, zischelte Niall. Ganz offensichtlich wäre es ihm peinlich gewesen, wenn die übrigen Mitreisenden etwas von den Unstimmigkeiten mitbekommen hätten.
    »Die ist nicht meine Mutter, und das wird sie auch niemals sein!«, brüllte Isobel so laut durch das Abteil, dass die anderen Reisenden die Köpfe nach ihnen verrenkten.
    Niall holte aus und versetzte seiner Tochter vor all diesen Gaffern eine schallende Ohrfeige. Lili war entsetzt. Nicht deshalb, weil diese Menschen sich zu fragen schienen, was da vor sich ging, sondern weil es für Isobel demütigend war, in ihrem Alter in aller Öffentlichkeit geohrfeigt zu werden. Sie verzog zwar keine Miene, aber dass sie entsetzlich darunter litt, ahnte Lili.
    »Lass sie doch! Sie muss sich erst an die neue Situation gewöhnen«, bat Lili versöhnlich, woraufhin Niall sie wütend anfunkelte.
    »Halt dich da heraus!«, zischte er durch die Zähne.
    Lili beobachtete, wie die Damen gegenüber die Köpfe zusammensteckten und tuschelten. Niall verzog gequält das Gesicht. Ihm war die Erleichterung anzusehen, als der Zug endlich hielt.
    Lili erhob sich seufzend und griff nach ihrem Koffer.
    »Nein, den trägst du nicht selbst!«, herrschte Niall sie an und schob sie vor sich her aus dem Zug hinaus. Wenigstens nach ihrer Handtasche hatte sie noch greifen können.
    Sie verstand zwar nicht, warum Niall das gesamte Gepäck einfach im Abteil zurückließ, aber sie tat, was er verlangte. Als Niall am Bahnsteig ehrerbietig von einem kräftigen älteren Mann begrüßt wurde und dieser nach dem Gepäck des gnädigen Herrn fragte, wusste Lili, warum sie nichts selbst hatte tragen dürfen. Das war Aufgabe des Kutschers, und es geziemte sich nicht für eine angehende Lady.
    Auf dem Bahnhofsvorplatz wartete bereits eine Kutsche auf die Reisenden.
    »Miss Isobel, du bist aber mächtig gewachsen!«, lachte der Kutscher, während er die Koffer einlud.
    »Sag bloß nicht, dass ich jetzt eine junge Dame geworden bin!«, erwiderte das Mädchen hastig. »Denn ich will keine junge Dame sein. Die stellen nur dummes Zeug an.«
    Lili zuckte zusammen. Damit war zweifelsohne sie gemeint.
    Auch Lili warf der Kutscher einen forschenden Blick zu. Seine Augen waren wie ein offenes Buch. Darin stand die Frage geschrieben: Wer ist diese Frau?
    Als Niall die unverhohlene Neugier seines Kutschers bemerkte, stellte er sie ihm ganz offenherzig als seine Verlobte vor, fügte aber verschwörerisch hinzu, er solle es nicht in der Küche ausplaudern, damit es sich nicht gleich im ganzen Haus wie ein Lauffeuer verbreite.
    »Meine Mutter weiß nämlich noch nichts von ihrem Glück«, raunte er.
    »Ich verstehe, Sir«, entgegnete der Kutscher mit verschwörerischer Miene und versprach hoch und heilig zu schweigen. Dann streckte er Lili seine kräftige Pranke entgegen, gratulierte ihr artig und erklärte höflich, er sei das Hausfaktotum, chauffiere die Herrschaft, arbeite im Garten und repariere hin und wieder etwas …
    »Du bist viel zu bescheiden, Aidan«, mischte sich Niall lächelnd ein und wandte sich an Lili. »Wir wüssten nicht, was wir ohne ihn machen sollten, denn mein Bruder und ich haben zwei linke Hände.«
    »Ja, das stimmt. Mister Craig ist besonders ungeschickt, aber dafür kann Mister Dusten mächtig anpacken. Wenn der etwas im Haus in Angriff nimmt, dann wird’s auch

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