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Murray,Paul

Murray,Paul

Titel: Murray,Paul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Skippy stirbt (Teil 1)
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zurück.
    »Ein
Buch.«
    »Was
du nicht sagst.« Sie nimmt es ihm aus der Hand. »Robert Graves, Strich
drunter!«
    »Das
hab ich auf dem Heimweg mitgenommen. Erster Weltkrieg. Ich dachte, das gefällt
den Jungs vielleicht.«
    »Robert
Graves, hat der nicht Ich, Claudius geschrieben? Wo sie eine
Fernsehserie draus gemacht haben?«
    »Weiß
ich nicht.«
    »Doch.«
Sie überfliegt die Rückseite des Buches. »Sieht interessant aus.«
    Howard
zuckt unverbindlich mit den Schultern. Halley lehnt sich auf ihrem Stuhl zurück
und schaut zu, wie seine Blicke rastlos über den Tresen tanzen. »Wieso bist du
denn so komisch?«
    Er
erstarrt. »Ich? Ich bin doch nicht komisch.«
    »Doch.«
    Er
versucht verzweifelt, sich zu erinnern, wie er sich ihr gegenüber
normalerweise verhält. »Es war nur ein langer Tag - o Gott -« Er stöhnt
unwillkürlich, als sie eine Zigarette aus ihrer Hemdtasche zieht. »Rauchst du
jetzt noch eins von den Dingern?«
    »Jetzt
fang bloß ...«
    »Das
ist ungesund! Du wolltest doch aufhören.«
    »Was
soll ich sagen, Howard? Ich bin süchtig. Hoffnungslos und krankhaft süchtig,
ein willenloses Opfer der Tabakindustrie.« Sie lässt die Schultern hängen,
während die Zigarette aufglüht. »Und schließlich bin ich ja nicht schwanger
oder so.«
    Ach
ja, genau - so geht er normalerweise mit ihr um. Jetzt erinnert er sich
wieder. Anscheinend durchlaufen sie gerade eine längere Phase, in der sie nur
noch miteinander reden können, wenn sie sich gegenseitig kritisieren und
einander unnötige Vorwürfe machen. Wichtiges, Unwichtiges, alles kann einen
Streit auslösen, selbst wenn eigentlich keiner von beiden streiten will, selbst
wenn er oder sie versucht, etwas Nettes zu sagen oder eine schlichte Tatsache
feststellt. Ihre Beziehung ist wie ein defektes Gerät, das nach dem Einschalten
nur noch sporadisch läuft und einem einen elektrischen Schlag versetzt, wenn
man nach dem Fehler sucht. Die einfachste Lösung wäre natürlich, es gar nicht
mehr einzuschalten, sondern sich nach einem neuen umzusehen; über diese Möglichkeit
mag er aber noch nicht ernsthaft nachdenken.
    »Wie
geht's mit der Arbeit?«, fragt er in versöhnlichem Ton.
    »Ach
...« Sie macht eine wegwerfende Geste, als müsste sie den Staub des Tages von
den Händen schütteln. »Heute Vormittag hab ich einen Testbericht über einen
neuen Laserdrucker geschrieben. Dann hab ich fast den ganzen Nachmittag damit
zugebracht, jemanden bei Epson an die Strippe zu kriegen, der mir die
technischen Daten bestätigt. Die übliche Nervtour.«
    »Irgendwelche
neuen technischen Wunderwerke?«
    »Ja,
allerdings ...« Sie nimmt ein kleines rechteckiges Silberding von ihrem
Schreibtisch und hält es ihm hin. Howard runzelt die Stirn und fingert daran
herum - es ist flach wie eine Kreditkarte und kleiner als seine Handfläche.
    »Was
ist das?«
    »Eine
Videokamera.«
    »Das ist eine Kamera?«
    Sie
nimmt ihm das Ding aus der Hand, schiebt einen Deckel zurück und gibt es ihm
zurück. Die Kamera gibt ein fast unhörbares Surren von sich. Er hält sie in
die Höhe und richtet sie auf Halley; ein klares Bild von ihr erscheint auf dem
winzigen Display, und in einer Ecke blinkt ein rotes Licht. »Ist ja unfassbar«,
sagt er lachend. »Was kann die denn sonst noch?«
    »Machen sie jeden Tagzu einem Sommertag!«, liest sie aus der Pressemitteilung
vor. »Die Sony JLS9xr weist erhebliche Verbesserungen gegenüber dem Modell
JLS700 auf und besitzt darüber hinaus völlig neue Features, vor allem das neue
Intelligent Eye System von Sony, das nicht nur eine unerreicht hohe Auflösung
liefert, sondern auch über Bildverfeinerung in Echtzeit verfügt; damit werden
Ihre Videos lebendiger als das Leben selbst.«
    »Lebendiger
als das Leben selbst?«
    »Die
Kamera korrigiert das Bild während der Aufnahme. Sie gleicht schwache
Beleuchtung aus, erhöht die Farbsättigung und verleiht den Objekten Glanz.«
    »Wow.«
Sie senkt leicht den Kopf, während sie ihre Zigarette ausdrückt, und hebt ihn dann
wieder. Ihr winziges Abbild auf dem Display wirkt tatsächlich brillanter,
kompakter, schärfer - ein rosiger Schimmer auf ihren Wangen, ein Glitzern
in ihrem Haar. Als er versuchsweise von dem Bild wegschaut, kommen ihm die
echte Halley und die ganze Wohnung plötzlich flau und verwaschen vor. Er
schaut wieder auf das Display und zoomt auf ihre Augen, die tiefblau sind und
feine weiße Streifen haben; wie Eis, denkt er immer. Sie wirken

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