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Murray,Paul

Murray,Paul

Titel: Murray,Paul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Skippy stirbt (Teil 2)
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der ganze
Horror der Situation.
    Überall
lagen Kostümteile auf dem Boden verstreut. Ein Wikingerhelm, eine goldbesetzte
Korsage, eine Piratenaugenklappe, Schmetterlingsflügel und auch
konventionellere Stücke wie Hosen, T-Shirts, Strümpfe und Unterwäsche - alles
unbekümmert zerknautscht zu Füßen seiner einstigen Träger, die einander im
nackten Fleisch ihrer Arme wiegten. Die unsichtbaren Barrieren, die sie zu
Beginn des Abends voneinander getrennt hatten, waren irgendwie eingestürzt.
Goths tanzten mit Sportskanonen, Streber mit Girlies, Sexprotze mit
Vogelscheuchen, Fettsäcke mit Bohnenstangen - jeder mit jedem,
ununterscheidbar, einander stützend oder zu halb nackten Haufen
zusammengesunken, als sei der Keim von Howards und Aurelies geheimem Moment im
Geografieraum mit einem internen Luftzug wie in einer beklemmenden Moritat
hierher geweht, um dann in dem Treibhausklima meterhoch zu sprießen und sich
wie Unkraut auszubreiten, sodass sie ihn nun, wohin sie in der grellbunten
Zirkusbeleuchtung auch blickten, monströs vergrößert wuchern sahen, als nackte,
blindwütige Fleischeslust.
    »O Gott«,
stöhnte Miss Mclntyre mit leiser, vor Selbstekel brüchiger Stimme; Howard
suchte nach irgendwelchen tröstenden, entschuldigenden oder sinnvollen Worten,
doch ihm fielen keine ein.
    Sie taten
ihr Bestes, die Ordnung wiederherzustellen, aber die Kinder hörten einfach
nicht hin. Nicht aus Aufsässigkeit; vielmehr schienen sie sich in einer Art
erotischem Trancezustand zu befinden. Sie sahen Howard aus großen Augen an, als
er ihnen erhobenen Zeigefingers mit Suspendierung, Briefen an die Eltern, der
Polizei drohte, und kaum drehte er ihnen den Rücken, machten sie da weiter, wo
er sie unterbrochen hatte.
    »Das ist
hoffnungslos!«, rief Miss Mclntyre, den Tränen nah.
    »Was
sollen wir tun, was schlägst du vor?« Howard hob hektisch eine lange
Toilettenpapierspirale vom Boden auf, an deren Ende eine phallische Mumie die
Brüste eines Mädchens begrapschte, das, obgleich aufrecht stehend, zu schlafen
schien, zu seinen Füßen ein regenbogenfarbenes Häufchen Stoff, einst der
Schwanz einer Meerjungfrau. »Schluss jetzt!« Er stopfte der Mumie das
Toilettenpapier in die Hände. »Da, bedeck dich, um Himmels willen!«
    »Wir
müssen Greg anrufen«, sagte Miss Mclntyre. »Bist du verrückt?«
    »Wir
müssen - Finger weg!« Mit einem Sprung und einem Schreckenslaut brachte sie
sich vor den ausgestreckten Pfoten eines geheimnisvollen rosa Kaninchens in
Sicherheit.
    »Den
müssen wir doch nicht unbedingt informieren ...«, sagte Howard flehend, obwohl
alles auf das Gegenteil hindeutete.
    Doch es
war ohnehin graue Theorie, denn der Automator stand bereits in der Tür. Einen
Moment lang rührte er sich nicht von der Stelle und schaute nur mit steinerner
Miene zu, wie Dennis Hoey mit offenem Hemd und über die Schulter zurückgeworfenem
Schlips an ihm vorbeitorkelte und mit den Armen rudernd heiser brüllte: »Lest
eure Hemdsärmel! Krempelt eure Aufzeichnungen herunter!« Aus den Boxen rappte
ein Gangsta:
    I chop off your head bitch
    And jizz on your grave -
    Dann
schritt der kommissarische Direktor zur Tat. Auf die Tanzfläche marschierend
und unterwegs Paare trennend, indem er die Beteiligten am Kragen packte und
buchstäblich in entgegengesetzte Richtungen schleuderte, bahnte er sich seinen
Weg zu der Wand mit dem Sicherungskasten - natürlich, warum hatte Howard nicht
selbst daran gedacht? Die Musik verstummte schlagartig, gleich darauf gingen
die Lampen an, und alle, mit Ausnahme der am tiefsten versunkenen Paare,
blinzelten und verfielen in ein verunsichertes Gemurmel.
    »So!«,
brüllte der Automator über die Köpfe hinweg. »Alle an der Wand aufstellen, aber
dalli!«
    Die
Wirkung trat nicht sofort ein, doch ein letztes trübes Glimmen in den Gehirnen
erkannte die Stimme, und nach und nach gehorchten die verlotterten Gestalten
und taumelten durchs grelle Licht. Binnen fünf Minuten waren sie in einer Reihe
angetreten; wer nicht mehr stehen konnte, kniete oder kauerte am Boden, und
alle starrten den Automator aus ausdruckslosen Augen benommen an. Eine ganze
Weile starrte er nur zurück, als könnte er vor lauter Zorn seiner Stimme nicht
trauen. Schließlich sagte er: »Ich weiß nicht, was heute Abend mit euch los
ist, aber eins kann ich euch versichern: Das wird Folgen haben. Schwerwiegende Folgen.« Howard, der links von ihm
stand, zuckte innerlich zusammen. »Es ist jetzt -« der Automator sah

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