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Murray, Paul

Murray, Paul

Titel: Murray, Paul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Skippy stirbt (Teil 3)
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mithilfe unserer eigenen,
vorhandenen Disziplinarmaßnahmen.«
    »Wie im Anfang, so auch jetzt und alle Zeit in Ewigkeit,
ja?«, fragt Pater Green den adretten kleinen Pater, der nur freudlos auflacht
und seinem Glaubensbruder die Hand aufs Knie legt.
»Ach, Jerome, wenn
es nach Ihnen ginge, würden wir alle in Ketten gelegt, oder?«
    Sein Lachen hat etwas Groteskes, das in Howard etwas
auslöst; er hat kein Ohr mehr für die Unterhaltung, die rings um ihn munter
weitergeht, er wird von Übelkeit und Schwindel geschüttelt, als stände er unter
Drogen, bis er seine erhobene Hand vor sich sieht und seine Stimme sagen hört:
»Halt, halt... ein Junge ist tot. Juster ist tot. Es spielt keine Rolle, was die Schule zu gewinnen oder
nicht zu gewinnen hat. Wir können das nicht -«, absurderweise dreht er sich an
dieser Stelle zu Tom um, »- nichts für ungut, Tom - aber wir können das nicht
einfach so ... durchgehen lassen.«
    Der silberhaarige Vorsitzende fängt an, sich über
Untersuchungen, Anhörungen und Sanktionen zu verbreiten, doch der Automator
bringt ihn mit einer Hand zum Schweigen: »Howard -«
    »Er hat recht«, fährt Pater Green dazwischen.
    »Entschuldigung, Pater, er hat nicht recht - Howard,
niemand sagt, dass wir das durchgehen lassen. Niemand sagt, dass wir Juster ad
acta legen sollen. Aber wenn Tom der Prozess gemacht wird, dann gibt es ein
Femegericht, das wissen Sie. Sie werden ihn ohne viel Federlesen verurteilen,
obwohl die Fakten in Wirklichkeit alles andere als klar sind -«
»Die Fakten
sind glasklar, Greg, er hat ein volles Geständnis abgelegt.«
    »Ich meine die Fakten, die Umstände von Daniel Justers
Tod. Wir wissen nicht, was dem Jungen durch den Kopf gegangen ist, und werden
es nie wissen. Wer von uns kann mit Sicherheit sagen, dass die Ereignisse, die
im Zusammenhang mit Tom stattgefunden haben, das definitive und
ausschlaggebende Moment für seine Verzweiflungstat waren? Es gab ja schließlich
noch anderes, was ihm zugesetzt hat. Seine kranke Mutter zum Beispiel, und das
Mädchen, diese Geschichte mit dem Mädchen.«
»Ja, aber -«
    »Und Tatsache ist, dass es angesichts der Tabletten, die
Tom ihm angeblich gegeben hat, doch wohl fraglich ist, ob er überhaupt
mitbekommen hat, was da abgelaufen ist, also, das Für und Wider einmal
beiseitegelassen, können wir wirklich ernsthaft -«
    »Menschenskind, Greg, er hat ihn in sein Zimmer gelassen
und ihn betäubt und missbraucht, wie können Sie auch nur -«
    »Jetzt mal immer mit der Ruhe!«, fährt der Automator dazwischen.
»Immer mit der Ruhe, Mister. Hier in Seabrook beurteilen wir einen Mann nach
der Summe seiner Taten, nach der Summe. Im
vorliegenden Fall handelt es sich um einen Mann, der sich dieser Schule und
ihren Schülern mit beispielloser Hingabe verschrieben hat. Sollte eine
Fehleinschätzung, so beklagenswert sie auch sein mag, mit einem Strich alles
auslöschen, was er an Gutem getan hat? An Gutem in Form von hingebungsvoller
Fürsorge?«
    »Eine Fehleinschätzung?«, fragt Howard perplex.
    »Ganz recht, ein jeder von uns -«
    »Eine Fehleinschätzung!«
    »Ja, so sagte ich, verdammt noch mal«, schnauzt der Automator
und läuft puterrot an. »So etwas ist Ihnen auch schon einmal unterlaufen, oder
haben Sie das schon vergessen? Dreieinhalb Millionen Pfund den Bach runter, in
weniger als einer Minute - weniger als einer Minute! Als Sie hierhergekommen sind, waren sie das Gespött der
Londoner Bankenwelt! Unvermittelbar! Und wer hat Sie aufgenommen? Wer hat Sie
aufgenommen, als Einziger? Diese Schule, weil wir uns um unsere Leute kümmern!
Das heißt Fürsorge!«
    »Wie zum Teufel -«, Howard springt auf, »- lässt sich Geld
zu verlieren damit vergleichen, jemanden unter Drogen zu setzen und zu
missbrauchen -«
    »Das werde ich Ihnen sagen!« Der Automator kommt ebenfalls
hoch und blickt drohend auf ihn herab. »Sehen Sie sich diesen Mann an, Howard!
Sehen Sie ihn sich gut an, bevor Sie mit irgendwelchen Schuldzuweisungen
daherkommen! Dieser Mann war ein Held! Dieser Mann hatte das Zeug, einer der
Spitzensportler aller Zeiten in diesem Land zu werden! Stattdessen ist er ein
Krüppel, leidet ständig unter Schmerzen, und zwar Ihretwegen! Wegen Ihrer
Feigheit! Und Sie reden von Gerechtigkeit! Wenn es so was wie Gerechtigkeit
gäbe, dann wären Sie auf dem Grund dieses Steinbruchs gelandet und nicht er!«
Das bringt Howard zum Verstummen. Der Vorsitzende neben dem kommissarischen
Direktor nickt betrübt. »Nach so einem Schlag

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