Murats Traum
Leon kommt, hast du gewonnen. Leon, du schafft es, dich zu beherrschen und nicht abzuspritzen. Wer verliert, wird bestraft. Nicht so schwer, oder? Jeder von euch ist sozusagen für das Leid des Anderen verantwortlich. Nun, worauf wartet ihr noch? Ich möchte etwas sehen.»
Insgeheim freut sich Leon darüber, schon so gut wie gewonnen zu haben. Er wird garantiert keinen hochkriegen. Alleine schon deswegen, weil er gefesselt ist und es ein Mann sein wird, der ihm einen bläst. Er lächelt und sonnt sich in Sicherheit.
Ein Luftzug trifft direkt auf den schlaffen Schwanz und lässt seine voreilige Zuversicht wie eine Seifenblase platzen. Eine sanfte Brise streift die reizbare Schwanzspitze und sorgt für eine Woge der Erregung, die Leon so unverhofft trifft, dass sie ihm die Luft raubt. Eine warme, feuchte Zunge wandert vom Knie aus langsam, mit aller Zeit der Welt, über die Innenseite des Oberschenkels nach oben. Dann wird ein sachter Kuss auf die weiche, rasierte Schwanzwurzel platziert. Entschlossen, sich gegen die ungewollte Lust zu wehren, zwingt sich Leon zur Beherrschung. Doch die Zunge kehrt wieder und legt den gleichen Weg am anderen Schenkel zurück. Leon lehnt den Kopf in den Nacken. Ohne dass er etwas dagegen tun kann, regt sich sein Schwanz. Er schwillt an, wächst wie eine Blume in einer Zeitrafferaufnahme und streckt sich Tristan entgegen. Fieberhaft versucht Leon, die Gewalt über seinen Körper zurück zu erlangen.
Kleine schwebende Küsse werden ihm auf die Beine gehaucht. Einer neben dem anderen, und als sein Schwanz mit einem Mal tief in Tristans Mund verschwindet, stöhnt Leon so laut, dass er vor sich selbst erschrickt. Die geschmeidige Zunge verwöhnt ihn, als wäre sie zu nichts Anderem bestimmt. Die seidigen Lippen saugen an Leons Eichel, und er beginnt, sich rhythmisch zu bewegen. Die Regeln und die Aufgabe missachtend, gibt er sich seinem Trieb hin; mit nur einem Ziel vor Augen: die Erlösung in diesem hingebungsvollen Mund. In schnellerem Rhythmus stößt er die Hüfte nach vorn. Finger wiegen seine Hoden und massieren sie. Die Realität um Leon verwischt. In seinem Kopf herrscht eine schwarze Leere. Nicht mehr lange. Bald ist es soweit. Die Zunge, die ihn beleckt. Die Lippen, die ihn fest umschließen.
Als er kommt, reißt er den Mund auf und glaubt schreien zu müssen. Doch nichts als ein langer, kräftiger Seufzer kommt dabei zu Stande. Er ballt die Hände hinter dem Rücken zu Fäusten; so fest, dass er meint, sie würden die Seile zersprengen. Leon keucht, spürt, wie seine Kraft nachlässt und möchte sich gegen etwas anlehnen. Ein Paar stützende Arme bewahren ihn davor, umzukippen.
Mit dem Abflauen des Orgasmus kehrt auch die Erkenntnis über das Geschehene und seine Folgen wieder. Allmählich taucht Leon an die Oberfläche der Wirklichkeit und realisiert, was er getan hat oder was man mit ihm getan hat. Er hat das Spiel verloren. Er ist auf Tristans teuflische Zunge hereingefallen. Es ist erste Mal, dass ihn ein Blowjob auf solche Weise erfasst und mitgerissen hat. Und dass, obwohl es ein Mann war, der …
Zu fluchen wäre sinnlos. Dennoch könnte sich Leon für sein Versagen in den Hintern treten. Denn jetzt muss er die Konsequenzen seiner Niederlage tragen, an die der Herr ihn freudig erinnert: «Du musst noch viel lernen, Leon. Und du weißt ja: Strafe muss sein.»
Die Seile um Leons Hände werden gelöst, daraufhin wird er auch von dem Rest der Fesselung befreit. Wohlige Erleichterung durchströmt ihn. Endlich kann er sich wieder frei bewegen. Das Tuch um die Augen bleibt. Zu gerne würde er wissen, wie der Mann aussieht, der ihn soeben vom Himmel geradewegs in die Hölle katapultiert hatte.
Stefan Herbst: Entfesselt
EBook: ISBN 978-3-86300-000-7
Buchausgabe: ISBN 978-3-939542-94-0
Bonusmaterial 2
aus Jan Holland: «Der Escort»
Jan begann tatsächlich, ihn abzutasten. Zuerst den schlanken, fast knochigen Oberkörper. Der Junge trug lediglich ein nicht ganz frisches T-Shirt, weite Jeans und ausgetretene Sneakers. Oberhalb des Gürtels gab es nicht viel zu ertasten. Unterhalb sah es anders aus. Seine Taschen waren bis auf ein paar Münzen leer. Und er trug keine Unterhose. Das wurde Jan klar, als er im Schritt des Jungen herumtastete und plötzlich etwas Längliches fühlte, was gerade härter wurde. Er umfasste den Schwanz des Jungen und rieb ihn sanft. In Nullkommanichts hielt er einen beachtlichen Ständer in der Hand.
«Nicht hier», sagte der
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