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Murray, Paul

Murray, Paul

Titel: Murray, Paul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Skippy stirbt (Teil 3)
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hätte sich wohl jeder andere für
immer in sein Schneckenhaus verkrochen. Aber nicht Tom Roche. Nein, er hat sich
mit Hingabe der Erziehung dieser Jungen gewidmet. Ich würde sogar sagen - das
wird Ihnen nicht gefallen, aber ich würde trotzdem sagen, genau diese Hingabe
ist es, die ihn diesen schrecklichen Fehler hat begehen lassen. Aber das ist
nicht der Punkt, der Punkt ist vielmehr: Er hat versucht, das Richtige zu tun,
und ist mit seinem Geständnis ausgerechnet zu Ihnen gekommen - wo doch sonst nie jemand von der Sache Wind
bekommen hätte -, und Sie wollen ihm einen Strick daraus drehen! Lassen Sie
sich eins gesagt sein: Sie stecken da ebenfalls bis zum Hals drin!«
»Ich?«
    »Ich habe Sie losgeschickt, damit Sie mit Juster reden.
Der Junge steckt in Schwierigkeiten, habe ich gesagt, gehen Sie und reden Sie
mit ihm, und Sie kommen mit leeren Händen zurück!«
    »Hätte ich ihm eine Pistole an den Kopf halten sollen?
Hätte ich ihm eine Pistole an den Kopf halten und sagen sollen: Okay, Juster,
jetzt sag was -«
    »Daniel«, murmelt Tom.
    »Was war das?« Der Automator fährt herum.
    »Er wollte lieber Daniel genannt werden«, sagt Tom,
hölzern vornübergebeugt wie eine klassische Statue beim Transport, durch eine
langsam erstarrende Schicht aus Tränen und Rotz hindurch.
    Die Versammlung verfällt in brütendes Schweigen.
    »Die Frage ist, wie schwierig wäre es, die Angelegenheit
unter Verschluss zu halten?«, lässt sich schließlich der verschlagene Pater
vernehmen. »Soweit ich es verstanden habe, ist der Vater des Jungen offenbar
nicht der Typ, der auf Ärger aus ist.«
    »Ist er einer von uns?«, erkundigt sich der hängebackige
Vorsitzende.
    »Abschlussjahrgang '84«, sagt der Automator. »Hat
hauptsächlich Tennis gespielt. Recht ordentliche Mannschaft damals. Ja, mit
seiner krebskranken Frau hat er reichlich genug um die Ohren, würde ich sagen.«
    »Trotzdem wäre es für uns vermutlich von Vorteil, wenn wir
zielgerichtete Nachforschungen vorzuweisen hätten«, steuert der verschlagene
Pater bei.
    »Na ja, dieses Mädchen hat ihm doch schwer zu schaffen
gemacht«, sagt der Vorsitzende. »Wäre das nicht das perfekte Alibi?«
    »Ich will diesem Romeo-und-Julia-Humbug keinen Vorschub
leisten«, sagt der Automator. »Sonst machen das am Ende noch alle nach, wie die
Lemminge.«
    »Dann sollte man wohl bei der Mutter ansetzen«, sagt der
verschlagene Pater.
    »Das wäre mir das Liebste. Mama liegt im Sterben, Sohn
packt es nicht, aus die Maus. Die Presse hat das mit der Mutter noch nicht spitzgekriegt.
Wir könnten für sie ein paar Hinweise ausstreuen, und bei der Gelegenheit
vielleicht auf den Beratungsdienst aufmerksam machen.« Er notiert etwas auf
einem Block. »Nun, meine Herren, ich denke, wir sind uns einig, das Motto lautet:
Nicht beirren lassen. Wenn Desmond Furlong hier wäre, würde er sicherlich das
Gleiche sagen.« Die Vorstandsmitglieder rings um den Tisch nicken wie
lammfromme Esel, mit Ausnahme von Pater Green, der den Kopf nachdenklich
geneigt hat, als erfreue er sich an dem Duft einer Frühlingswiese, und dem
unbekannten Kahlkopf, der nun die Aufmerksamkeit des Automators auf sich zieht.
    »Ach ja, richtig ...« Er kramt in den Papieren auf seinem
Schreibtisch und hält Howard drei oder vier zusammengeheftete Seiten hin. »Das
ist Vyvyan Wycherley, Howard, alter Klassenkamerad von mir. Er und Pater Casey
haben das für Sie unterschriftsfertig gemacht.«
»Was ist das?«
    »Ihr neuer Vertrag. Es freut mich, Ihnen eine Stellung als
Seabrooks erster Schularchivar überhaupt anbieten zu können. Läuft parallel zu
Ihren bestehenden Lehrverpflichtungen. Die Vergütung ist keine Riesensumme,
aber doch ganz ordentlich. Arbeitszeit frei einteilbar, nehmen Sie sich an
Gebieten vor, was immer Sie wollen ...«
    Howard blättert die Seiten benommen durch - Stellenbeschreibung,
Gehalt, und dann, fast am Ende, fällt sein Blick auf einen kurzen Abschnitt -
    »Das ist eine Verschwiegenheitsverpflichtung. Kennen Sie
sicher noch aus Ihrer Zeit bei der Bank. Mit Ihrer Unterschrift willigen Sie
verbindlich ein, keine vertraulichen Informationen über schulische
Angelegenheiten, einschließlich dessen, was heute hier zur Sprache gekommen
ist, an Dritte weiterzugeben.«
Howard stiert
ihn an. »Ist das Ihr Ernst?«
    »Reine Vorsichtsmaßnahme, Howard, um uns gegen alle Eventualitäten
abzusichern. Nur nichts überstürzen. Nehmen Sie's mit nach Hause, überdenken
Sie's. Wenn Sie es ausschlagen und in

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