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Munroys & Makenzies Bd. 1 - Der Ruf der Highlands

Titel: Munroys & Makenzies Bd. 1 - Der Ruf der Highlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Cameron
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was. Der kann sogar die Kutsche reparieren. Wenn ich mal nicht mehr bin, dann …«, ergänzte Aidan eifrig und lief rot an, als ihn Nialls strafender Blick traf.
    »Er ist aber nicht mein Bruder, sondern mein Cousin«, bemerkte Niall in scharfem Ton.
    Diese Heftigkeit seiner Worte erregte Lilis Neugier, doch sie hütete sich davor, nachzufragen. Nialls zornig funkelnde Augen verrieten ihr, dass er auf seinen Cousin Dusten gar nicht gut zu sprechen war. Sie war überhaupt sehr gespannt auf den Rest der Familie. Eigentlich hatte er ihr noch gar nichts darüber erzählt. Außer dass er offenbar mit seinem Bruder, dessen Frau und seiner Mutter unter einem Dach lebte.
    »Ist Mister Dusten denn schon in Inverness eingetroffen?« Mit der Art, wie abfällig er das Wort Mister über die Lippen brachte, bekräftigte Niall Lilis Vermutung. Ihr Verlobter und Dusten konnten einander nicht ausstehen. Ob der Cousin auch auf Scatwell Castle wohnte?
    »Nein, leider sind weder er noch Lady Mhairie eingetroffen, aber es hat in den letzten Tagen im Tal entsetzlich geschneit. Vielleicht sind sie nicht mehr rechtzeitig nach Dingwall zum Zug gekommen.«
    »Typisch für ihn. Er will sich doch bloß vor dem Fest drücken, und Großmutter lebt eh in ihrer versponnenen Märchenwelt«, schimpfte Niall, was Lili ebenfalls mit Verwunderung registrierte. Dass er so aufbrausend über seine Großmutter sprach, die offenbar geistig nicht mehr ganz auf der Höhe war, missfiel ihr.
    »Träumst du?« Nialls Stimme riss Lili aus ihren Gedanken.
    Sie wandte sich entschuldigend zu ihm um. »Nein, nein, es ist alles in Ordnung, ich bin nur etwas müde von der Fahrt.«
    Niall half ihr galant in die Kutsche, deren Fenster so klein waren, dass sie von der verschneiten Stadt nicht viel zu sehen bekam. Doch kaum dass die Kutsche gehalten hatte, konnte sie ihre Neugier nicht länger zügeln und sprang ungeduldig wie ein Kind aus dem Wagen. Sie fand sich vor einem prächtigen Stadthaus wieder, das – nur durch einen Weg und eine Uferpromenade getrennt – an einem Fluss lag. Inzwischen war es dunkel geworden, aber die Straßenlaternen hüllten alles in ein milchiges, schläfriges Licht.
    »Ja, das ist unser Geschäftshaus und unsere Bleibe über den Jahreswechsel. Das hat bereits Tradition, denn viele unserer Freunde leben in Inverness, und wir wären auf Scatwell recht einsam, weil sich keiner bei Eis und Schnee zu uns aufmachen würde. Aber gleich nach Neujahr fahren wir nach Hause«, erklärte Niall nicht ohne einen gewissen Stolz in der Stimme.
    »Und hier ist es nicht ganz so langweilig wie auf Scatwell«, fügte Isobel hinzu und schien für einen winzigen Augenblick vergessen zu haben, dass Lili für sie nicht mehr existierte.
    »Hast du denn viele Freundinnen?«, fragte Lili rasch und versuchte, sich nicht anmerken zu lassen, dass sich vor Freude über diese unverhoffte Annäherung ihr Herzschlag merklich beschleunigte.
    »Viele nicht, meine beste Freundin ist Murron Cullon.«
    Bei der Nennung dieses Namens zog sich Lilis Magen schmerzhaft zusammen. Sofort dachte sie daran, was deren Mutter über den Tod von Nialls Ehefrau verbreitet hatte, doch sie versuchte, es zu überspielen. »Ach ja, die kenne ich. Sie ist doch auch auf der St. George’s.«
    Isobel aber hatte ihren Irrtum rasch bemerkt. Wütend funkelte sie ihre ehemalige Lieblingslehrerin an. Ganz nach dem Motto: Bilde dir ja nichts ein. Du bist nicht mehr meine Freundin!
    »Jedenfalls darf Murron nach den Ferien zurück in die Schule und muss nicht mit Ihnen allein auf Scatwell bleiben, Miss Campbell«, zischte sie leise, damit ihr Vater es nicht mitbekam, doch Niall besaß ein scharfes Gehör.
    »Mein liebes Kind, ich warne dich. Wenn du nicht sofort mit deinen Gehässigkeiten aufhörst, dann kannst du etwas erleben«, knurrte er.
    »Keine Sorge, ich gehe freiwillig auf mein Zimmer und feiere nicht mit euch. Papa, aber wenn du glaubst, dass das eine Strafe für mich ist, hast du dich getäuscht. Ich bin doch froh, dass ich euch nicht länger sehen muss.«
    Niall hob die Hand, um seiner Tochter erneut eine Ohrfeige zu verpassen, doch Lili ging dazwischen. »Bitte nicht, Niall!«
    Er aber lief dunkelrot an. »Tu das nie wieder!«
    Lili zuckte zusammen, denn seine Stimme klang gefährlich. Sie atmete tief durch und fühlte sich mit einem Mal ganz schrecklich verlassen. Was suchte sie hier in einer fremden Stadt, vor einem fremden Haus und mit einem Mann, der ihr plötzlich so fremd war wie die

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